Tracks der Woche #8/19 BLVTH, Selma Judith, Rina Mushonga, Theophilus London feat. Tame Impala, Cage The Elephant

Travis Scotts geheimer Cousin, Dänemarks R&B-Harfenistin Nummer 1, der weibliche Dancehall-Paul-Simon, Everybody’s Darling im Musikbiz und eine Band im Gore-Fieber. Nicht die Gäste bei Markus Lanz, sondern die Tracks der Woche!

Von: Jan Limpert

Stand: 14.02.2019 | Archiv

BLVTH, Selma Judith, Rina Mushonga, Theophilus London feat. Tame Impala, Cage The Elephant | Bild: Roberto Brundo, Elenora Feigenberg, PIAS, Warner Music Germany, Neil Krug

BLVTH – Cool Song

Auf dem PULS Open Air 2018 haben wir Yungblud noch safe zum geheimen Sohn von Mick Jagger erklärt – optisch gesehen. Jetzt gibt es die nächste Entdeckung in Sachen nicht anerkannter Musik-Sippschaft: BLVTH geht mit seinem neuen Trap-Banger nämlich sowas von als Cousin dritten Grades von Travis Scott durch – mit dem Unterschied, dass BLVTH auf den ganzen Auto-Tune-Exzess verzichtet. Als wäre das nicht schon lit genug, ist "Cool Song" textlich auch noch die Geilo-Version von Lena Meyer-Landruts "Satellite": "I'm ahead of my time. Every time I'm talking to myself, I know that I am fine. Like a big satellite circulating 'round your house, I'm watching you every night." Noch Fragen?!

Selma Judith – Kind of Lonely

Selma Judith hat beste Chancen nach MØ und Volbeat der neue, fette Export-Schlager Dänemarks zu werden. Mit ihrem eigensinnigen Stil pusht sie immer wieder die Limits von R&B-Mukke, weswegen ihr Sound auch immer wieder als PBR&B oder Alternative R&B beschrieben wird. Doch nicht nur in Sachen Pimp My Genre hat es die Frau einfach drauf: Denn bei all ihren Songwriting- und Gesangs-Skills würde Selma Judith wohl auch noch der Durchbruch als Harfenistin gelingen. Zumindest hat ihr das Zupfinstrument schon die ein oder andere Session mit MØ oder Vera beschert. Aber zurück zu "Kind of Lonely", denn zum Song hat Selma auch noch ein solides One-Take-Video inklusive echter Nacktszenen gezimmert. Wer sich fragt, woher die junge Frau soviel Mut nimmt: Ihr Vater ist niemand geringeres als Skandal-Regisseur Lars von Trier.

Rina Mushonga – Good Vacation

Rina Mushongas Musik in einem Satz zu beschreiben, ist keine leichte Aufgabe. In ihren Songs passiert einfach zu viel gleichzeitig. Das mag vielleicht daran liegen, dass Rina bereits in Indien, Zimbabwe und Holland gelebt hat und sich genau dieses Multi-Kulti-Ding auch irgendwie in ihren Songs eingenistet hat. Wenn ihr euch “Good Vacation” reinzieht, geht schon mal in Deckung, wenn euch der super gechillte Drum-Groove entgegen springt, New Wave Synthie-Sounds aufploppen, während subtile Percussion im Hintergrund läuft und Tango mit Acid-Tetris-Sounds tanzt. Rina selbst bezeichnet diesen Cocktail als "Paul Simon in a sweaty, African dancehall club". Klingt erstmal so selbstironisch wie selbstbewusst, passt aber wie Arsch auf Eimer.  

Theophilus London feat. Tame Impala – Whiplash

Kevin Parker, seines Zeichens Mastermind hinter Tame Impala, sattelt jetzt wohl endgültig auf die Rolle als Everybody’s Darling im Musikbiz um. Schon 2018 war er einer DER spannendsten Feature-Artist schlechthin: Kali Uchis, ZHU, A$AP Rocky, nicht zu vergessen seine Live-Performance mit Travis Scott und John Mayer bei Saturday Night Live – egal wo Kevin Parker seine Finger mit im Spiel hat, das Resultat glänzt immer durch einen eigensinnigen, aber stilvollen Sound. Mit seinem neuen Schützling Theophilus London hat Kevin jetzt einen Track gebastelt, der wie zu erwarten aus der Reihe tanzt: "Whiplash" ist einfach mal kein Trap, sondern hängt zusammen mit dem Bass-Sound der Justice-Jungs irgendwo zwischen Miami Vice und Old-School Hip-Hop herum.

Cage The Elephant – Ready To Let Go

OIDA! Ist das Jesper Munk, der den Gothic-Priester im Video zu "Ready To Let Go" spielt?! Ach ne, Cage The Elephant haben Matt Schulz doch nicht gegen Mr. Blues aus Bayern ausgetauscht. Das eigentliche Kuriosum in "Ready To Let Go" ist aber auch nicht die optische Ähnlichkeit der beiden Sänger, sondern die Tatsache, dass dieser Kunstblut getränkte Softporno in der Videothek um die Ecke wohl in der Erwachsenen-Abteilung zu finden wäre und dann auch nur in der Kategorie "Special Interest". Egal ob ihr den Hang der Band zu Gore-Movies mit Kannibalismus-Einschlag feiert, oder euch doch lieber "Bambi" ausleiht, bei dieser smoothen Hook müsst ihr so oder so alle im Takt mitnicken!

Sendung: Freundeskreis, 18.02.2019, ab 10 Uhr