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Legaler CBD-Hanfanbau in Franken "CBD-Cannabis ist wie die alkoholfreie Variante"

CBD-Produkte findet man zurzeit gefühlt an jeder Ecke. Die Auswahl ist groß – von Hanftee über Hanfschokolade bis hin zu CBD-Öl gibt’s alles. Wir sprechen mit Hanfbauer Josef über den Hype, seinen Job und die strengen Vorschriften.

Von: Sandra Holler

Stand: 28.08.2019 | Archiv

Josef bayer in seiner Plantage | Bild: Josef Bayer

Josef Bayer – auch bekannt unter dem Namen Hanf-Joe – baut im fränkischen Kronach seinen eigenen Nutzhanf an. Nach der Ernte beliefert er Hersteller, die daraus CBD-Produkte herstellen. CBD ist ein Stoff in Cannabispflanzen, der sich auf unterschiedlichste Krankheitsbilder positiv auswirken soll. Im Gegensatz zum bekannteren THC macht CBD aber nicht high, weil die psychoaktiven Stoffe fehlen. Und trotzdem ist der Konsum in Deutschland nicht einfach – im Grunde ist alles eine große rechtliche Grauzone. Wir haben uns von Joe erklären lassen, wie der Hanfanbau funktioniert und welche Wirkung solche CBD-Produkte wirklich haben können.

PULS: Joe, wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, Hanf anzubauen?

Josef Bayer: Erst einmal, weil ich ein Landwirt bin und das in Deutschland nur die Landwirte tun dürfen. Dazu kommt meine Erkrankung, die ich seit 2015 mit CBD-Öl behandle, das aus dem Nutzhanf hergestellt werden kann. Seit 2017 bekomme ich auch medizinisches Cannabis aus der Apotheke und deshalb interessiere ich mich auch besonders für Hanfpflanzen. Ich war dann 2016 und 2017 auf dem Hanffeld eines Kollegen zum Ernten und da habe ich einfach mal gesagt: Warum nur Erdbeerselbstpflücke – wir könnten doch auch eine Hanfselbstpflücke machen?  Danach habe ich die Anfrage ans Landratsamt gestellt und die hatten gegen mein Projekt keine Einwände. Das war dann der Startschuss für den Hanfanbau beziehungsweise die Hanfselbstpflücke, wie ich sie mal geplant hatte.

Das Selbstpflück-Projekt ist dann aber gescheitert. Woran denn?

Das liegt an der Gesetzgebung, die 2017 mit dem Medizinalgesetz eingepflegt wurde. Aufgrund dessen werden alle Pflanzen, die der Gattung Cannabissativa angehören, nicht neu, aber intensiver geregelt. Das heißt, dass diese Blüten oder Pflanzenteile nur zu gewerblichen oder wissenschaftlichen Zwecken abgegeben werden dürfen. Der Missbrauch zu Rauschzwecken muss dabei ausgeschlossen werden und der THC-Wert von 0,2 Prozent muss eingehalten werden. Obwohl die Blüten von den Produkteigenschaften so geregelt sind, dass der Missbrauch ausgeschlossen werden kann, sagt der Staatsanwalt, dass Kunden, die mehrere Kilo Blüten pflücken, daraus ein Öl machen könnten, das diesen 0,2 Prozent THC-Wert übersteigt. Damit hätte man ein illegales Betäubungsmittel und mein Hanf ist die Grundlage, um sowas herstellen zu können. Daher ist es auch schon illegal, es an Privatleute abzugeben.

Privatleute sind also ein No-Go. Wer sind denn deine Abnehmer?

Ich habe kleine Abnehmer: Restaurants, Bäckereien, Metzgereien. Die nutzen das Ganze dann zum Verbacken, zum Kochen, zum Semmeln machen, zum Räuchern, grundsätzlich als Aromastoff oder als Gewürz. Dann gibt es die Teeproduzenten, die es als Teemischung anbieten, und die Hauptabnehmer sind eigentlich die CBD-Produzenten, weil sie zum Extrahieren von CBD-Öl einfach größere Mengen brauchen.

Wie einfach ist es eigentlich, mit dem Hanfanbau anzufangen?

