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Ruhmeshalle Run-DMC - Raising Hell

Goldketten, Sneaker und harte Beats – so kennt man Rap heute. Doch das war nicht immer so. Es brauchte erst drei Jungs aus Queens, die HipHop aus der Disco holten und ihm ein neues paar Schuhe anzogen. Mit "Raising Hell" schrieben Run-DMC Musikgeschichte.

Von: Florian Nöhbauer

Stand: 20.07.2012 | Archiv

Rechte ungeklärt!!! | Bild: Def Jam/Arista

2012 ist es nicht leicht über die Genialität von Run-DMC zu schreiben. Denn in den letzten 15 Jahren brachte die Band, die es eigentlich seit dem Tod von Jam Master Jay 2002 offiziell nicht mehr gibt, einfach nichts Bedeutendes mehr zustande. Ganz im Gegenteil: ein misslungenes Comeback-Album, eine lächerliche Reality-Soap und mehr als peinliche "We-are-legends-Auftritte" mit Rap-Kasper wie Kid Rock oder Fred Durst. Nein, aus heutiger Sicht lässt sich nicht so einfach verstehen, dass Run-DMC HipHop erst zu dem gemacht haben, was er heute ist.

Die Rap-Revolution

Bevor sich Run-DMC Anfang der Achtziger formieren, sehen Rapper aus wie ein chinesischer Zirkus auf LSD: bunt, glamourös und funkelnd – mit Liveband, Background-Tänzerinnen und hautengen Pailletten-Outfits à la Sugarhillgang und Kurtis Blow. Genauso war auch der Sound: Rap war funky, Rap war tanzbar.

Run-DMC - Raising Hell (Cover)

Run-DMC ändern das. Sie holen Rap aus der Disco, setzen ihn auf die Straße, machen ihn hart, aggressiv und setzen neue Style-Akzente. Bereits auf ihrem ersten Album 1984 dominieren die einfachen Beats mit geloopten Samples, auf die man plötzlich besser Kopfnicken als Tanzen kann. Live verbannen Run-DMC alle Musiker von der Bühne und fahren das klassische HipHop-Set auf: zwei Turntables und Microphones. Dazu bringen sie den Style der Straße mit: Goldketten, Jeans, Fedora-Hüte und die legendär gewordenen Adidas Sneakers ohne Schuhbänder – weil im Gefängnis eben keine Schuhbänder erlaubt waren.

HipHop wird chartsfähig

Run-DMC hatten Rap revolutioniert, alles was sie jetzt noch brauchten, war ein Hit. Deswegen tun sich die drei Jungs aus Queens für "Raising Hell" mit dem erfolgreichen Produzenten Rick Rubin zusammen. Trotz gelungener Hits war Rubin auf der Suche nach Sound, um auch Rock-Fans für das Album zu begeistern. Run-DMC hatten bereits Rock-Samples benutzt, aber Rubin geht noch einen Schritt weiter: Anstatt nur ein Sample von Aerosmith zu benutzen, lädt er Steve Tylor und Joe Perry zu einem Feature ein. Der erste Crossover-Track entsteht und wird gleichzeitig Rap’s erster Top-Ten-Hit: "Walk This Way".

"Raising Hell" wird umgehend zum Millionseller und Run-DMC zur ersten Rap-Gruppe, die Platinstatus erreicht. Noch dazu befinden sie sich auf dem Cover des "Rolling Stone" und bekommen einen Deal mit dem Schuhhersteller Adidas. Dank Run-DMC tauchen Rap-Alben fortan regelmäßig in den Charts auf. All das entschuldigt zwar keinen einzigen fragwürdigen Fernsehauftritt - aber es macht das Vergeben viel leichter.


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