How to bayerische Tradition So bewacht ihr einen Maibaum

Von Ende März bis Ende April herrscht Maibaum-Krieg in Bayern. Wir haben Profis gefragt, wie man das begehrte Stück Holz am besten vor dreisten Dieben beschützt. Ein kleines Maibaum-Bewachungs-How-to.

Von: Miriam Harner

Stand: 25.04.2018 | Archiv

Maibaum  | Bild: BR

Das beste Mittel gegen Maibaumräuber ist öffentlichkeitswirksame Abschreckung. Deswegen wird aus der traditionellen Maibaumwache eine Art Volksfest, wie Stephan Huber vom Burschenverein Neufinsing erklärt:

"Bei uns ist es so, dass wir den Maibaum nicht verstecken wollen, sondern wir lagern den öffentlich mit einem Maibaumstüberl und da sind dann auch alle möglichen Leute eingeladen, dass sie den Baum anschauen und ein Bier trinken oder was essen oder feiern."

Stephan Huber vom Burschenverein Neufinsing

Zwischen Trinksspiel und Kontrollgängen

Logisch: Je mehr Leute ein, oder noch besser zwei Augen auf den Maibaum haben, desto schwerer kann man ihn stehlen. Um möglichst viele freiwillige Wachhunde anzulocken, ist Einfallsreichtum gefragt: Die Feuerwehr schmeißt den Grill an und der Nagelbalken wird rausgeholt. Doch natürlich tanzt nicht jeden Abend der halbe Ort ums "Traditionsstangerl“. Deshalb ist Schmiere stehen meistens Schichtarbeit. Jeder muss mal durchmachen, vom Kegel- über den Schützenverein, alle helfen mit. Einfach nur rumhocken und trinken ist aber nicht - sagt Stephan Huber:

"Wir sitzen im Stüberl und ratschen. Aber wir stehen auch immer wieder auf, gehen eine Runde und schnappen frische Luft. Damit kann man auch eventuelle Diebe und Späher verschrecken, wenn auf einmal die Tür aufgeht und drei, vier Leute rauskommen. Hört sich zwar blöd an, aber Patrouille gehen ist meistens sehr wirksam."

Stephan Huber vom Burschenverein Neufinsing

Kaffee und Karten gegen den Schlaf

Der zweitschlimmste Feind der Wächter, nach den verfeindeten Nachbargemeinden, ist die Müdigkeit. Da helfen nur Karten spielen und viel Koffein. Wer doch irgendwann unbedingt schlafen muss, der sollte es sich wenigstens direkt neben oder - noch besser - auf dem Baum gemütlich machen. Und falls doch plötzlich ein Maibaumräuber auftaucht, sollte jeder müde Wächter diesen magischen Satz parat haben: "Der Baum bleibt da!“ Liegt gleichzeitig noch eine Hand auf dem Baum, bildet das den ultimative Schutzbann, mit dem laut Tradition der Raubversuch gescheitert ist. Am 1. Mai hat das Katz und Mausspiel dann ein Ende. Der Maibaum steht, die Ehre der Gemeinde ist gerettet und alle können endlich wieder durchschlafen.

Sendung: Filter vom 26. April 2018