Tracks der Woche #6/19 The Drums, Samm Henshaw feat. EARTHGANG, Mine, Nilüfer Yanya, Hajk

An Vintage-Konsolen zocken, vorm sonntäglichen Kirchengang verstecken, Soundgewänder schneidern, das persönliche Mentaltraining durchziehen oder Hitmelodien basteln: Die Tracks der Woche chillen im gemeinsamen Hobbykeller.

Von: Jan Limpert

Stand: 31.01.2019 | Archiv

The Drums, Samm Henshaw, Mine, Nilüfer Yanya, Hajk | Bild: Nicholas Moore, Columbia Records, Simon Hegenberg, Molly Daniel, Johan Nord

The Drums – Body Chemistry

"Body Chemistry" startet mit einem Drum'n'Bass-Beat, der klingt, als hätte man ihn durch die Soundkarte eines guten, alten Nintendo 64 gejagt. Genauso wie das Zocken an der Vintagekonsole macht auch der neue Track von The Drums mit seinem 8-Bit-Intro richtig gute Laune. Wenn ihr euch den Text aber mal genauer anschaut, werdet ihr schnell merken, dass die positiven Vibes einen faden Beigeschmack haben: "Change my life. Everyone is telling me to change my life. Oh, maybe I'm depressed or maybe I know too much about the world, about myself", singt Frontmann Jonathan Pierce. Diese desillusionierte Weltsicht hält sich auch hartnäckig gegen "some good luck and a good fuck, a nice glass of wine and some quality time". Ob vielleicht ein paar Stunden an der N64 helfen könnten?

Samm Henshaw feat. EARTHGANG– Church

"Wake up and take yourself to church!" Ein Satz, bei dem wohl jedem pubertierenden Kind aus einem erzkatholischen Dorf in der Provinz die Bettdecke reflexartig wieder über das Gesicht rutscht. Für Samm Henshaw hingegen sind solche Lines die Fahrkarte in die Top-Riege der Popwelt. Denn James Bay und Chance The Rapper wissen ganz genau, warum sie diesen 24-jährigen Pro mit auf Tour genommen haben. Völlig egal, ob ihr gläubig seid oder nicht - das Gospel-Feeling in Samms Tracks catched einfach jeden! Wenn der Pfarrer solche Tracks im Gottesdienst abfeuern würde, könnten die Kirchen vielleicht sogar wieder mehr Leute für den sonntäglichen Kirchengang begeistern. Falls es mal zu diesem unwahrscheinlichen Fall kommen sollte, stehen wir dann mit dem Schellenkranz in der ersten Reihe und gehen fett auf die Songs von Samm Henshaw ab!

Mine – Klebstoff

Manche Leute haben für jeden Anlass das passende Outfit. Mine hingegen ist nicht nur optisch richtig stylisch unterwegs, sondern schneidert auch jedem ihrer Tracks ein neues, einzigartiges Sound-Gewand auf den Leib. Auf ihrer Mission als Klang-Chamäleon taucht sie auf "Klebstoff" deshalb natürlich mal wieder in neue Sphären ein. Waren es bei ihrer letzten Single "Spiegelbild" noch gefühlt tausend verschiedene Streicher-, Flöten- und Percussion-Sounds, die sich andauernd abwechseln und dem Song einen sich ständig verändernden Groove geben, ist bei "Klebstoff" jetzt Minimalismus Trumpf. Der Track beweist: Balladige Pop-Songs sind schon auch echt geil, wenn man denn auf die ollen Synthiegeigen verzichtet und sich wie Mine mal was Neues einfallen lässt.

Nilüfer Yanya – In Your Head

Nilüfer Yanya ist ein wunderschöner Name, aber - sind wir mal ehrlich - leider nicht so ganz leicht zu merken. Das können wir aber ganz einfach mit der folgenden Story ändern: Die Londoner Ausnamemusikern mit dem Hang für Garage-Rock und hart verzerrte E-Gitarren hat schon als Drei-Käse-Hoch an ihrer Musikkarriere gefeilt und im zarten Alter von sechs Jahren bereits angefangen Songs zu schreiben. Weil sie da aber noch kein Instrument spielen konnte, musste sie ihre Songs erstmal in ihrem Köpfchen parken. Erst ganze sechs Jahre später setzte sie die gehorteten Tracks nach und nach in die Tat um. Passend zu dieser Story trägt ihr neuer Song den Titel "In Your Head". Doch genug der Eselsbrücken, denn jetzt gilt: Track anhören und den Namen Nilüfer Yanya nie mehr vergessen!

Hajk – Breathe

Stephen Hawking hat nach dem Beweis für die Stringtheorie gesucht, die eine Erklärung für alles im Universum liefern soll, Harry Potter nach dem Stein der Weisen, der jedes Metall in pures Gold verwandelt und Hajk haben definitiv Bock, das perfekte Rezept für Melodien mit dem größtmöglichen Ohrwurm-Potenzial zu kreieren. Auf "Breathe" kommen sie ihrem Ziel schon erschreckend nahe. Ein Grund dafür ist auf jeden Fall Sängerin Sigrid Aase. Die hat nicht nur denselben Vornamen, wie Norwegens Popstar #1, Sigrid, sondern auch noch eine ähnliche Stimme. Wenn das mal keine top Voraussetzungen sind, um im Gedächtnis zu bleiben. Der Rest der Band gibt sich entsprechend supportive und setzt Sigrids Vocals mit Synthesizern, Bläsern und einem eingängigen Groove gekonnt in Szene. Teamwork at its best!

Sendung: Freundeskreis, 04.02.2019, ab 10 Uhr