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„Die Schule auf dem Zauberberg“ So sieht der Alltag an einer Eliteschule wirklich aus

Sieht der Alltag der junfen Superreichen dieser Welt wirklich so aus wie in "Gossip Girl", bei den "Kardashians" oder bei Instagram? Eine neue Doku zeigt uns jetzt, wie es hinter den Kulissen eines Eliteinternats wirklich aussieht.

Von: Janina Lambrich

Stand: 14.03.2019 | Archiv

Die Rich Kids of Instagram beglücken die Welt regelmäßig mit Posts aus ihrem Luxus-Leben. Sie posten zum Beispiel, wie sie ihre sündteure Rolex im Klo versenken, präsentieren ihre neuste Shopping-Ausbeute von Gucci, Versace und Co. auf dem Heimweg im Privat-Jet oder filmen sich beim eskalativen Feiern auf der Jacht des Vaters – natürlich inklusive übergroßer Schampus-Flasche. Und sind wir mal ehrlich: irgendwie stellt man sich so doch das Leben aller Sprösslinge aus megareichen Familien vor.
Der Regisseur Radek Wegrzyn hat sich gefragt, was hinter diesen Klischees steckt. Für seine Doku „Die Schule auf dem Zauberberg“ begleitete er die Schüler des exklusivsten Internats der Welt für ein Jahr und hat hierbei tiefe Einblicke in die Welt der extrem überprivilegierten Kids gewonnen.

Was hat dich so daran gereizt, einen Film über eine Elite-Schule zu drehen?

Radek Wegrzyn: Wir sehen Eliteschulen oder überhaupt die 0,1 Prozent der Super-Reichen ja durch eine relativ einseitige Brille. Ich fand es unglaublich spannend, wie Jugendliche herausfinden, was ihre Leidenschaft ist, wenn sie alles Materielle auf der Welt kaufen kannst. Und ich wollte wissen, wie die Schüler mit dem Erwartungsdruck ihrer Eltern umgehen und aus deren Schatten heraustreten. Die haben nämlich wirklich sehr krasse Anforderungen an ihre Kinder.

Und war es hinter den Kulissen so, wie du dir das vorgestellt hast?

Mir ist relativ bald aufgefallen, dass die Kids aus reichen Familien im Grunde die gleichen Sorgen und Probleme haben, wie andere 17-Jährige auch. Sie kämpfen um die Anerkennung ihrer Freunde und Eltern suchen und nach dem, was sie für Liebe halten. Natürlich können sie, wenn sie wollen am Wochenende nach Genf runterfahren und 100 000 Dollar an einem Abend ausgeben - und manche tun das auch. Aber im Grunde ist das Sozialverhalten kein anderes als das "ärmerer" Kinder.

Was mich überrascht hat: Das Alltagsleben an der Schule ist ja gar nicht so luxuriös, wie man meint. Die Schüler teilen sich Zimmer, die Klassenräume sehen eigentlich ganz normal aus und die Schuluniform ist eher leger. Vermitteln uns Serien wie „Gossip Girl“ da ein falsches Bild?

Diese Schule ist relativ bestrebt, den Kindern eine gewisse Normalität zu vermitteln. Da müssen die Schüler alles selber machen. Es gibt andere Elite-Schulen in der Schweiz, wo deine Wäsche gewaschen und gebügelt wird und die Putzfrau deinen Raum säubert. Ich glaube aber, da gehen vor allem die Kinder aus neureichen Familien hin, also wo erst die Eltern das ganze Vermögen verdient haben. In anderen Elite-Schulen herrscht eine viel formalere Atmosphäre, da sind die meisten Familien, zum Beispiel aus europäischen Adelshäuser, also schon seit Generationen reich.

Eine Schülerin im Film sagt, dass sie glaubt, dass die mit dem meisten Geld am wenigsten damit prahlen. Wie hast du das während der Dreharbeiten wahrgenommen?