Jeder Landwirt in Deutschland kann das seit 1996 tun. Es wurde nur aufgrund der fehlenden Verarbeitung bisher noch nicht so angebaut oder war eher weniger interessant für die meisten Landwirte. Andere Kulturen waren wirtschaftlich wahrscheinlich interessanter. Aber mittlerweile wissen wir, dass wir aus dem Hanf, aus dem Korn, aus dem Samen nicht nur Öl gewinnen können oder aus den Fasern irgendwelche Baumaterialien oder Dämmstoffe. Das Wichtigste ist eigentlich die Blüte und die Blätter, weil wir da wirklich wertvolle Stoffe gewinnen. Die ganzen Cannabinoide und die Duft- und Geschmacksstoffe. Daraus kann man im besten Fall ein CBD-Öl herstellen, was ganz vielen Leuten sehr toll hilft bei unterschiedlichsten Beschwerden.

Aber dürfte ich das denn privat machen?

Nein, du bräuchtest eine Lizenz. Eine einzige Pflanze im Privatgarten gilt schon als Betäubungsmittel und als eine potente Rauschpflanze. Das wäre nicht möglich. Es gab auch schon unterschiedlichste Fälle, wo in irgendwelchen Gärten Vogelfutter mit Nutzhanfsamen an die Vögel verfüttert wurde. Und da kann es ja mal sein, dass ein Vogel was verliert oder dass was aus diesem Häuschen rausfällt und, wenn die Samen dann zu wachsen anfangen und es keiner merkt, dann steht da irgendwann eine Hanfpflanze. In einem Privatgarten kann es da durchaus zu Problemen kommen, wenn da jemand was erzählt und die Polizei kommt. Dann hat man ein illegales Betäubungsmittel im Garten stehen, auch wenn es nur ein Nutzhanf ist und auch wenn den ein Vogel verloren hat.

Du kennst ja beides: Was ist denn der Unterschied zwischen THC-Gras und CBD-Gras?

Um es einfach zu beschreiben: Medizinisches Cannabis wäre für mich die Variante mit Alkohol und das CBD-Cannabis ist wie die alkoholfreie Variante. Vom CBD-Gras hat man normalerweise keinen Rausch zu erwarten – je nach Stärke des THC-Gehaltes. Was in Deutschland normalerweise so angeboten wird auf dem Markt, das ist alles nicht berauschend – zumindest das, was CBD anbelangt, egal ob Blüten, Tee, Schokolade oder Creme. Da wird man keinen Rausch daraus ziehen können und dafür ist es auch nicht gedacht.

Könnte man deinen Nutzhanf rauchen?

Könnte man, ja. Das würde aber sehr unangenehm werden, weil die ganze Blüte voll mit Samen ist. Wenn man diese Samen nicht aussortiert, hat man eine sehr knisternde Hanfzigarette, weil ganz viel Öl und Fette drin sind. Das ist vom Geschmack her auch extrem widerlich. Man hat da 0,0 berauschenden Effekt. Ich würde auch sagen, dass auch kein Entspannungseffekt entsteht, weil einfach die Menge an THC und CBD ohne Weiterverarbeitung viel zu gering ist.

An welche Regeln musst du dich mit deinem Nutzhanf denn halten?

Angefangen bei der Meldung beim Bundesamt für Landwirtschaft und Ernährung muss ich meine Anbaufläche, meine Sorten und meine Aussaatmenge angeben. Außerdem muss ich mir zertifiziertes Saatgut kaufen. Da muss ich aber auch nachweisen, wo und wie viel davon ich ausgesät habe. Und dann kann es immer noch sein, dass eine THC-Kontrolle stattfindet. 

Gibt’s was, wo du dir eine Veränderung wünscht?

Die Gesetzgebung müsste geändert werden. Alles, was Nutzhanfprodukte betrifft, die wir nach EU-Gesetz anbauen dürfen. Andere Länder – Österreich, Schweiz, Italien – dürfen beispielsweise mit Nutzhanfprodukten und CBD-Blüten handeln und unverarbeitete Produkte auch an Endkunden abgeben. Da muss bei uns auf alle Fälle eine Regulierung stattfinden. Es kann nicht sein, dass wir in den letzten Wochen und Monaten in verschiedensten Hanfläden Durchsuchungen bekommen! Da werden nicht nur die Hanftees und Hanfblüten beschlagnahmt, sondern im Endeffekt alles, was mit Hanf zu tun hat. Sobald da CBD auf der Creme draufsteht oder auf der Schokolade, wird die auch mitgenommen, obwohl das in Deutschland schon jahrzehntelang angeboten wird. Wir brauchen eine gute und andere Gesetzgebung, damit wir einen leichteren und vernünftigen Umgang damit haben können.

Sendung: PULS am 29. August 2019 - ab 14 Uhr.