Verkaufsverbot für Red Bull & Co. Wie gefährlich sind Energy-Drinks wirklich?

Aldi verkauft in den Niederlanden keine Energy-Drinks mehr an Kinder unter 14. Ähnliches fordert auch die SPD in Deutschland. Die Verbraucherzentrale erklärt uns, warum eine Altersbeschränkung für Energy-Drinks Sinn macht.

Von: Paul Schedelbeck

Stand: 09.07.2018 | Archiv

Energy Drink mit bedrohlichem Gesicht | Bild: BR

In Großbritannien und in unserem Nachbarland, den Niederlanden verkaufen einige Supermärkte keine Energy-Drinks mehr an Kinder. Auch die SPD denkt über ein Verkaufsverbot in Deutschland nach. Die Verbraucherschutzministerin Julia Klöckner von der CDU ist dagegen, doch die Verbraucherzentrale fordert schon seit Jahren: Energy-Drinks erst ab 18! Sind Energydrinks wirklich so gefährlich? Ernährungssprecherin Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern erklärt uns, warum Energy-Drinks tatsächlich gefährlich sind.

PULS: Frau Krehl, wenn man einen Energy-Drink oder zwei Mate am Tag trinkt. Muss man sich da Sorgen machen?

Daniela Krehl: Das kommt natürlich auf das Körpergewicht und das Mate-Getränk an, das Sie trinken. Aber man muss natürlich auch sehen, dass ja nicht nur die Mate oder der Energy-Drink das Koffein liefert, sondern auch der Kaffee, der Tee oder ein weiterer Koffein-Drink. Und da ist man dann schnell über der Höchstmenge, die man so am Tag empfiehlt.

Wie viel wäre das?

Daniela Krehl von der Verbraucherzentrale Bayern

Man sollte nicht mehr als drei Miligramm pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen. (Bei gesunden Erwachsenen gelten 400 mg Koffein am Tag als unbedenklich. Das wären vier bis sechs Dosen Energy-Drink, Anm. d. Redaktion) Bei allem, was darüber hinausgeht, könnte es passieren, dass man wirklich Herzrasen bekommt, Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen bis hin zum Tod - aber ich gehe nicht davon aus, dass Sie so viel Koffein aufnehmen. Das große Problem bei diesen ganzen Süßgetränken, also insbesondere Mate oder Engery-Drinks, ist, dass der Zucker den bitteren Geschmack des Koffeins übertüncht. Beim Kaffee höre ich ganz schnell auf, weil es unangenehm bitter wird. Bei den Energy-Drinks ist das durch den hohen Zuckergehalt natürlich nicht gegeben. Und da ist dann wirklich die Gefahr, dass man am Tag zu viel aufnimmt. 

Gibt es wirklich einen direkten Zusammenhang zwischen Todesfällen und Energy-Drinks? 

Es ist tatsächlich so, dass man mit Energy-Drinks auch immer wieder Todesfälle in Verbindung bringt. Allerdings waren die Leute meistens gleichzeitig dehydriert, das heißt, dass die Jugendlichen sehr viel auf der Tanzfläche wahren, sehr viel Alkohol aufgenommen haben, zu wenig getrunken, zu wenig gegessen haben und es dann zu einem Kollaps kam. Man hat zwar nicht die direkte Verbindung zu dem hohen Koffeinkonsum, aber da ist doch ein sehr enger Zusammenhang zu sehen.

Hoher Puls, sich wacher fühlen - die unmittelbare Wirkung eines Energydrinks sind ja in der Regel eher harmlos. Was passiert denn, wenn man langfristig zu viel Koffein zu sich nimmt?

Wenn man wirklich zu viel aufgenommen hat, ist es dann meistens tatsächlich eine Vergiftung. Das kann zu Herz-Rhytmusstörungen führen, zu Nierenversagen bis hin zum Tod. Aber das sind dann wirklich Überdosierungen, bei denen der Körper eigentlich schon vorher Signale sendet: Hey, jetzt reicht's mal mit dem Koffein. Wenn ich allerdings die Energy-Drinks mit viel Alkohol und mit sehr viel sportlicher Bewegung, sprich auf der Tanzfläche, zu mir nehme, dann kann diese Situation viel schneller hervorgerufen werden. Und dann wird's wirklich akut gefährlich. 

Aber schon hauptsächlich bei Kindern?

Ich möchte jetzt natürlich nicht die Spaßbremse sein, aber die Koffeinmenge ist nun mal abhängig vom Körpergewicht. Und Kinder oder Jugendliche überschreiten mit einer zweiten Dose Energy-Drink ganz schnell mal die maximale Tagesmenge. Deshalb ist es einfach sinnvoll, sie zu schützen. Wenn man sich mal den Markt anschaut: Mittlerweile gibt es Energydrinks in 1,5-Liter-Flaschen. Und die werden gar nicht mehr als koffeinhaltige Getränke wahrgenommen. Auch dadurch trinkt man gerne mal über die Höchstmenge hinaus. Die Gefahr ist einfach da. Das Verkaufsverbot ist ja wirklich nur gedacht für Kinder und Jugendliche unter 18. Junge Erwachsene können das sicherlich deutlich besser abschätzen.

Verbraucherschutzministerin Klöckner ist gegen so ein Verkaufsverbot, unter anderem, weil aktuell noch Forschungen laufen und es ja schon ein Koffeinlimit für Getränke gibt. Ihre Meinung?

Also, ich verstehe jetzt nicht ganz, warum man weitere Untersuchungen zur Bedingung macht. Denn sowohl die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit, als auch das Bundesinstitut für Risikobewertung hat hier eine ganz klare Stellungnahme gegenüber dem Verkaufsverbot ausgesprochen. Sie sehen einfach die Gefahr, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Da sind jetzt sicherlich keine weiteren Untersuchungen notwendig, um das Verkaufsverbot weiter voranzutreiben. Und es ist ja auch einigen europäischen Ländern schon gelungen. In Litauen sind Energy-Drinks schon seit einigen Jahren unter 18 nicht mehr erhältlich - und das ist das Ziel auch in Deutschland.

Sendung: Filter, 9. Juli 2018, ab 15 Uhr