Ich glaube, dass sie generell recht damit hat. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass es darauf ankommt, aus welchem Kulturkreis die Schüler kommen. Ich möchte jetzt nicht generalisieren, aber ich würde sagen, dass es Kindern aus dem arabischen und dem postsowjetischen Raum einfacher fällt, ihren Reichtum zur Schau zu stellen und zu präsentieren. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass verantwortungsvoller mit dem Geld umgegangen wird, wenn es schon länger in der Familie ist. Das war zum Beispiel bei der genannten Schülerin der Fall.

Gab es auch Situationen, die du nicht mitfilmen durftest, aber eigentlich spannend gefunden hast?

Es gab vor allem Momente, die ich gefilmt habe, aber sofort wusste, dass ich sie nie zeigen werde. Einfach weil ich als Filmemacher eine Verantwortung gegenüber den Kids habe. Es geht ja nicht darum, 17-Jährige bloß zu stellen. Wie überall auf der Welt machen die manchmal sehr sehr dumme Sachen und umgehen Regeln. Es war gut, dass wir das nicht verwendet haben. Ich hätte auch nicht gewollt, dass alles, was ich mit 17 gemacht habe, für immer festgehalten wird.

Der Hauptprotagonist Berk leidet sehr unter dem ständigen Leistungsdruck der ihm vermittelt wird. Er sehnt sich nach seiner Heimatstadt Istanbul und besonders nach der Anerkennung seines Vaters. Ist er da ein Einzelfall oder haben viele Schüler damit zu kämpfen?

Das ist kein seltener Zustand. Wenn du aus einer Umgebung herausgerissen wirst, du deine besten Freunde zurücklassen musst und alles was dir lieb ist, dann tritt Heimweh ein. Auf der anderen Seite war es glaube ich gut für Berk, dass er seinen Vater und dessen Ansprüche nicht ständig um sich hatte. Wobei das relativ zu sehen ist, er hat ihn manchmal drei- oder viermal am Tag angerufen.

Die Schüler proben während des Schuljahres ein Musical in dem Berk eine Hauptrolle spielt. Warum hast du dich entschieden, so ein großes Augenmerk darauf zu richten?

Das Musical ist uns quasi wie ein Geschenk in den Schoß gefallen, davon wusste ich anfangs gar nichts. Berks Mentor hat ihn sehr geschickt dazu gebracht, mitzumachen und das war unglaublich wichtig für ihn. Berk ist weiß Gott kein guter Sänger, aber darum ging es nicht. Es ging darum, dass er etwas von Anfang bis Ende durchgezogen hat und nicht „gescheitert“ ist, wobei ich das Wort nicht mag. Am Ende hat er den verdienten Applaus und die verdiente Anerkennung dafür bekommen. Und das ist etwas, was er von seinem Vater sehr sehr selten erhält.

Berk würde ja am Liebsten ein eigenes Restaurant eröffnen, Geld und Ruhm ist ihm gar nicht so wichtig. Glaubst du, er kann sich diesen Traum jemals erfüllen oder wird das immer zu wenig für seinen Vater sein?

Wenn ich das wüsste… ich wünsche ihm natürlich, dass er mal genügend Energie findet, um seine eigenen Ideen, seine Passion, durchzuziehen und nicht nur das tut, was sein Vater von ihm erwartet. Aber ich glaube, das ist ein sehr langer und schwieriger Prozess. Einige Superreiche haben noch in Dreißigern oder sogar Vierzigern mit dem starken Einfluss ihrer Eltern zu kämpfen.

Wie viel Einfluss kann so eine Schule denn auf die Entwicklung der Schüler haben? Können sie überhaupt anders denken als ihre Eltern, oder wird da nur die Elite konserviert?

Ich habe an der Schule ein sehr erfrischendes Mindset wahrgenommen. Es ist natürlich von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich, aber die Schüler wurden meiner Meinung nach definitiv nicht nur nach Schema F erzogen, um „den Reichen dabei zu helfen, reich zu bleiben“, wie es Mr. Kelly, einer der Lehrer, so schön gesagt hat.

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Schule auf dem Zauberberg - Trailer HD (OmU) | Bild: farbfilmverleih (via YouTube)

Schule auf dem Zauberberg - Trailer HD (OmU)

Der Dokumentarfilm "Die Schule auf dem Zauberberg" von Radek Wegrzyn läuft seit dem 28. Februar 2019 in den deutschen Kinos.