Bannerklau der Universität Eichstätt-Ingolstadt Von Bibelzitaten und Bekennerschreiben

Seit einem halben Jahr spielen die Uni Eichstätt und ein anonymer Dieb Katz und Maus. Kaum hängt ein neues Banner vor dem Eingang, ist es wieder geklaut. Jetzt gibt's ein Bekennerschreiben – vielleicht dank eines Bibelzitats.

Von: Hannah Heinzinger

Stand: 13.04.2017 | Archiv

Banner mit Bibelzitat | Bild: Foto: Christian Klenk

Angefangen hat alles ganz harmlos im vergangenen Herbst. Die Universität entschied sich, auf der Wiese vor dem Eingang einen Transparent-Ständer zu installieren, um von dort aus mit Bannern Studierende zu grüßen, zu informieren oder frohe Weihnachten zu wünschen. Soweit alles normal.
Aber schon nach ein paar Tagen war das erste Banner mit der Aufschrift "Alles Gute zum Semesterstart!" verschwunden. Geklaut. So ging es von da an mit jedem einzelnen Banner. Tapfer hängte die Uni immer wieder neue Plakate auf, aber keines hielt sich lange. Das letzte Banner hielt nur noch eine einzige Nacht, bis es wieder verschwunden war.

Dann überlegte sich Christian Klenk eine ganz besondere Botschaft an den Bannerdieb. Mit einem göttlichen Zitat sollte der anonyme Dieb zur Einsicht kommen. Er entwarf ein Transparent mit der Aufschrift "Du sollst nicht stehlen" – mit der Fußnote, dass dies auch für Plakate der KU gilt. Und das zeigte Wirkung. Der Leiter des Hochschulkommunikationsteams im Gespräch.

Die KU beweist großes Durchhaltevermögen in der Bannerklau-Geschichte. Wieso?  

Wir lassen uns von sowas nicht abschrecken. Wir haben diesen Plan geschmiedet, Banner platzieren zu wollen, wir haben extra einen Ständer montiert und im Boden verankert. Nach drei, vier Diebstählen gleich aufzugeben, das würde ja den Tätern in die Hände spielen. Da wollen wir nicht klein beigeben. Wir haben auch jetzt nicht vor den Ständer abzumontieren, wir werden nur die Taktik ändern müssen.

Das ist jetzt nötig, weil das letzte Banner Wirkung gezeigt hat?

Gleich am nächsten Tag war das "Du sollst nicht stehlen"- Banner schon wieder verschwunden. Dafür hing aber ein altes gestohlenes Banner wieder dran. Das war allerdings nicht mehr brauchbar, es war besudelt mit einer Botschaft der Täter: "Es tut uns voll leid und so",  aber wir sollten das mit den Transparenten doch in Zukunft lassen.
Heute Morgen hat unser Hausmeister vor dem Sportbau ein Päckchen gefunden, mit Klebeband verschnürt. Darin befand sich ein altes Transparent, das im Herbst geklaut wurde. Mit dabei war noch ein Brief, eine Art Bekennerschreiben, adressiert an "Meine geliebte KU". Da steht sinngemäß drin: "Ich wollte dich nicht im eigentlichen Sinne beklauen, sondern ich wollte etwas bei mir haben, das dich repräsentiert, ein Andenken." Wir vermuten also, dass es ein Absolvent oder eine Absolventin ist. Außerdem folgte eine Entschuldigung. Ich vermute allerdings, dass er oder sie nicht für alle Diebstähle verantwortlich ist. Auf jeden Fall wird das Päckchen jetzt von der Polizei kriminaltechnologisch untersucht und Fingerabdrücke genommen. 

Wie wird es denn nun mit den Transparenten vor der Uni weitergehen?

Erstmal warten wir noch ab, aber wenn Ostern vorbei ist, werden wir sicher wieder Banner aufhängen. Es haben sich auch schon diverse Mitarbeiter, Dozenten, Studierende bei mir gemeldet, die bereit wären, Nachtwache zu schieben.

Polizei, Fingerabdrücke, anonyme Bekennerschreiben – wie ist die Stimmung an der Uni, jetzt wo sie in so einen Kriminalfall verwickelt ist?

Wir schwanken zwischen Amusement und Verärgerung. Natürlich lachen wir auch ein bisschen über das Ganze. Aber trotzdem ist es eine Straftat und es entsteht auch ein gewisser finanzieller Schaden. Deswegen ist unsere Haltung: Es war bis jetzt ganz lustig, aber trotzdem wäre es schön, wenn wir unseren Transparentenständer auch endlich mal für das benutzen können, wofür er eigentlich gedacht war.

Sendung: Filter, 13.04.2017 ab 15 Uhr