Interview // Burkini Beach Mit Selbstironie und Pointen gegen den Pathos

Keiner singt derzeit über Depression und Selbstzweifel so smooth wie Rudi Maier a.k.a Burkini Beach. Der 26-jährige Landshuter über sein Album "Supersadness Intl." und warum er auf Singer-Songwriter-Sound privat gar nicht steht.

Von: Ann-Kathrin Mittelstraß

Stand: 02.06.2017 | Archiv

Burkini Beach | Bild: Bernd Wolfram

PULS: Dein erstes Album "Supersadness International" ist vor kurzem erschienen. Man kann es aber nur als Buch oder digital kaufen. Warum nicht auch auf Platte oder CD?

Rudi: Ich hab einfach überlegt, was ich selbst gerne kaufen würde. Und ich hab mir schon seit einer Weile keine Platte mehr gekauft, obwohl ich das früher total gerne gemacht hab. Das heißt, der physische Tonträger hat bei mir einfach schon bisschen ausgedient. Dennoch habe ich total gerne was, das ich in den Händen halten kann. Und da kam die Idee mit dem Buch.

PULS: Dieses Buch sieht eigentlich aus wie Kinderbuch. Es sind die Texte drin und auch viele Bilder von dir.

Rudi: Und natürlich noch der Downloadlink für das Album. Die Idee war einfach, dass ich gerne ein Booklet hätte, das sich gut anfasst.

PULS: Wenn es um Referenzen deiner Musik geht, fallen oft Namen wie Elliott Smith oder Sufjan Stevens, klassische Songwriter also. Ist das Musik, die du auch privat hörst?

Rudi: Die Beiden auf alle Fälle. Oft fallen aber auch Namen, die ich gar nicht höre. Persönlich bin ich wirklich kein Fan von Akustikgitarren-Musik, aber ansonsten höre ich natürlich sehr viel. Von Popmusik bis Hardcore. Bei mir gibt es dann noch die Kategorie: gute Musik trotz Akustikgitarre. Und da fallen dann sicher auch Elliot Smith oder Sufjan Stevens mit rein.

PULS: Die ersten Songs als „Burkini Beach“ hast Du im Herbst 2015 rausgebracht. Hast du seitdem an deinem Album gearbeitet oder hast du auch noch was anderes gemacht?

Rudi: Ehrlicherweise war das Album zu dieser Zeit schon fast fertig. In den letzten anderthalb Jahren haben mein Manager und ich bei Labels angefragt, die das Album rausbringen wollten. Aber irgendwie hat es bei keinem Label richtig gepasst und so haben wir es jetzt selbst rausgebracht. Was sich wirklich sehr gut anfühlt.

PULS: Das Album fängt mit dem Song „Kitchen Sink“ sehr erschütternd an. Das ist ein Song, in dem du einen ziemlich beschissenen Winter und auch Anzeichen von Depressionen hast. Als der Frühling dann kommt, willst du dich im Waschbecken ertränken. Geht's dir gut, oder müssen wir uns Sorgen machen?

Rudi: (lacht) Nein, um mich muss man sich keine Sorgen machen, aber es ist tatsächlich so, dass das Album aus einer schwierigen Phase stammt.

PULS: Aber warum hast du dann genau den Song als Opener für das Album genommen?

Rudi: Der sollte einfach so bisschen den Ton für den Rest der Platte setzen. „I tried to drown myself in the kitchen sink“ ist für mich eine kleine textliche Pointe am Ende und auf das stehe ich einfach sehr. Ich finde es immer fast unerträglich, wenn akustische Singer-Songwriter-Musik so weinerlich daherkommt. Und mit dieser Textzeile als Pointe ist das für mich so ein kleiner Bruch mit dem Ganzen.

PULS: Gegen Ende der Platte hat man das Gefühl, dass es wieder bergauf geht. Da singst Du dann zum Beispiel über eine neue Liebe. Wie lange hast du dir Gedanken über die Tracklist gemacht? 

Rudi: Sehr lange natürlich. Ich mach mir auch immer viele Gedanken über die A-Seite und B-Seite, was eigentlich gar kein Sinn macht, weil es kein Vinyl gibt. Aber generell bin ich wirklich ein Typ, der sich darüber sehr den Kopf zerbricht.

PULS: Hast du aber danach immer den Gedanken, du hättest was ändern sollen?

Rudi: Dieses Mal tatsächlich nicht. Der ganze Aufnahmeprozess war so entspannt. Wahrscheinlich weil ich mit der Grundhaltung an die Arbeit gegangen bin, dass es eh nicht viele hören werden. Ich hab es eigentlich für mich gemacht.

PULS: Auf dem Album sieht man einen Strauß, der seinen Kopf in den Küchenboden steckt. Bist du auch so ein Typ, der sich gerne vergräbt? Oder ist das wieder ein Zeichen deines schwarzen Humors?

Rudi: Beides glaub ich, es spielt ja dann doch immer von einem selber was mit. Ich habe sicher einen Hang zum Vergraben, wenn es mir schlecht geht.

Sendung: Plattenbau, Mittwoch, 31.05.2017 - ab 19 Uhr