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Vorgestellt // Kellner Die Ich-Rock-AG

Mathias Kellner ist Metal- und Horrorfilmfan und stand kurz vor Hartz IV. Eine Karriere als Stadionrocker schien da eher unwahrscheinlich. Doch Kellner hat sein Ding durchgezogen – mittlerweile auch mit "richtiger" Band.

Von: Frederik Kunth

Stand: 20.04.2011 | Archiv

Ein Jahr lang war Mathias Kellner arbeitslos, trotz Schreiner-Lehre. Das war vor einigen Jahren. Dann hatte er die leicht aberwitzige Idee, eine Ich-AG bei der Arbeitsagentur in seiner Heimatstadt Regensburg zu beantragen. Gewerbe: Singer-Songwriter. Die erste Reaktion der Behörde: Ablehnung.

Drei Alben in drei Jahren

Doch Mathias bleibt hartnäckig. Er überzeugte die Beamten und schickte ihnen regelmäßig Demo-Songs, Konzertflyer und Zeitungsartikel, um seinen "Erfolg" zu dokumentieren. Ihm ist klar, dass es nicht reicht, wenn Musiker nur auf Künstler machen. Er macht daher auf Businessmann. Ein bisschen zumindest. Von 2004 bis 2007 hat er seine Ich-AG.

Der Erfolg stellt sich überraschend schnell ein. Kellner spielt Konzerte im Vorprogramm von Claudia Koreck und veröffentlicht 2009 sein erstes Album "This Ocean Life". Es folgen Support-Shows für Katie Melua und Roger Chapman. Und sein zweites Album "Hey Dude", gerade mal ein Jahr nach dem Debüt. Sein drittes Album "The Road Sessions", das gerade erschienen ist, nimmt er mit seinen alten Freunden Joe (Bass), Flo (Gitarre) und Andy (Schlagzeug) auf. Kellner ist kein Ego-Ding mehr. Kellner ist jetzt zu viert.

Werwölfe und Vampire für das Mainstream-Publikum

Mathias selbst ist großer Fan von der Rockmusik der Sechziger und Siebziger, aber auch von Tom Waits und den Counting Crows sowie von Indiebands wie Elbow und Mumford & Sons (auf letztere können sich alle in der Band einigen). Er schreibt Songs, die nach Jack Johnson und Everlast klingen. Irgendwie abgehangen. So als ob er damit auch in den USA richtig groß werden könnte. Das Lustige: Kellners Texte sind oft von Horrorfilmen inspiriert, handeln von Werwölfen oder Vampiren. Keine Splatter-Lyrics, aber schräg und hinterlistig. Ihm gefällt die Idee, das Mainstream-Radio-Publikum ein bisschen aufs Glatteis zu führen.

Der Businessplan, den er der Arbeitsagentur vorlegen musste, befindet sich übrigens immer noch auf einer Computer-Diskette - die Älteren werden sich noch erinnern. Mathias kann die Daten daher aktuell nicht aufmachen. Welcher Computer hat schon noch ein Diskettenlaufwerk? Und falls es Mathias doch irgendwann gelingen sollte, die Daten wieder zu öffnen, wird er sich totlachen, wie holprig-bürokratisch seine Musikkarriere begonnen hat.


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