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Vorgestellt // Little Big Sea Der akustische Schlafzimmerblick

Wie "Inception" mit Wattebällchen statt Sturmgewehren. Little Big Sea bauen kuschlig-weiche Opiumhöhlen aus Sound und laden die Getriebenen der Leistungsgesellschaft ein zum Schlummern, Dämmern, Dösen und Träumen.

Von: Malte Borgmann

Stand: 30.03.2016 | Archiv

Was man wissen muss…

Little Big Sea sind Marlene Weber, Gunther Müller und Lukas Kunze. Die Drei leben in Wien, kommen aber ursprünglich aus dem tiefsten, waldigen Herzen Niederbayerns. Aus ihrer Zeit in Hinterlandia kennen sie auch Rudi Maier von The Dope, der ihre letzte EP produziert hat. So, schnell noch die harten Fakten abgehakt, bevor die Musik ihre Wirkung entfaltet und wir uns nicht mehr konzentrieren können.

Musik für...

…den gepflegten Tagtraum. Hätten Songs ein Gesicht – die von Little Big Sea würden einem mit dem selben sinnlich-trägen Schlafzimmerblick zublinzeln, dem man auch bei The XX, Beach House oder Air nie widerstehen konnte. Low Tempo, Badewannen voll Hall, wattig pochende Drums, warme Synthieflächen und Schlafliedmelodien, sanft gezupft und gehaucht - zur Musik von Little Big Sea lässt es sich ganz wunderbar wegdämmern.

Mögen wir, weil...

Kennt ihr diesen wohligen Schauer der einen überkommt, wenn man an einem nieseligen Herbsttag morgens aufwacht und erst schon aus dem Bett springen und in Schule/Uni/Arbeit hetzen möchte, und dann fällt einem ein, dass man heute ja frei hat und ganz genüsslich weiterdösen kann, während der Regen gegen das Fenster tröpfelt? Genau so fühlt sich auch die Musik von Little Big Sea an. Warum wir das mögen, müssen wir hoffentlich nicht weiter erklären.

Sie werden berühmt, weil…

…aus all dem samtig-rauschig-halligen Nebel immer wieder Refrains emporsteigen, ganz unaufdringlich, aber so bezaubernd, dass man sie nicht mehr los wird. Pop nennt man das wohl. Außerdem: Wer gesehen hat, wie Sängerin Marlene Weber im Video zu Portugal die Dietrich macht, der hat keine Zweifel mehr am Star-Potential dieser Band.  

Ihr Problem ist…

… dass wir in einer neoliberalen Leistungsgesellschaft leben. Für eine solche Welt ist die Musik von Little Big Sea im Grunde ungeeignet. Zu hypnotisch, zu benebelnd, zu verführerisch. Irgendwann schlafft da jeder ab, stellt die Kieferpartie auf halboffen und gafft glasig in die Ferne. Kann man als Begleitmusik fürs Crossfit-Workout total vergessen. Auch Gehirnchirurgen bei der Arbeit sollten auf keinen Fall Little Big Sea hören. Oder Journalisten, die gerade unter Deadline-Druck ein Bandporträt schrei…be…n … mü…


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