Jetzt Regen Yukno & GIRLWOMAN

Info Bis zum Jahr waren 2015 waren die drei Jungs von Yukno aus Österreich noch unter dem Bandnamen Neodisco bekannt. An ihrem getragenen Indie-Pop Sound hat sich aber nicht viel geändert. Diesmal mit an Board: GIRLWOMAN aus Bielefeld.


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Interview // Mumford and Sons "Ich habe mich vor Bob Dylan auf der Toilette versteckt!"

Mit ihrem dritten Album füllen Mumford & Sons nun die ganz großen Hallen. Im Interview sprechen Marcus und Winston über ihr Engagement für Minderheiten, Kritikervorwürfe und den Moment, als sie ihr Idol getroffen haben.

Von: David Würtemberger

Stand: 20.05.2016 | Archiv

Mumford and Sons | Bild: Universal Music

E-Gitarren statt Akustiksound. Für ihr drittes Album haben Mumford & Sons ihren Stil verändert. Das kommt nicht bei allen Fans gut an. Warum sie deren Kritik nicht trifft und weshalb sie auf deutsche Banjos abfahren, haben sie uns im Interview verraten.

PULS: Ihr seid vor kurzem in North Carolina aufgetreten. Wegen eines neuen Gesetzes dort, welches die Rechte von LGBTQI einschränkt, haben unter anderem Bruce Springsteen und Brian Adams ihre Konzerte abgesagt. Aber ihr habt euch explizit dafür entschieden, nicht abzusagen. Wieso?

Marcus Mumford: Wir wollten dort Präsenz zeigen, wo das passiert. Wir haben die Show angekündigt und wir dachten, dass es eine Möglichkeit ist, den Leuten zu zeigen, wofür wir stehen. Ich denke, das haben wir auch erfolgreich getan. Die Entscheidungen von anderen Leuten sind ihre eigenen und das ist natürlich auch cool so. Ich wünschte, wir wären Bruce Springsteen, aber sind wir nicht. Also dachten wir, es wäre besser für uns, unsere Fans und die Community, zu spielen als nicht zu spielen. Für uns hat es sich wie ein Statement gegen das angefühlt, was die Landesregierung in North Carolina da versucht.

Warum ist es euch so wichtig, die LGBTQI Community zu unterstützen?

Winston Marshall: Ich denke, es ist wichtig, jeden zu unterstützen, der diskriminiert wird. Wir glauben an Liebe und Gemeinschaft und wir glauben, dass jeder Mensch fair und gleich behandelt werden sollte. Klar, wir können natürlich nicht die Probleme von jedem Einzelnen lösen, aber wir fühlen mit diesen Menschen.

Ihr unterstützt nicht nur die LGBTQI Community, sondern auch alle möglichen wohltätigen Organisationen. Für eure aktuelle Tour habt ihr Banjos anfertigen lassen. Ein Banjo für jedes Land, das ihr besucht. Was ist die Idee dahinter?

Winston Marshall: Wir haben eine tolle Beziehung zu Deering Banjos. Die Tochter der Gründer, Jamie, wollte Special Edition Banjos fertigen. Also haben wir mit ihr an jedem Ort, den wir besuchen, wohltätige Organisationen gesucht. Es ist einfach eine großartige, positive Aktion. Es bewirkt hier und dort etwas und wir bekommen eine tolle Resonanz.

Was ist das Besondere am deutschen Banjo?

Winston Marshall: Das deutsche ist so besonders, weil Deutschland einfach ein verdammt geiles Land ist! Also wir als Band angefangen haben, dachten wir uns wirklich so: Wo wollen wir am häufigsten touren? Also, Großbritannien und USA waren sofort klar. Aber gleich auf mit den beiden Ländern wollten wir nach Deutschland. Und wir haben hier schon so viel getourt, mehr als in jedem anderen Land in Europa. Wir lieben es hier. Ich glaube, das Banjo ist so besonders, weil Deutschland etwas Besonderes für uns ist.

Marcus Mumford: Das deutsche Publikum gehört für uns zum besten Publikum auf der ganzen Welt. Eine Liga mit Südamerika und Australien. Deutsche sind einfach irre, sie sind großartig. Und darum lieben wir es, in Deutschland zu spielen.

Ihr habt gerade eine neue EP rausgebracht, "Johannesburg". Ihr habt sie auch in Johannesburg aufgenommen, als ihr in Südafrika auf Tour gewesen seid. Aber das war ja keine gewöhnliche Tour, oder?

Marcus Mumford: Nein, absolut nicht. Wir haben die Tour um die Zusammenarbeit mit Künstlern herum geplant, von denen wir Fans sind. Baaba Maal, The Very Best und Beatenburg. Wir haben uns im Vorfeld überlegt, dass wir Bock darauf haben und mit allen zusammen ein paar Aufnahmen machen wollen. Also haben wir die Tour angekündigt und die Tickets waren rasend schnell ausverkauft. Schneller als wir das jemals erlebt haben. Und weil wir eh nicht lange dort sein würden, haben wir uns gedacht, dass wir noch ein paar Konzerte mehr spielen sollten. Also haben wir noch zwei, drei mehr geplant und hatten dann zwei Tage für die Aufnahmen.

