Interview über Outdoor-Trips So können Mikroabenteuer euren Alltag umkrempeln

Im Urlaub wollen wir uns richtig erholen, doch leider ist er immer viel zu schnell vorbei. Christo Foerster geht deshalb regelmäßig auf Mikroabenteuer, um das Urlaubsgefühl in den Alltag zu bringen und erklärt uns im Interview, wie das geht.

Von: Valerie Künzl

Stand: 02.10.2019 | Archiv

Christo Foerster | Bild: privat

Eine Nacht unter freiem Himmel zwischen zwei Arbeitstagen, einen Tag lang nur geradeaus laufen oder mit dem Stand-Up-Paddle-Board einfach mal nach Helgoland – sogenannte Mikroabenteuer können absurd, aufregend oder sogar gefährlich sein. In jedem Fall sollen die spontanen Kurztrips in die Natur die Menschen aus ihrer Komfortzone rausholen und ein anderes Lebensgefühl in den Alltag bringen. Christo Foerster ist Autor aus Hamburg und hat ein Buch über Mikroabenteuer geschrieben. In seiner Facebook-Gruppe "Mikroabenteuer Community" gibt er anderen Tipps und Inspiration für ihren nächsten kleinen Trip in die Natur. Wir haben uns von Christo erklären lassen, welches Ziel Mikroabenteuer haben und was man dabei beachten sollte.

PULS: Christo, warum sollte ich ein Mikroabenteuer machen und nicht zwei Wochen am Strand liegen?

Christo: Ein Mikroabenteuer hat die Kraft den Alltag zu verändern. Nach zwei, drei Wochen Strandurlaub denken wir, dass alles anders ist. Aber eigentlich hat sich doch gar nichts verändert. Wir wollen umso schneller in den nächsten Urlaub. Mit einem Mikroabenteuer kann es uns gelingen unseren Alltag umzudefinieren. Das ist am Ende viel wertvoller als immer abzuhauen und vermeintlich diesen Akku wieder aufzuladen, der sich dann sehr schnell wieder leert.

Was macht für dich ein Mikroabenteuer aus?

Ein Mikroabenteuer ist ein kleines Abenteuer, das wenig Aufwand in Sachen Zeit, Ausrüstung, Geld und Planung erfordert. Wir verlassen unsere gewohnten Wege und akzeptieren Ungewissheit. Dafür musst du einfach aus deiner gewohnten Komfortzone ausbrechen. Du kannst tatsächlich auch direkt vor der Haustür beginnen und musst dafür nicht weit weg fahren.

Wie bist du denn auf die Idee des Mikroabenteuers gekommen?

Ein Freund und ich haben festgestellt, dass wir uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen haben. Also haben wir beschlossen am nächsten Morgen am Brandenburger Tor frühstücken zu gehen. Ich bin dann mit dem Fahrrad, über Nacht und ohne Pause, von Hamburg nach Berlin gefahren. Wir haben dann gefrühstückt und danach bin ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder zurück nach Hause gefahren. Da habe ich gemerkt: "Du musst auf überhaupt gar nichts warten, du musst einfach dein Rad nehmen und losfahren." Das hat mir sehr die Augen geöffnet.

Gibt es Regeln für ein Mikroabenteuer?    

Du kannst deine Abenteuerregeln für dich selbst finden. Für mich persönlich habe ich drei definiert: Ich benutze kein Auto und Flugzeug. Mein Erlebnis dauert zwischen acht und 72 Stunden. Und wenn das Mikroabenteuer über Nacht geht, schlafe ich draußen. Diese drei Regeln stellen mich immer wieder vor Herausforderungen.

Wie leicht ist es wirklich, Mikroabenteuer in den Alltag einzubauen?

Du musst nach Zeitfenstern gucken, die du bislang noch nicht gesehen hast. Zum Beispiel zwischen zwei Arbeitstagen. Es ist ja möglich all deinen Kram, den du für eine Nacht draußen brauchst, mit zum Arbeitsplatz zu nehmen. Dann kannst du nach Feierabend gleich aufbrechen und am nächsten Morgen wieder direkt zum Arbeitsplatz kommen.

Hast du nicht manchmal Angst ganz alleine in der Natur?

Ich bin da unglaublich gerne. Dort bin ich sehr nah an mir selbst dran, weil die Natur eben unser ursprünglicher Lebensraum ist. Angst habe ich dabei eigentlich keine. Ich glaube, es ist viel gefährlicher einen Tag durch eine Großstadt zu laufen, als eine Nacht draußen zu verbringen.

Bist du mit einem Mikroabenteuer schon mal gescheitert?

Natürlich habe ich ein Mikroabenteuer auch schon abgebrochen, weil die Bedingungen zu heikel waren. Ich wollte auf den Berg rauf und dort übernachten. Doch dann kam ein Schneesturm und ich musste am Ende umdrehen, ohne mein Ziel erreicht zu haben.

Fandest du es schlimm, dein Ziel nicht erreicht zu haben?  

Nein. Es geht mehr darum einen Anlass zu haben draußen zu sein. Der Weg dahin ist das Ziel.

Welche drei Dinge gibst du jemanden mit auf den Weg zu seinem ersten Mikroabenteuer?

Nicht so viel planen! Das ist das Wichtigste. Je weniger du planst, desto größer ist das Abenteuer. Es reicht eine einfache Ausrüstung. Und vor allem solltest du deine Angst und deine Ausreden einfach mal wegdrücken. Rausgehen, machen und nicht lange nachdenken.

PULS am 02.10.2019 – ab 15 Uhr.