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Ruhmeshalle Bright Eyes - Lifted

Es ist bis heute eine Sensation, dass aus dem erst 21-jährigen Conor Oberst so ein Album heraussprudeln konnte. Von der ersten bis zur letzten Sekunde perfekt durchdacht: eine Symphonie des Indie-Folk.

Author: Helen Malich

Published at: 4-9-2009 | Archiv

Pressebild von Bright Eyes | Bild: Saddle Creek

Dieses Album ist eine Initiation. Eine Geschichte über das Erwachsenwerden und über die vermeintliche Weisheit, die das mit sich bringt. Ein nostalgischer Rückblick auf unbeschwerte Jugendtage, ein bisschen Hoffnung und eine gehörige Portion Fatalismus.

Schon zu Zeiten von "Lifted" spielte diese Band in wechselnder Besetzung. Im Zentrum Frontmann Conor Oberst, drum herum das Künstlerkollektiv Bright Eyes. Songs wie "Method Acting" oder "Laura Laurent" kommen aus dem Kollektiv. Es gibt einen Chor, ausgeklügelte Arrangements und zig Instrumente. Es sind Folk-Stücke, in denen eine Gemeinschaft beschworen wird.

In "Nothing Gets Crossed Out" oder "Waste Of Paint" steht dann der einsame Conor Oberst allein im Mittelpunkt. Und das in schönster Singer-Songwriter Manier, mit all seinen Zweifeln und Ängsten. Im Vergleich zu den Bright Eyes-Folgealben wirkt aber auf "Lifted" die brüchige Stimme des Sängers noch authentisch und nicht aufgesetzt oder geplant.

Auch textlich ist das Album herausragend. Bei früheren Platten ist Conor Oberst förmlich versumpft in Selbstmitleid, unerfüllter Liebe und der Ungerechtigkeit der Welt. Nach "Lifted" berichtet er einen Tick zu abgeklärt von der Reinheit der Seele und den Machenschaften der Gesellschaft. Auf "Lifted" selbst wirken die Texte weniger aufgesetzt und überarbeitet, sie sprudeln wasserfallartig aus ihm heraus.

Auch einen Indie-Disco-Hit gibt es, obwohl "Lover I Don't Have To Love" vor dem Hintergrund der gesamten Platte nur ein kleiner Teil des großen "Lifted"-Mosaiks ist.

Im Nachhinein könnte man sagen, dass sich Conor Oberst für seine weitere Karriere mit diesem Album selbst ins Knie geschossen hat, denn alle Veröffentlichungen müssen sich jetzt an "Lifted" messen - und verlieren. Kein weiteres Mal hat Conor Obersts Selbstdarstellung und das Prinzip "himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt" so gut funktioniert, wie hier.


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