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Ruhmeshalle Jefferson Airplane - Surrealistic Pillow

Hippie-Glückseligkeit, Sozialdrama und Liebeskitsch - alles drauf auf "Surrealistic Pillow", dem psychedelischen Meisterwerk von Jefferson Airplane. Unser Autor weiß danach auf jeden Fall nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.

Von: Matthias Leitner

Stand: 17.02.2012 | Archiv

Jefferson Airplane | Bild: Jim Marshall/ Sony

Plötzlich war da dieses Lied: treibend, dunkel, verstörend. Erst hat es Benicio del Toro in "Fear and Loathing in Las Vegas" um den Verstand gebracht. Dann, zwei Tage später sehe ich "The Game" mit Michael Douglas. Schon wieder ist da dieser Song. Diesmal findet sich ein zynischer Millionär in einem perfiden Spiel wieder. Sein Haus wurde von Vandalen verwüstet und mit Graffiti überzogen. In diesem Chaos sitzt eine Clownspuppe und starrt ihn sardonisch lächelnd an. Dazu singt eine glasklare Frauenstimme über eine unheimliche Reise.

Jefferson Airplane - Surrealistic Pillow (Cover)

"White Rabbit" von Jefferson Airplane ist kein Song, sondern ein Angriff auf die geistige Gesundheit, eine irre Mischung aus "Alice im Wunderland", Drogentrip und unheilvoller Beschwörung. Auf dem Album "Surrealistic Pillow" findet sich das Albtraumlied eingewoben in einen surrealen Liederreigen, der seinen Hörer zwischen Hippie-Glückseligkeit, Sozialdrama und Liebeskitsch hin und her wirft. Bis heute gilt "Surrealistic Pillow" als die perfekte 60s-Mischung von Folk und Psychedelic. Neben "White Rabbit" finde ich darauf auch den zweiten großen Chart-Hit der Band: die Hippie-Hymne "Somebody to Love".

Jefferson-Airplane-Sängerin Grace Slick fragt mich, ob ich jemanden lieben will? Und ich muss mich wohl entscheiden, ob ich dem weißen Hasen in die Unterwelt folge oder den ebenfalls besungenen "Plastic Fantastic Lover" zu mir einlade.

Je länger ich in "Surrealistic Pillow" gefangen bin, desto weniger weiß ich, wo mir der Kopf steht. Vielleicht hat Greatful-Dead-Gitarrist Jerry Garcia die Lieder gerade deshalb als "as surrealistic as a pillow is soft" genannt und der Band damit nebenbei einen Albumtitel geschenkt. Denn viel zu leicht kann man sich im daunenweichen Treibsandkissen-Soundgewebe von Jefferson Airplane verlieren.


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