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Vorgestellt // 1000 Robota Sturm, Drang und Zorn

Kaum eine andere deutsche Band eckt so gerne an. 1000 Robota nehmen kein Blatt vor den Mund. 2011 haben sie die on3-Lesereihe begleitet: als musikalischer Act und mit eigenem Text auf der Literaturbühne.

Von: Felicia Reinstädt

Stand: 24.08.2011 | Archiv

2008 scheppert es gewaltig im deutschen Indiewald. Der Krach kommt aus Hamburg, einst Geburtsstätte des deutschen Diskurspops und des gepflegten Trainingsjacken-Trägertums. Den Lärm machen drei Jungs, die den Verstärkerregler bis zur Rückkopplung aufdrehen und mit rotzigen Parolen ihren Zorn von der Bühne schreien. Das ist Punk und das muss raus. Sie kommen – nach langer Zeit tatsächlich mal wieder –, um sich zu beschweren. Und diese jugendliche Unzufriedenheit ist echt, denn bei Veröffentlichung ihrer ersten EP sind die drei Robota noch nicht mal alle volljährig.

Zwischen Hype und Hausaufgaben

Sänger Anton Spielmann wettert gegen alles und jeden und macht dabei auch nicht vor den Altehrwürdigen der Hamburger Schule Halt. Soviel ungekünstelte Rebellion hat Potential. Sogar die englische Musikpresse wird aufmerksam: Der NME berichtet, 1000 Robota spielen in London und als im September ihr erstes Album "Du Nicht Er Nicht Sie Nicht" erscheint, steckt die Band mitten drinnen im großen Hypegewitter. Inwieweit dieser rasante Aufstieg Fluch und Segen für die junge Band ist, zeigt sich eindrucksvoll in der Dokumentation "Utopia Ltd." Hier kann man ungestellt drei Teenagern beim Erwachsenwerden zusehen – zwischen Albumaufnahmen, Label-Zickereien, zermürbenden Konzerttouren und Schularbeiten. Und nicht zuletzt sieht man hier auch, was passiert, wenn die gezüchtete Hypeblase platzt.

Doch was soll's, wenn die alte Ordnung in Trümmern liegt – die Robota sind schon längst weitergezogen. Im Herbst 2010 kommt ihr aktuelles Album "UFO" heraus. Mit neuem Label, neuem Sound und einer neuen Inszenierung. Vor den Punk kommt das Post-, die abgewetzten Lederjacken werden gegen feinen Anzugzwirn getauscht. Und für die Präsentation ihres Zweitlings lassen sich 1000 Robota von einem erweiterten Kammerorchester begleiten.

Auch die Texte befreien sie von ihrem sloganhaften Korsett. Sie gehen jetzt tiefer, werden persönlicher, handeln von falschen Erwartungen, Verletzlichkeit und Selbsterkenntnis. Sänger Anton Spielmann argumentiert auch gerne psychologisch: "Was passiert, passiert aus einer inneren Dringlichkeit heraus." Das hört man und das spürt man. Denn trotz aller Neuausrichtung – 1000 Robota singen weiter an gegen das System, die Bequemlichkeit. Und sie verpacken ihren Unmut lautstark in ein stilsicheres Soundgewand.


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