Klimawandel Wie man mit Klima-Skeptiker*innen diskutieren sollte

Den Klimawandel zu verstehen, ist schwer genug. Jemanden zu überzeugen, dass er tatsächlich stattfindet, noch schwieriger. Hier sind Tipps, wie ihr euch für eine Diskussion mit Fakten-Verdrehern und Unentschlossenen wappnen könnt.

Von: Katharina Kühn

Stand: 01.02.2019 | Archiv

Klimawandel | Bild: BR

90 Prozent der Wissenschaftler auf der Welt sind sich einig: Der Klimawandel ist real und der Mensch ist maßgeblich dafür verantwortlich. Trotzdem gibt es Menschen, die das nicht wahrhaben wollen und wissenschaftliche Fakten infrage stellen. Diskussionen mit ihnen können ganz schön nervig sein – aber man kann sich zumindest darauf vorbereiten.

Paulina Fröhlich hat mit Freunden die Initiative "Kleiner 5" gestartet und dazu aufgerufen, mit Menschen mit rechtspopulistischer Haltung zu diskutieren. Sie ist also eine Expertin, wenn es ums Diskutieren geht – und kennt sich mit dem Klimawandel aus, weil sie Wassermanagement studiert hat. Ihr erster Tipp: Erstmal akzeptieren, dass man den anderen kaum komplett überzeugen wird. Zu Beginn des Gesprächs bringt es deshalb auch mehr, erst einmal die Gemeinsamkeiten zu klären, statt sich wild auf die unterschiedlichen Haltungen zu stürzen:

"Wichtig ist, sich ganz langsam ran zu tasten, zu sagen, okay, wir sind uns beide einig, dass sich das Klima ändert, oder? Dann werden wahrscheinlich beide Parteien zustimmen. Und der Unterschied kommt dann zutage, wenn die Frage ist, ob der menschliche Einfluss hoch ist oder nicht."

Paulina Fröhlich

Radikale Höflichkeit

Während des Gesprächs helfen die Standardregeln für Kommunikation, die aber leider immer wieder vergessen werden: respektvoll bleiben, den anderen ausreden lassen, nachfragen, bevor man jemanden verurteilt. Das heißt aber nicht, dass wir nachgiebig werden dürfen - gegen Hass und Ausgrenzung müsse man trotzdem ankämpfen. Paulina Fröhlich nennt das "radikale Höflichkeit“.

"Das würde für mich in diesem Fall bedeuten, sich gegen diese grobe Fahrlässigkeit den späteren Generationen gegenüber auszusprechen und natürlich auch den Generationen jetzt, die vielleicht im globalen Süden sind und von Naturkatastrophen betroffen sind."

Paulina Fröhlich

Wie arbeiten Klimawissenschaftler?

Carel Mohn, Redaktionsleiter der Webseite "Klimafakten.de", empfiehlt, vor einer Diskussion selber zu verstehen, wie Klimawissenschaftlerinnen und -wissenschaftler arbeiten, wie sie forschen, Hypothesen entwickeln, Annahmen verwerfen oder Ergebnisse wieder und wieder überprüfen. Dazu gehört auch, den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu verstehen: Das Wetter beschreibt die Atmosphäre an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt – Montag, 17 Uhr, Würzburg, Regen, zum Beispiel. Das Klima bezieht sich auf das durchschnittliche Wetter über einen längeren Zeitraum für einen Ort, eine Region oder sogar die ganze Erde. Argumente wie: "Draußen liegt Schnee, also gibt es keinen Klimawandel" sind damit für die Tonne.

Wenn der Gegenüber die Forschungen zum Klimawandel generell anzweifelt, kann es helfen, auf andere Situationen zu verweisen, in denen wir auch der Wissenschaft vertrauen: zum Beispiel, wenn wir zum Arzt gehen. Auch da wüssten die wenigsten, was da genau wissenschaftlich passiert, sagt Carel Mohn. Trotzdem lassen wir uns von diesen Leuten behandeln. Und nur weil die Ärzte mit der Behandlung Geld verdienen, werfen wir ihnen nicht vor, sich die Krankheiten auszudenken, um uns auszuquetschen.

Was kann ich schon tun?

Natürlich spielt auch die Frage eine Rolle, wie groß der Einfluss des Menschen auf das Klima sein kann. Frei nach dem Motto: Die Sonne scheint nun mal, was soll ich als winziger Erdbewohner für einen Einfluss haben? Carel Mohn vergleicht unseren Einfluss mit Enzymen oder Vitaminen im menschlichen Körper: Auch die verursachen viel, obwohl sie in winzigen Mengen in unserem Organismus arbeiten. Genauso haben wir es geschafft, dieses riesige Klimasystem zu stören.

Und dann wäre da noch die Sache mit den Klimaschwankungen, die gab es zwar schon immer, aber das bedeutet nicht, dass wir uns deswegen keine Sorgen machen sollten:

"Diese Schwankungen, die wir jetzt sehen, haben wir seit Hunderttausenden von Jahren nicht gesehen. Die Schnelligkeit dieses Wandels ist auch neu und vollzieht sich in einem Tempo, dass sie ein echtes Problem ist, weil Pflanzen, Tiere und Menschen sich auf diesen rapiden Wandel nicht einstellen können."

Carel Mohn

Carel Mohn und Paulina Fröhlich raten aber auch, sich klar zu machen, wer da vor einem steht: Beim Typ "Verschwörungstheoretiker" geht die Chance auf eine gute Diskussion gleich Null. Ähnlich ist es bei Menschen, die nur provozieren wollen. In den anderen Fällen sollten wir es aber auf jeden Fall probieren.

Sendung: Filter, 04.02.2019 - ab 15.00 Uhr