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Ruhmeshalle Pixies - Doolittle

Irgendwie hatten die Pixies ein Händchen für wegweisende Meisterwerke. Deswegen gehört eigentlich jedes Album des Bostoner Quartetts in unsere Ruhmeshalle. Wir haben uns erstmal für "Doolittle" entschieden.

Von: Bettina Dunkel

Stand: 17.10.2008 | Archiv

Frank Black von den Pixies 2004 beim Open-Air-Konzert in der Wuhlheide in Berlin | Bild: picture-alliance / dpa

Das einflussreichste Album der Pixies - da scheiden sich die Geister. Genauso hätte "Surfer Rosa" in die Ruhmeshalle einziehen können. Steve Albini hatte das Album in den Himmel der Disharmonien produziert - den Pixies brachte es den Durchbruch, den Fans die zwei unsterblichen Indiehymnen "Gigantic" und "Where Is My Mind". "Doolittle" aber brachte etwas, das es so bei den Pixies noch nicht gegeben hatte: Struktur.

"Doolittle" war das erste Album, das die Pixies mit ihrem künftigen Haus- und Hof-Produzenten Gil Norton aufgenommen hatten. Unter seiner Regie geriet der makel- aber auch ziellose Kaputtnik-Sound des Vorgängers auf eine andere, weniger holprige Schiene. Plötzlich mogelte sich die Band in die von Pop dominierten Albumcharts - und schaltete, umgeben von Weichspülern, in den Schleudergang. Was heute wieder hip ist, konnten die Pixies schon damals: Grenzen niederreißen. Und "Doolittle" schmiss alles durcheinander: Surf- und Blues-Rock, Indie-Pop, Spaghetti-Western, Garagen-Reggae, Punk. Nichts war unmöglich. Endlich.

Cover und Bilderrätsel zugleich: "Doolittle" von den Pixies | Bild: 4AD

Pixies - Doolittle (Cover)

Trotz der neuen Leichtigkeit: Wirklich glattbügeln ließen sich die Pixies nie. Auf der A-Seite wird mit "Debaser", "Waves Of Mutilation", "Here Comes Your Man" und "Monkey Gone To Heaven" ein Indiehit nach dem anderen rausgeballert. Dreht man die Platte um, erhält man eine Blitzkrieg-Bop-B-Seite voller Experimentalaussetzer. Ob "La La Love You" oder "Mr. Grieves" – die zweite Hälfte des Albums zählt zu den spaßigsten Schräglagen des Indiepop.

Popappeal hin oder her: Die Pixies waren nicht zu bändigen, nicht im Studio und live erst recht nicht. Das manische Geschrei von Black Francis, die trockenen Bassläufe von Kim Deal, das ewige Auf und Ab der Lautstärke – die Pixies haben auf "Doolittle" bereits Alternative Rock geträumt, bevor der Begriff wirklich erfunden war. Nirvana, die Smashing Pumpkins, PJ Harvey, Weezer - alle machten sie einen Riesen-Knicks vor den Pixies. Wir finden: zu recht. Denn selten klangen Future Classics verquerer, kaputter, aber auch klarer und süßer als auf "Doolittle".


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