Es war also ziemlich intensiv. Wir hatten zehn wirklich produktive Tage in Südafrika. Kaum ein Tag, an dem wir nicht über Musik nachgedacht oder welche gemacht haben. Es hat wirklich Spaß gemacht und am Ende hatten wir diese Sammlung an Songs namens "Johannesburg", auf die wir sehr stolz sind. Und wir freuen uns darauf, dass die Leute sie hören. Es ist eine richtige Zusammenarbeit. Ich glaube wir singen auf vier oder fünf verschiedenen Sprachen. Vier Bands und fünfzehn bis zwanzig Musiker spielen darauf. Es war hektisch, aber das Ergebnis ist richtig unverfälscht. Weil wir alle einfach nur Musik machen wollten und nicht darüber nachgedacht haben, wer das hören würde. Wir haben einfach nur versucht, während der Zeit so viele gute Songs wie möglich zu machen.

Was ist der Unterschied, mit Musikern zu arbeiten, die mit so einem anderen musikalischen Background aufgewachsen sind? Oder gibt es überhaupt einen Unterschied?

Winston Marshall: Definitiv gibt es einen Unterschied! Das wirklich Aufregende daran ist, dass du ununterbrochen dazugelernt hast, weil die Herangehensweisen so unterschiedlich sind. Du siehst, wie sie Dinge angehen und du verinnerlichst diese kleinen Arbeitsweisen. Es ist so spannend, weil du einfach nicht weißt, was sie als nächstes tun oder welche Melodie kommen wird. Vor allem Baaba. Er macht seinen Mund auf und du denkst nur so: Wow, wo zur Hölle kam DAS denn her!? Und diese Spannung inspiriert einen selbst, neues zu versuchen.

Euer letztes Album war ein großer Wechsel in eurem musikalischen Schaffen. Ihr wurdet viel dafür kritisiert, dass ihr euren typischen Sound aufgegeben habt. Trifft euch solche Kritik?

Marcus Mumford: Ich finde, dass diese ganze Kritik auf falschen Voraussetzungen beruht. Wir sind ja nicht mit akustischen Instrumenten aufgewachsen. Wir haben sie verwendet, als wir mit der Band angefangen haben und haben sie ein paar Jahre gespielt und hatten wirklich Spaß daran, Songs mit diesen Instrumenten zu schreiben. Aber der Plan war schon immer, irgendwann zu anderen Instrumenten zu wechseln. Denn jeder von uns liebt es, mit lauter verschiedenen Instrumenten zu spielen, solange wir nur Songs damit schreiben können. Wir haben nie vorgehabt oder gesagt, dass wir uns auf ein Genre fixieren würden. Wir haben schon immer gerne verschiedene Musikrichtungen verwendet und sie mit dem, was wir tun, verbunden.

Also diese Kritik trifft uns überhaupt nicht. Im Gegenteil, wir möchten klarstellen: Wir entwickeln uns weiter und wir werden unseren Sound immer wieder verändern. Wem das nicht passt, der muss es ja einfach nicht hören. Unsere Generation hat wirklich Glück, weil wir einfachen Zugang zu so viel verschiedener Musik haben. Vor allem, weil wir das Internet hatten, als wir Teenager waren. Wir konnten so viel merkwürdige Musik hören - einfach so mit einem Klick. Auch wenn uns viele Puristen beeinflusst haben, wir waren selbst nie Puristen, wenn es um Musik geht.

Vor 50 Jahren hat Bob Dylan "Blonde On Blonde" veröffentlicht. Es ist eins der Alben auf denen Dylan den gleichen Weg wie ihr genommen hat: Richtung wechseln und nichts darauf geben, ob den Leuten das gefällt oder nicht. Inwiefern ist Bob Dylan eine Inspiration für euch?

Marcus Mumford: Auf jede nur erdenklichen Weise! (lacht)

Winston Marshall: Marcus hat mir ein Foto von Bob Dylan auf einem ganz bestimmten Motorrad gezeigt und gesagt: "Das hol ich mir!"

Marcus Mumford: Ich habs mir schon geholt! (lacht) Es sind nicht nur die Songs. Es ist alles an Dylan. Er ist mein Lieblingssongwriter. Der beste überhaupt. Er ist mein Held.

Hast du ihn schon getroffen?

Marcus Mumford: Ja.

Und warst du starstruck?

Marcus Mumford: Oh ja, total! Ich war gerade auf dem Weg zur Toilette und bin im Gang an ihm vorbei. Dann war ich in der Toilette und dachte: “Verdammte Scheiße, da ist Bob Dylan!” Und dann saß ich fünf Minuten in der Kabine, weil ich ihm nicht die nasse Hand reichen wollte. Also nicht weil ich mich angepinkelt habe, aber ich habe mir die Hände gewaschen und es gab keinen Trockner und keine Handtücher! Also habe ich mich versteckt und mir wie ein Wahnsinniger die Hände an der Hose gerieben und gedacht: Da ist Bob Dylan! BOB DYLAN!


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