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Ruhmeshalle Buzzcocks - Going Steady

Die Buzzcocks waren typisch Punkrock - eine absolute Singles-Band. In drei Minuten musste alles gesagt werden. Und wie! Fünf Songs knallten 1978 in die britischen Top 40.

Von: Michael Bartle

Stand: 18.07.2008 | Archiv

Buzzcocks | Bild: EMI

"What Do I Get" - 30 Jahre alt und ziemlich frisch: Die Buzzcocks haben diese Single 1978 aus dem Ärmel geschüttelt. Und wer vor einigen Jahren in dem sehr schönen Terry-Zwigloff-Film "Ghost World" war, der hat dieses Stück sowieso noch im Ohr. Gerade ist eine Buzzcocks–Live-CD erschienen und die alten Herren sind auch noch kräftig auf Tour.

Die Buzzcocks: lebendiger als Pete Doherty und plötzlich wieder der Soundtrack der Zeit, obwohl sie so alt sind wie Punk selbst, gegründet 1976 in Manchester. Und warum? Weil Howard Devoto und Pete Shelley so aufgeladen von einem Sex Pistols-Konzert aus London zurückkamen, dass sie sofort selbst diese Musik machen mussten.

Die Beach Boys des New Wave

Buzzcocks - Going Steady (Cover)

Nach nur einer EP, der legendären "Spinal Scratch", macht sich Howard Devoto schon 1977 aus dem Staub. Die drei Akkorde, die Punk hatte, waren ihm zu limitiert. Er gründete mit Barry Adamson Magazine, eine etwas schmockhafte Band, sozusagen Prog Rock für die New-Wave-Generation. Der Mann ließ also die Buzzcocks im Stich, weil er nicht so klingen wollte, wie all die anderen Punkbands, die gerade das Vereinigte Königreich überschwemmten. Wie er sich irren sollte. Kaum eine Punkrockband hat so grandiose Melodien geschrieben, so viel Druck auf der Gitarre gemacht wie die Buzzcocks. Auf Stücken wie "Everybody’s Happy Nowadays" übersetzen sie mühelos Beach Boys-Harmonien in die New Wave-Ära.

"How I Hate Modern Music"

Die Buzzcocks gehen 1978 ausgiebig auf Tour. Großartige Bands wie die Pop Group, Cabaret Voltaire und die Slits spielen als Support. Alles Bands, die Punk weiter dachten. Denn der "Great Rock’n Roll Swindle" hatte längst auch die Punkrock-Bewegung erfasst. Alle Bands, die nicht bei drei auf dem Baum waren, wurden von der Industrie umarmt und eingemeindet. Schon 1977 sang Pete Shelley:

"How I hate modern music. It goes on and on and on. How i wish it could stop."

Buzzcocks

Und auch die Buzzcocks selbst wurden matt. 1980 wollten sie noch eine letzte Single-Reihe starten. Die ersten drei erschienen tatsächlich noch. Das Stück "Homosapien", eigentlich als Nummer 4 vorgesehen, wurde der erste und einzige Hit für Pete Shelley, der 1981 die Buzzcocks aufgelöst hatte, um solo weiterzumachen. Auf dem Cover der 1981 erschienenen LP lässt er sich im weißen Anzug und Krawatte in einem Designer-Ambiente ablichten. Neben ihm ein früher Commodore-Computer. Die Elektro-Ära hatte begonnen.


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