Tracks der Woche #46/18 L.A. Salami, JAIME feat. Bdotissa, King Princess, Balthazar, Novaa

Die Tracks der Woche mit Bio-Siegel: Salami aus Freilandhaltung, ein recycelter Titel, Liebe ohne toxische Männlichkeit, mehrfach verwendbare Frontmänner und Musik ohne künstliche Düngemittel.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 08.11.2018 | Archiv

Tracks der Woche 46/18 | Bild: Athos, Facebook, David Richardson

L. A. Salami – You’re Better Off Alone

Tragisch-traurige Texte in ein optimistisches Musikbett kleiden – das ist die Spezialität von L.A. Salami. Ja, der Kerl heißt wirklich so und zwar auch im echten Leben. Der passionierte Mundharmonikaspieler verbrachte große Teile seiner Kindheit in einem eher harten Viertel von London und hat in der Zeit quasi Bob Dylan im Hauptfach studiert. Seine Erfahrungen dort sind der Unterbau für die Themen, die er als Singer-Songwriter in seiner Musik verarbeitet. L.A. Salami strahlt eine derartige Ehrlichkeit aus, dass man jedes seiner Worte verstehen möchte – egal ob es um persönliche Themen geht oder spitzfindige Sozialkritik. Bei "You’re Better Off Alone“ zeigt schon der Titel, wo die Reise hingeht. Aber der Track ist mehr als nur ein Trennungssong: Das Klavier klimpert fröhlich vor sich hin, die Gitarre haut ordentlich in die Saiten, während sich L.A. Salami mit Leichtigkeit die Trauer von der Seele singt.

JAIME feat. Bdotissa – Everything 100

Moment mal, “Everything 100“ ist doch ein Track von Bone Thugs-N-Harmony und Ty Dolla $ign? Jetzt kommen aber ein Produzent namens JAIME und der heißeste Rap-Newcomer aus Augsburg, Bdotissa, mit einem gleichnamigen Titel daher. Kein Cover, aber vielleicht auch kein Zufall, dass da die Parallele zu den US-Größen gezogen wurde. Denn da wo die sind, wollen diese beiden Herren hin. Statt Gang-Revival bekommt ihr aber auf der neuen Single "Everything 100“ eine aufregende Fusion von EDM und Rap zu hören. Bdotissa macht, was er am besten kann: ab Sekunde Eins mördermäßig flowen. Mindestens genauso flüssig bewegt sich der Rapper im zugehörigen Video. Das funktioniert auf die Beats des alpinen Produzenten mit dem Schnurrbart besonders gut. Der streut nämlich zwischen die Hip-Hop-Beats auch mal freche Percussions und euphorische Flöten.

King Princess – Pussy Is God

In der Musikwelt gibt es viele Vermutungen, wer oder was hinter Gott stecken könnte. Faithless und Pink sind der Meinung, Gott sei ein DJ. Ariane Grande sagt, Gott sei eine Frau. Die US-Sängerin King Princess hat auch ihre eigene Theorie zu dem Thema: "Your pussy is God and I love it. Gonna kiss me real hard, make me want it”, heißt es in der ersten Zeile ihrer neuen Single "Pussy is God”. Und mit diesem Statement möchte die Künstlerin nicht provozieren – und vermutlich auch nicht mal eine große feministische Botschaft senden. Sie besingt einfach die körperliche Zuneigung zu ihrer Partnerin, die sie vergöttert, genauso explizit wie es auch ihre männlichen Kollegen tun würden. Und das in einem kreativen Pop-Song mit schicker Bassgitarre, E-Piano und betörendem Gesang. Alles zusammen ein schönes Ding von der 19-jährigen Newcomerin, die im Juni ihre Debüt-EP "Make My Bed“ rausgebracht hat.

Balthazar – Fever

In sechs Minuten lässt sich so einiges unterbringen, wenn man es clever anstellt: ein funky Bass-Riff, ein überraschendes Streicher-Motiv, ein sich abwechselndes Stimmenspiel aus tiefer Brummstimme und hohem Gegenpart, ein Acapella-Part. Das alles haben jedenfalls Balthazar in ihre neue Single "Fever“ gepackt. In den letzten Jahren sind die beiden Frontmänner Jinte Deprez und Maarten Devoldere getrennte Wege gegangen und haben an eigenen Projekten gearbeitet, aber jetzt hat sie scheinbar das Fieber wieder gepackt. Kleines Wortspiel. Jedenfalls kommt Anfang 2019 auch gleich das vierte Album namens "Fever“. Die neuen Sachen der Belgier sollen deutlich weniger melancholisch klingen als bisher – wie auch die gleichnamige Single "Fever“. Auch wenn der Song jetzt keine euphorische Partyhymne ist – das würde auch nicht zu Balthazar passen – hat der Song doch eine sehr antreibende und versöhnliche Art.

Novaa – Almond Eyes

Gefühlt jedes zweite Schmink-Tutorial handelt davon, wie ihr die perfekten Mandelaugen mit Lidstrich und Co zaubern könnt. Unser Tipp: Nutzt die Zeit lieber um "Almond Eyes“ von Novaa zu hören und spart euch einen Haufen Zeit und Geld. Von Novaa kann man nämlich auch einiges lernen: Zum Beispiel, wie man mit nur 21 Jahren zur erfolgreichen Sängerin wird, die ihre Songs selbst schreibt und produziert. Oder wie man eine Menge Leute mit erstklassigem Output neugierig auf sein Debütalbum macht. Die brandneue Single "Almond Eyes“ besticht mit dezentem Bläsereinsatz, interessanten Samples und natürlich der zarten, klaren Stimme der Berlinerin. Die fragilen Elemente verbinden sich mit den kraftvollen Teilen des Songs. ‚Organic Electronic‘ nennt Novaa selbst ihre Stilrichtung. Und ihre Songs fühlen sich wirklich so an, als wären sie unter der Obhut der Künstlerin natürlich so gewachsen – ohne künstliche Düngemittel oder sonstigem Mist.

Sendung: Freundeskreis, 12.11.2018 - ab 10.00 Uhr