Tracks der Woche #45/18 Mt. Joy, Matija, Wargirl, Toro Y Moi, Cupswitdaice

Die Tracks der Woche, so bunt wie das Herbstlaub: folkige Philosophen, dramatische Romantiker, kämpferische 70er-Jahre-Vibes, ein extrem cooler Freiberufler und ein unschlagbares Team.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 02.11.2018 | Archiv

Tracks der Woche 45/18 | Bild: Cupswitdaice, Deniz Saylan, Mt. Joy, Chaz Bear, Wargirl

Mt. Joy - Silver Lining

Mt. Joy haben ihren Namen von einem Berg in einem Nationalpark in Philadelphia, nahe dem Heimatort von Gitarrist Sam Cooper. Diese Info über die fünfköpfige Band ist schon mal ein erster Hinweis, was uns soundtechnisch bei Mt. Joy erwartet: Feinster Indie-Folk von der Roadtrip-Philosophen-Sorte. Die neue Single "Silver Lining" vereint ein melancholisches Thema - gefährlicher Drogenmissbrauch unter Freunden - mit Klaviermelodien, unerwarteter E-Gitarre und einem erhebenden Refrain mit Backingvocals. Ein bisschen Schmerz, aber eben auch die Hoffnung auf Besserung. Die Band hat schon so manches Tief zusammen überstanden: Sänger Matt Quinn und Gitarrist Sam Cooper machen schon seit der High-School zusammen Musik. Diese Verbindung zwischen den beiden hört man ihrer Musik an. Nach ausgiebiger Tourphase letztes Jahr, haben Mt. Joy vor kurzem ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht.

Matija - The Calling

Als junger Musiker steht man irgendwann vor der Entscheidung: Geht man den sicheren Weg und sucht sich einen "normalen" Job, der einen über Wasser hält. Oder man setzt alles auf eine Karte und macht die Musik zum Beruf. Der Münchner Matt Kovac hat sich für die riskantere Variante entschieden - und fährt damit ziemlich gut. Seine Band Matija hat einen Plattenvertrag an Land gezogen und bereits ihr erstes Album "Are We An Electric Generation Falling Apart?" veröffentlicht. Dank ihrem einladenden Indie-Pop werde Matija als ein besonders vielversprechender Newcomer gehandelt. Mit ihrer neuen Single "The Calling" beweisen sie erneut, warum das so ist: Wo der Anfang noch eine gediegene Ballade vermuten lässt, baut sich unbemerkt etwas auf - und kommt im ausdrucksstarken Refrain schließlich voll zur Geltung: Ein bisschen kitschig, aber nicht auf die unangenehme Weise, dafür mit der nötigen Dramatik, damit der Song etwas Majestätisches bekommt.

Wargirl - Mess Around

Es kann einfach nicht genug Songs geben, in denen Frauen klare Absagen an idiotische Macker verteilen. Wenn man diese Message dann so wie bei "Mess Around" auch noch in hinreißenden 70er-Jahre-Sound verpackt bekommt, dann bleibt eigentlich kein Wunsch mehr offen. Dabei erteilt uns Wargirl auch eine kleine Geschichtslektion und versetzt uns zurück in eine Zeit, in der Musik und politische Revolution noch untrennbar verbunden waren. Der Clou aber ist, dass "Mess Around" 2018 genauso gut funktioniert. Das liegt wohl auch daran, dass der Initiator der Band, Cold-War-Kids-Produzent Matt Wignall, sich für sein Projekt sehr talentierte Freunde gekrallt hat und damit absolute Profis am Werk sind. Allein die eindringliche Stimme von Leadsängerin Samantha Parks ist ein Alleinstellungsmerkmal und passt perfekt ins Konzept. Das Debütalbum "Wargirl" hört man am besten taumelnd durch einen mit Räucherstäbchen eingenebelten Raum mit bunten Tüchern an der Wand.

Toro Y Moi - Freelance

Toro Y Moi verkörpert im Video zu "Freelance" ein Level an Coolness, das kaum noch zu toppen ist: Ob aus der Vogelperspektive auf seinen ästhetisch tanzenden Fischerhut oder wenn er plötzlich entwaffnend direkt in die Kamera schaut - jede Einstellung ist ein kleines Meisterwerk. Und das Beste: Der Klang von "Freelance" ist genauso attraktiv wie die Optik. Der funky Touch sorgt für den Retro-Charme und der sehr gezielte, fast schon spöttische Autotune-Einsatz verweist auf die zeitgenössische Musikszene. Schicht für Schicht bastelt Chaz Bundick, wie Toro Y Moi eigentlich heißt, hier einen leicht erfassbaren, bestechenden Down-Tempo-Hit, bei dem wohl auch der größte Körperklaus wenigstens mitnicken muss. Die Single "Freelance" ist die erste Kostprobe vom sechsten Studioalbum des Musikers aus South Carolina, das er für Januar angekündigt hat. Darauf dürften sich dann noch mehr solch clevere Arrangements wie "Freelance" befinden.

Cupswitdaice - My Team

Schon nach den ersten Sekunden von "My Team" scheint klar: Hier handelt es sich ganz klar um sehr feierbaren Trap-Shit aus Atlanta. Aber weit gefehlt: Die zwei Jungs, die für diesen Beat verantwortlich sind, nennen sich Cupswitdaice und kommen aus München. Gut, fairerweise muss man sagen, dass DJ Hotsauce tatsächlich einige Zeit seines Lebens in Atlanta verbracht hat. Sein Kollege DJ Silence dagegen ist erst seit ein paar Jahren im Münchner Nachtleben unterwegs. Und dann wären da ja noch die sehr abwechslungsreichen Rap-Parts auf "My Team", die mindestens genauso international klingen. Herausragend vor allem Bdotissa, ein nicht ganz unbekannter Rapper aus Augsburg. Ein Kerl, der mit seinem Todesflow und Macher-Attitüde schon seit ein paar Jahren für Aufsehen sorgt. Alles zusammen ergibt das ein Team, das skilltechnisch einiges hinlegt und damit auch zu Recht eine Lobeshymne auf sich selbst singt.

Sendung: Freundeskreis, 05.11.2018 - ab 10.00 Uhr