6

Ruhmeshalle Diana Ross - Diana

Anfang der 80er Jahre steht die Karriere von Diana Ross kurz vor dem Ende. Deswegen lässt sie sich einen völlig neuen Sound verpassen, schmeißt dann alles wieder um und schafft so am Ende ihr erfolgreichstes Solo-Album.

Von: Florian Nöhbauer

Stand: 10.04.2013 | Archiv

Die ehemalige Supremes-Sängerin Diana Ross | Bild: picture-alliance/dpa

1980 gehört Diana Ross längst zu den erfolgreichsten Sängerinnen Amerikas. Mit den Supremes hatte sie zwischen 1961 und 1970 insgesamt zwölf Nummer-Eins-Hits, als Solo-Künstlerin wurde sie ein Dutzend mal für den Grammy nominiert, einmal sogar für den Oscar. Bei solchen Events inszeniert sich Ross gerne in Pelzmantel und Klunkern als Diva. Trotzdem steht sie mit ihrer Karriere gerade am Abgrund. Ihre letzten Alben waren allesamt nur noch Achtungserfolge, keine Megaseller mehr. Ihr Soul-Sound ist Ende der 70er einfach nicht mehr up-to-date. Das merkt auch Diana Ross selbst.

Ein neuer Sound

Schon länger will sich Diana Ross von Ex-Mann Berry Gordy und dessen Label Motown lösen. Aber dafür braucht sie einen neuen Sound. Glücklicherweise sieht sie gemeinsam mit ihrer Tochter ein Konzert der Disco-Vorzeigeband CHIC, die gerade steil durch die Decke geht. Noch am selben Abend engagiert sie deren Produzenten Bernard Edwards und Nile Rodgers für ihr nächstes Album.

Diana Ross - Diana (Cover)

Die beiden versorgen Diana Ross mit dem freshen, groovigen Disco-Sound, nach dem sie gesucht hat - degradieren sie aber gleichzeitig zu einer Background-Sängerin. Edwards' und Rodgers' verspielte Produktionen dominieren die Platte, Diana Ross' kristallklare Stimme geht dabei völlig unter. Das nimmt die angeschlagene Diva nicht so einfach hin. Kurzerhand lässt sie das Album von einem Motown-Produzenten überarbeiten, macht die Tracks flacher, schneller, einfacher und stellt ihre Stimme wieder in den Vordergrund. Aus dem sorgfältig arrangierten Produzentenalbum wird eine einfachere Non-Stop-Party-Platte. Genau darauf haben die Menschen Anfang der 80er gewartet.

Auf die Stärken bauen

Aus ihrer Zeit bei den Supremes hat Diana Ross eines gelernt: Nur das Produkt zählt. Sie wurde in der Girlgroup nicht zur Leadsängerin, weil sie am besten singen konnte, sondern weil sie am besten aussah. Auch jetzt braucht sie keine Tracks, die ihr Gesangstalent unterstreichen, sondern richtige Dance-Kracher, auf die die Leute abgehen. "Diana" wird in der überarbeiteten Version zu ihrem erfolgreichsten Solo-Album und mit der Mischung aus Disco, Funk und Soul so etwas wie ein Vorbote des typischen 80s-Sounds.

Mit ihrem Comeback ebnet Diana Ross den Weg für Sängerinnen wie Madonna und Janet Jackson. Frauen, die zwar singen können, aber nicht wirklich die prägnante Stimme einer Aretha Franklin haben. Dafür können sie tanzen, sehen gut aus und verkaufen damit in den 80ern Millionen von Platten. Es zählt eben nur das Gesamtpaket.


6