Recycling Diese Müllmythen geistern durch jede WG

Deutschland ist bei der Mülltrennung ganz vorne. Trotzdem führt das Thema in WGs regelmäßig zu Grundsatzdiskussionen zwischen "dem Ausspüler" und der "Aus-Prinzip-Nicht-Trennerin". Wir klären ein für allemal, wer Recht hat.

Von: Jasmin Brock

Stand: 05.03.2018 | Archiv

Mülltonnen  | Bild: BR

"Willst du mit mir trennen?" Also, den Müll versteht sich. Diese Frage birgt in jeder WG Stoff für endlose Diskussionen. Wenn etwa der neue Mitbewohner auf Biomüll besteht, die alteingesessenen WG-Genossen aber schon mit der Milchpackung ratlos vor der Tonne stehen. Und das, obwohl wir in Deutschland seit über 25 Jahren Müll trennen. Aber egal welcher Typ von Mülltrenner man ist - in Sachen Umweltschutz macht beinahe jeder etwas falsch. Zeit, die falsch gelernten Mülltrennungsmythen endlich zu klären.

Typ 1: Die Aus-Prinzip-Nicht-Trennerin

Der Eindruck, dass der Müll zusammen gekippt wird, kann entstehen, wenn verschiedene Mülltonnen oder Container in dasselbe Fahrzeug zum Abtransport gekippt werden. Aber die Wagen haben verschiedene Kammern. Außerdem besteht in Deutschland die sogenannte Trennpflicht. Nach Zahlen des Umweltbundesamts werden rund 65 Prozent unseres Haushaltsmülls "stofflich verwertet", also recycelt. An diesen Zahlen gibt’s aber auch Kritik. Die Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) hält beispielsweise eine Recyclingquote von 40 Prozent für realistisch.

Müll, der verbrannt wird, zählt auch zur Wiederverwertung und kann für Fernwärme und Strom genutzt werden. Wenn man alle Verwertungsarten miteinbezieht, werden über 90 Prozent des privaten Hausmülls erneut eingesetzt. Tatsächlich gibt es regional leicht unterschiedliche Regelungen oder Bezeichnungen, wie und wohin getrennt werden muss. Am besten ist es, sich bei der kommunalen Abfallwirtschaft oder beim Vermieter zu erkundigen.

Typ 2: Der Joghurtbecher-Ausspüler

Das ist gut gemeint und hilft natürlich gegen den Gestank von Senfgläsern im Altglaskorb, für die Klimabilanz aber nicht sehr sinnvoll. Die Becher und Gläser müssen nur "löffelrein" sein, was nichts anderes als "leer gegessen und ausgekratzt" bedeutet. Becher und Gläser selber nochmal zu spülen verbraucht unnötig Wasser, Kunststoff wird nämlich ohnehin in der Anlage vor dem eigentlichen Recycling nochmal gewaschen.

Typ 3: Die Bis-zur-letzten-Faser-Trennerin

Verpackungen auseinanderbauen und auf Klebetiketten zu achten ist natürlich vorbildlich. Viele Verpackungen bestehen nämlich aus unterschiedlichen Materialien. Je besser getrennt wird, desto höher fällt die Recyclingquote aus. Das gilt sogar, wenn die einzelnen Bestandteile in dieselbe Tonne kommen, wie zum Beispiel beim Kunststoff-Joghurtbecher mit einem Deckel aus Aluminium. Der Grund: Die Sensoren der Sortieranlagen können pro Objekt immer nur ein Material und keine Einzelteile erkennen. Hängen Deckel und Becher noch zusammen, kann das nicht mehr getrennt werden und die Stoffe werden nicht optimal recycelt.

Psychologische Tricks helfen

Damit es zu Hause einfacher wird: Die verschiedenen Mülleimer sollten am besten direkt nebeneinander stehen und genau beschriftet sein. Auch ein Merkzettel am Kühlschrank hilft, wenn man sich unsicher ist, was nochmal in welche Tonne gehört. Kurze Wege und klare Anweisungen überzeugen vielleicht auch die trennfaulen Mitbewohner.

Sendung: Filter, 06.03.2018 - ab 15.00 Uhr