How to bayerische Tradition So klaut ihr einen Maibaum
Diebstahl hat Tradition in Bayern, zumindest der von Maibäumen. Aber wie schafft man es, ein riesen Stück Holz zu zocken, das ziemlich gut versteckt ist und noch besser bewacht wird? Wir haben ein paar Tipps.
Die Planungsphase
Die Suche nach dem passenden Diebesgut beginnt früh, manchmal sogar schon ein halbes Jahr im Voraus. Die stolzen Besitzer des Baums verkünden dann nämlich oft schon im Internet oder in der Lokalzeitung, dass der Maibaum im Wald geschlagen wurde. Um das genaue Versteck zu finden - oft eine Scheune oder Halle - durchkämmen nächtliche Spähtrupps möglichst unauffällig die Nachbargemeinden. Dafür ist das richtige Outfit essentiell, verrät Daniel Bretzner vom Burschenverein Ismaning - der den Maibaum sogar schon vom Münchner Viktualienmarkt geklaut hat:
"Dunkle Klamotten, am besten Tarnkleidung. Und dann Ohren und Augen in alle Richtungen. Dass man mitbekommt, ob irgendwo das Licht angeht, oder einer läuft."
Daniel Bretzner, Burschenverein Ismaning
Gleichzeitig checkt der Spähtrupp die beste Route, um den geklauten Maibaum dann möglichst schnell abzutransportieren.
Der Raubzug
In der Nacht der Nächte ist Schnelligkeit alles. Dafür liegen die Diebe schon Stunden vorher auf der Lauer, sagt Daniel Bretzner:
"Einer ist schon früher draußen, so dass der über Stunden die Situation vor Ort einschätzen kann, damit man zum Beispiel weiß, von wie vielen Personen der Baum bewacht wird. Die beste Zeit um loszulegen ist in der Tiefschlafphase, zwischen zwei und vier in der Früh."
Daniel Bretzner, Burschenverein Ismaning
Und dann schlagen die Räuber zu, bewaffnet mit Baumwagen und Spanngurten. Dem Ehrenkodex entsprechend darf der Maibaum bei der ganzen Aktion nicht mutwillig beschädigt werden. Möglichst leise wird er auf den Wagen gehievt, so leise das mit einem Stück Holz eben geht, das oft über 30 Meter lang ist. Danach heißt es: Raus aus der Gefahrenzone. Denn erst wenn der Baum die Ortsgrenze überquert, gilt der Raubzug als erfolgreich.
Die Auslöse
Die Bestohlenen werden am nächsten Vormittag über ihre Niederlage informiert. Jetzt ist Verhandlungsgeschick gefragt. Denn um die Diebe zu überzeugen, den Maibaum wieder rauszurücken, bedarf es mindestens einiger Liter Bier und einer zünftigen Brotzeit.
Sendung: Filter vom 27. April 2018