Achtung Spoiler! Shazam ist eine alte Ratschkathl

Shazam ist die tratschige Freundin, die einfach keine Geheimnisse für sich behalten kann: Die Musik-Erkennungs-App verrät nämlich mehr über die gescannten Musikstücke, als so manchem Musiker lieb ist. Spoiler-Alert!

Von: Christina Wolf

Stand: 05.04.2017 | Archiv

Shazam Grafik | Bild: BR

Seit bald 10 Jahren hilft uns die App Shazam dann weiter, wenn wir nicht mehr weiter wissen: Wenn wir einfach nicht draufkommen, wie dieser Song da in unserer Lieblingskneipe nur heißt und es natürlich viel zu uncool wäre, den DJ zu fragen. Jetzt wissen wir aber, dass die Musikerkennungsapp noch viel mehr kann – und zwar Plattenfirmen die Party versauen, wenn es darum geht neue Alben mit viel Spannung zu promoten.

Letzten Sommer erschien ein seltsames, kleines Video von Angel Olsen mit einer Perücke aus Lametta. Wer damals mehr über dieses Video rausfinden wollte und dabei Shazam bemüht hat, der erfuhr plötzlich, dass dieser Song im Video wohl „Intern“ heißt – und das dazugehörige Album irgendwann My Woman.

Das Problem an der Sache: Diese Info sollte eigentlich erst Wochen später geteilt werden. Ähnlicher Spoiler: Schon im Januar verriet Shazam das Cover Artwork von Father John Mistys Pure Comedy – die Platte kommt erst diesen Freitag. Ähnlich ist es im letzten Jahr The xx mit ihrer Tracklist von I See You ergangen oder Justice, Danny Brown und Vielen mehr.

Wenn ein neues Album unterwegs ist, sorgen die Plattenfirmen dafür, dass digitale Plattformen wie Youtube und Co schon mal vorab die relevanten Daten dazu bekommen: die Musik, Album- und Songtitel, Artwork und so weiter. So auch Shazam. Denn natürlich hilft es den Labels und ihren Musikern, wenn die Hörer was Spannendes, Neues hören und sich dann darüber informieren können. Das beißt sich aber unter Umständen mit mysteriösen Veröffentlichungsstrategien à la „Nichts Genaues weiß man Nicht“, wie sie Künstler wie Beyoncé gerne mal fahren und plötzlich ohne Vorankündigung ein neues Album veröffentlichen. Und es passt generell Musikern nicht in den Kram, die selbst genau bestimmen wollen, welche Info sie wann teilen wollen.

Ganz so schlimm wie ein richtiger Album-Leak, wie es schon Bon Iver, Kendrick Lamar und vielen mehr passiert ist, ist es aber natürlich nicht, wenn Shazam ein paar Interna ausplaudert wie die Songnamen der nächsten Platte. Manchmal kann das sogar den Buzz um ein kommendes Album noch verstärken – wie bei Angel Olsen und My Woman: Da hat die Spoiler-Info von Shazam zusammen mit dem Teasing Video das Album besser viral promotet, als es vielleicht eine ausgeklügelte Strategie des Labels hätte planen können.  

Sendung: Freundeskreis, 04.04.2017 ab 10 Uhr