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Info Die Münchner Rapperin Ebow mit Wohnsitz in Wien setzt auf orientalische Beats und Elektrosounds. In ihren Texten zieht sie gerne mal selbstironisch Klischees über Migranten und Millennials durch den Kakao.


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Vorgestellt // Little Scream Bären, Folk und Sommersprossen

Eigentlich ist sie Amerikanerin, aber sie lebt seit zehn Jahren in Kanada: Die Singer-Songwriterin Little Scream produziert ihr Debütalbum im Umfeld von Arcade Fire, was man den Songs auch oft anhört. Und das ist gut so!

Stand: 10.11.2010 | Archiv

Laurel Sprengelmeyer ist Little Scream | Bild: Rachel Granofsky

Sie ist die längste weltweit, die Grenze zwischen den USA und Kanada. 8891 Kilometer trennen diese beiden Staaten von einander. Für Laurel Sprengelmeyer aka Little Scream ist es ein Katzensprung hin und her, sie ist in beiden Ländern zuhause. 2000 verschlägt es die Singer-Songwriterin nach Montréal, sie studiert an der Concordia University und bekommt am Ende ihres Studiums nicht nur ein Zeugnis, sondern auch ein Visum. Und damit die Einreisegenehmigung in die kanadische Musik- und Künstlerszene, die in den Köpfen der Popwelt beladen ist mit Unmengen von Klischees.

Blaues Meer, in dem Wale schwimmen, neben dunkelgrünen Tannen, zwischen denen sich Bären verstecken. Oder so: Bärtiger Holzfällerkauz trifft auf junges, urbanes Kreativvolk. Auch wenn das alles sehr kitschige Bilder sind, die manchmal überhaupt nicht zutreffen: Die Singer-Songwriterin Little Scream könnte mit ihren rotbraunen Locken, den vielen Sommersprossen und ihrem schüchternen Lachen nicht perfekter ins Bild passen.

Little Scream im großen Montréal

Auch die Musik passt perfekt ins Programm. Häufig schleichen sich ihre Songs von irgendwo ganz weit hinten ins Gehör Spätestens, wenn ihre sanfte, manchmal sogar brüchige Stimme einsetzt, sind wir mitten im Klischee. Klar, so einfach ist es dann auch wieder nicht. Little Scream ist nämlich nicht bloß das nette Mädchen mit der Gitarre, das im viel zu weiten Wollpulli Songs über Leben, Liebe und Sehnsucht trällert. Im Interview mit dem Video-Blog "Views of Montreal" zeigt sich, wie sehr sie das eigene Tun hinterfragt und reflektiert: Die Umtriebigkeit des Kreativvolks von Montréal hat Little Scream am Anfang ihrer Karriere eingeschüchtert.

Tatsächlich ist es verwunderlich, wie viele gute Bands diese Stadt in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Angefangen bei den cheesy Elektrofunkern von Chromeo, über die soundgewaltigen Indie-Rocker von Wolf Parade, bis hin zu den virtuosen Arcade Fire. Besonders Letztere werden im Zusammenhang mit Little Scream immer wieder genannt, schließlich wurde ihr Debütalbum "The Golden Record" zum Teil von Arcade-Fire-Gitarrist Richard Reed Parry produziert – was man manchen Songs auch ziemlich deutlich anhört.

Ein schöner Mythos

Indie trifft auf Folk, Rockriff trifft auf Konzertgitarre, Natur trifft auf Stadt. Da ist es wieder: das Kanada-Klischee! Und sind wir doch mal ehrlich: Es ist ein schöner Mythos, dass von dort vor allem gute Bands kommen. Klischee hin oder her. US-amerikanischer Pass hin oder her.


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