Zum 20. Todestag von Falco Wie Falco die Popmusik bis heute beeinflusst

Vor 20 Jahren starb Johann Hölzel alias Falco bei einem Autounfall – wenige Wochen vor seinem 41. Geburtstag. Sein Einfluss auf die deutschsprachige Popmusik ist allerdings bis heute ungebrochen.

Von: Malte Borgmann

Stand: 06.02.2018 | Archiv

Falco | Bild: Curt Themessl

Klar, da sind die Hits, viele Songs der Kategorie "unsterblich": Der Kommissar, Ganz Wien, Junge Römer, Jeanny,  Egoist, Out of the Dark und natürlich der hier:

Im März 1986 steht Rock Me Amadeus ganze drei Wochen auf Platz 1 der US-amerikanischen Billboard-Charts, und Johann Hölzel alias Falco ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen: Keinem deutschsprachigen Künstler ist es bis heute gelungen, diesen Erfolg zu wiederholen. Als Falco am 6. Februar 1998 bei einem Autounfall ums Leben kommt, vererbt er uns aber mehr als Hits und Rekorde – seine Person und seine Kunst beeinflussen den deutschsprachigen Pop bis heute.

DIE TEXTE

Steile These: Wäre Falco nicht zufällig der größte österreichische Popstar des 20. Jahrhunderts geworden, dann würden wir uns heute wahrscheinlich an ihn erinnern als einen der größten österreichischen Dichter des 20. Jahrhunderts.

"Der Herr war dick, das Madl slick, so denn er lallend fragt / 'Whats your name?' - 'I nehm zwatausend', keusch das Dirndl sagt."

Falco in 'America'

Vor lauter Schmäh und Attitüde wird gerne mal übersehen, wie genial Falcos Texte sind. Völlig frei vermischt er gestochenes Hochdeutsch mit Wiener Dialekt, mit englischen, französischen oder italienischen Einsprengseln, spielt mit Worten, Sprachen, Formulierungen, Grammatik und erzeugt so eine einzigartige Kunstsprache und Momente purer Poesie.

"Der Schlange Kur / Ist nur l’amour, for shure / Der Schlange Kur / Anakonda ‘mour."

Falco in 'Anaconda `Mour'

Heute findet man Falcos Art zu texten unter anderem in den Songs von Ja, Panik oder Bilderbuch wieder, im Gaga-Denglisch eines Moneyboy oder den Turmbau-Babel-Raps von Celo & Abdi.

DER EXZESS

Wo wir gerade bei den Texten sind: Wer genau hinhört, stellt fest: Es geht sehr oft um Drogen.

"Kokain und Codein / Heroin und Mozambin / machen uns hin hin hin"

Falco in 'Ganz Wien'

Keine Frage, Falco war ein Berserker – seine Abstürze und Exzesse sind der Stoff für Legenden, seine zugekoksten TV-Auftritte Sternstunden der Fernsehunterhaltung:

Wenn heute Yung Hurn verstrahlte Interviews gibt, oder Marco von Wanda theatralisch mit der Schnapsflasche in der Hand auf den Bühnenboden sinkt, dann wirken sie manchmal wie Schüler Falcos. Ob man das gut findet oder nicht: Sich stilvoll zugrunde zu richten, das gehört für viele immer noch zu einem anständigen Künstlerdasein dazu - und glamouröser als Falco hat einem hierzulande keiner die Selbstzerstörung schmackhaft gemacht. Apropos Glamour:

DIE INSZENIERUNG

"Dass mein Bentley und mein Penthouse jemand stör‘n ist mir nicht klar / Wollt ihr ‘nen Liedermacher oder einen Star?"

Falco in 'Tricks'

Im deutschsprachigen Raum hat man seine Popstars ja gerne bodenständig, bescheiden, hemdsärmelig, nahbar, erdig oder kurz: "authentisch". Falco war komplett anders: eine völlig überzogene Kunstfigur, arrogant, dekadent, dreist, eitel, verspielt. Ein größenwahnsinniger Charmeur im Maßanzug, der mit gegelten Haaren durch seine bunten Videos hopste wie ein Druffi auf der After-Hour, und es trotzdem schaffte, dabei etwas ur-lässiges, elegantes, ja fast schon aristokratisches auszustrahlen.

Und deswegen ist er auch heute noch so wichtig für deutschsprachige Musiker, die eben keine Lust auf Bodenständigkeit und gepflegte Langeweile haben: als Bezugsgröße, als Fixstern. Denn Falco war ein Star, ein richtiger, strahlender Popstar. Und wenn heute Maurice Ernst von Bilderbuch affektiert mit den Händen durch die Gegend fuchtelt oder Drangsal lustvoll seine Überheblichkeit zur Schau stellt: Dann schimmert da immer auch ein bisschen Falco durch.

Sendung: Filter, 06. Februar 2018 - ab 15 Uhr