Interview // Jodel-Schnitzeljagd in München Dieser Münchner lässt euch Teil eines digitalen Krimis werden

Von: Maria Christoph

Stand: 05.07.2019 | Archiv

Raphael Stratz  | Bild: Raphael Stratz

Am Samstag schickt Raphael Stratz die Münchner wieder quer durch die City, um für ihn Rätsel zu lösen. Jeder, der mitmacht, ist automatisch Teil eines interaktiven Krimis. Über die Plattform Jodel startete er 2017 unter dem Hashtag #Jodelkrimi ein Projekt, dass am Wochenende in die vierte Runde geht: Die Jodel-Community wird selbst zum Autor, der Krimi spielt sich ab 10 Uhr quasi live in München ab.

PULS: Raphael, wie kamst du darauf, über Jodel einen interaktiven Krimi zu starten?

Raphael: Mich fasziniert es, Geschichten zu entwerfen, die über verschiedene Medien laufen und auf unterschiedlichen Ebenen stattfinden. In diesem Fall ist das eben über Jodel und natürlich die Realität. Ich habe vor zweieinhalb Jahren einfach mal gefragt, ob die Leute auf so eine interaktive Geschichte Lust hätten. Da kam sofort wahnsinnig viel positives Feedback, die Leute haben mich tatsächlich dazu animiert. Seitdem haben wir es gemeinsam weiterentwickelt: Auf der einen Seite entsteht eine Geschichte, auf der anderen gibt's Action für die, die mitmachen. Normalerweise beschweren sich viele ja, wenn auf Jodel Sachen gepostet werden, die nicht wahr sind. Das war hier nicht so, weil alle wissen: Das ist ein Spiel.

Was genau erwartet denn die Jodel-Community?

Der Jodelkrimi wird von einem Erzähler, in dem Fall von mir selbst, aus der Ich-Perspektive erzählt. Es gibt aber auch Elemente, die nicht vom Erzähler gelöst werden können. Weil ein ziemlicher Zeitdruck herrscht, ist er dann auf die Hilfe von den Leuten auf Jodel angewiesen. Und genau darum geht es: Dass die Leute zuerst auf Jodel unterwegs sind, dann durch München fahren oder laufen und die Hinweise oder die fehlenden Elemente in dieser Geschichte zusammensuchen und dem Erzähler zur Verfügung stellen. Man kann sich das wie eine Schnitzeljagd vorstellen.

Machst du das ganz alleine?

Beim ersten Mal habe ich die Geschichte entwickelt und alles allein gemacht. Ich hatte nur eine Helferin, die als Kommentatorin auf Jodel die Leute wieder in die richtige Richtung geleitet hat, wenn sie zu sehr abgedriftet sind. Beim zweiten Mal sind wir dann schon zusammen los und haben auch die Hinweise gemeinsam in der Stadt verteilt. Inzwischen sind wir zu viert. Wir bringen die Rätsel an verschiedenen Standorten an, manche bleiben dann in der Nähe der Hinweise stehen, damit die nicht einfach abgerissen werden und man die Teilnehmer unterstützen kann.

Was sind das für Hinweise, die ihr da anbringt?

Das sind hauptsächlich Zettel, auf denen ein Hinweis steht, wie die Geschichte weitergeht und wo man als nächstes hin muss. Das kann zum Beispiel ein Kreuzworträtsel sein. Wenn man das gelöst hat, kommt dabei ein Standort in München raus. Das letzte Mal ging es zum Beispiel darum, dass der Erzähler ein Vorwort zu einem Buch schreiben sollte und das Manuskript dazu abgeben musste. Es gab aber Leute, die genau das verhindern wollten und das Manuskript gestohlen haben. Der Erzähler lag wegen einer Operation im Krankenhaus und konnte es sich nicht selbst zurückholen. Das mussten die Leute dann für ihn tun. Er saß im Hintergrund und hat auf Jodel versucht, bei den Rätseln zu helfen. Am Ende war sein Manuskript wieder da und er konnte es abgeben.

Was ist dein Ziel mit dem Jodelkrimi?

Das Ziel war erst einmal, dass eine Menge Leute Spaß haben. Aber natürlich geht's auch darum, sich gegenseitig kennenzulernen. Bei den letzten Jodelkrimis stand bei der letzten Station dann ein Kasten Bier, bei dem sich die Leute bedienen konnten. Ich weiß, dass ein paar der Teilnehmer sich auch danach noch weiterhin getroffen haben.

Was ist für dich das Besondere an der Plattform Jodel?

Auf Jodel liest du immer wieder lustige Geschichten, die irgendjemand reinschreibt. Das Besondere ist, dass es auf der einen Seite anonym ist und dass es keine Konten gibt, denen man folgen kann. Niemand ist auf Likes aus. Jeder hat in einem bestimmten Gebiet dieselbe Reichweite. Es gibt einfach nur den eigenen Inhalt, den er oder sie loswerden will. Dadurch existiert eine größere Chancengleichheit als auf vielen anderen Plattformen, wie Instagram oder Twitter. Und wenn der Inhalt gut ankommt, dann wird das mit Likes belohnt, unabhängig davon, ob du dir schon eine große Fanbase aufgebaut hast.

PULS am 05.07.2019. ab 15.00 Uhr