Interview mit einer Psychologin Diese Fehler solltet ihr beim Schluss machen vermeiden

Eine kurze Nachricht bei WhatsApp, ein schneller Anruf oder einfach verschwinden, ohne überhaupt eine Erklärung zu liefern. So sollte man es auf jeden Fall nicht machen – da ist man sich ziemlich einig. Aber wie macht man fair Schluss? Geht das überhaupt, sich "richtig" zu trennen? Wir haben uns professionelle Tipps geholt.

Stand: 22.11.2018 | Archiv

Lena Schiestel | Bild: privat

Jeder wird höchstwahrscheinlich früher oder später damit konfrontiert: Entweder man wird verlassen oder man verlässt seinen Partner. So oder so ist es immer eine hässliche Angelegenheit, bei der mindestens verletzte Gefühle, im schlimmsten Fall ein gebrochenes Herz zurückbleiben. Klar, einen perfekten Weg Schluss zu machen gibt es nicht, trotzdem gibt es Möglichkeiten, den emotionalen Schaden so gering wie möglich zu halten. Wir haben uns bei der Diplom-Psychologin Lena Schiestel Tipps geholt, wie man sich möglichst fair trennt.

PULS: Wo sollte man das Trennungsgespräch am besten führen?

Lena Schiestel: Ideal wäre es, wenn man einen Raum findet, von dem beide in unterschiedliche Richtungen weggehen könnten und der trotzdem diskret genug ist. Es muss kein tatsächlicher Raum sein. Zum Beispiel wäre auch ein ruhiger Ort im Park gut. Wenn es im Winter aber zu kalt ist, dann am ehesten bei demjenigen oder derjenigen zu Hause mit dem oder der Schluss gemacht wird. Von dort kann man nach dem Gespräch selbst auch gut weggehen. Viele Leute denken, es sei gut, in einem Café Schlusszumachen, dann reißt sich das Gegenüber mehr zusammen. Das sollte aber keine Maßgabe sein. Das wäre nicht fair.

Mittlerweile gibt es viele Trennungen über WhatsApp oder Skype. Ist das in Ordnung? Oder gilt nach wie vor: persönlich ist besser!

Wenn man sich nur einmal auf einen Kaffee getroffen hat, dann reicht vielleicht auch einfach mal eine WhatsApp-Nachricht. In dem Moment aber, in dem man eine Beziehung geführt hat, ist ein persönliches Gespräch besser. Da gibt es ganz wenige Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn man neun Monate eine Skype-Fernbeziehung nach Brasilien geführt hat und absolut kein Geld für Flugtickets hat. Bevor man eine neue Beziehung anfängt, ohne dass der andere davon weiß, macht man lieber per Skype Schluss. 

 Wie fängt man ein Trennungsgespräch am besten an?

Am besten fängt man mit einem schlichten "Wir müssen reden" an. Es ist auch wichtig, dass man im Gespräch nicht zu lange wartet, bis man mit der Sprache rausrückt. Sonst verliert man vielleicht selber den Mut. In dem Moment, in dem man den Entschluss gefasst hat, dass man Schluss machen möchte und auch das Gespräch sucht, darf man im Gespräch nicht zu lange warten bis man es ausspricht. 

Worauf soll man während des Gesprächs achten?

Wichtig ist, dass es Klarheit braucht. An einer Stelle muss man wirklich aussprechen: "Ich möchte mich trennen" oder "Ich möchte die Beziehung nicht weiterführen". Im Idealfall hat man sich im Vorfeld schon Gedanken gemacht, welche echten Gründe man nennen kann, damit der Andere es versteht. Die Frage "Warum?" wird auf jeden Fall kommen und ist auch gerechtfertigt. Dabei ist es ratsam in erster Linie von sich selbst und seinen eigenen Gefühlen zu sprechen, anstatt aufzuzählen, welche Verfehlungen sich der Andere geleistet hat. Das führt meistens zu einer Diskussion, ob man es richtig wahrgenommen hat. Oder es führt dazu, dass der Andere in seiner Verzweiflung und Verletzung beteuert, dass er sich ändern wird. Deshalb ist es wichtig, dass man von sich selbst spricht und dass man zum Beispiel sagt, dass die Gefühle nicht mehr da sind. Daran gibt es nichts zu diskutieren.
Klarheit bedeutet nicht, dass man unfreundlich oder hart sein muss. Man kann klar mitteilen, dass man die Beziehung nicht weiterführen möchte und trotzdem aussprechen, was man an der Beziehung geschätzt hat. So kann man auch, wenn man möchte, das Beziehungsende gemeinsam betrauern. Man ist dabei aber nicht dafür zuständig, den anderen ausführlich zu trösten. Das ist auch im weiteren Verlauf wichtig.

Wie geht man danach miteinander um?

Ein wichtiger Aspekt ist, dass man selbst die Idee Schluss zu machen, meistens schon länger in sich trägt und innerlich vorgeplant hat, wie das Leben danach aussieht. Der Ex-Partner ist aber meistens noch gar nicht an diesem Punkt. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass im Nachhinein noch mehr Fragen auftauchen. Es gebührt die Fairness, dass man bereit ist sich auf ein weiteres Gespräch zu treffen. Das sollte sich aber auf ein oder zwei Gespräche beschränken und sich nicht zu oft wiederholen. In aller Regel ist es danach erstmal besser Abstand zu haben.

Besteht die Möglichkeit danach befreundet zu bleiben?

Ja. Aber es ist wichtig, dass beide zueinander und auch zu sich selbst ehrlich sind. Man muss sich fragen, ob es einem damit gut, dass man gerade mit dem anderen Kontakt hat oder ob man dann wieder mehr über den Anderen nachdenkt. Man muss sich fragen, ob man wieder zu sehr verwickelt wird und noch zu viele andere Gefühle hat.

Oft hat man, vor allem nach langen Beziehungen, eine gemeinsame Clique. Wie geht man damit um? 

Das Beste in dem Fall wäre es, gemeinsam zu besprechen, wer den anderen Bescheid sagt und mit ihnen spricht. Gegebenenfalls kann man das auch zusammen machen. Aber auch hier ist es in aller Regel gut, dem Ex-Partner Raum zu geben. Das kann man den Freunden so erklären und mitteilen, dass das nichts mit der Freundschaft zu tun hat. Sich abzustimmen wird nicht immer gelingen, weil der Verlassene oder die Verlassene oft verletzt ist. Man ist aber als derjenige, der Schluss gemacht hat, sozusagen in der stärkeren Position. Da ist es fair sich erstmal zurückzunehmen. Es ist eine Maßnahme auf Zeit. Später kann man wieder darüber reden. 

Sendung: Filter vom 30.11.2018, ab 15 Uhr