Jetzt Oblivion Grimes

Info Hinter Grimes versteckt sich die Kanadierin Claire Boucher. 2012 veröffentlicht sie bereits ihr viertes Album. Als wäre das nicht schon produktiv genug, hat sie auch das komplette Artwork für ihr 2012 erscheinendes Album "Visions" selbst gestaltet.

Der große Arcade-Fire-Leak Verkaufen Arcade Fire wirklich Crystal-Meth-Müsli?

Zum Release des neuen Albums wurde jetzt bekannt, dass die Band beste Verbindungen zum Pharma-Giganten "EN - Everything Now Corp." pflegt. In einer Investigativ-Recherche haben Blogger den Skandal aufgedeckt.

Von: Stefan Sommer

Stand: 26.07.2017 | Archiv

Arcade Fire | Bild: Sony

Viele hatten es bereits vermutet, jetzt scheinen sich die Gerüchte zu erhärten. Amerikanische Blogger der Enthüllungsplattformen Infowarz, Codelux und The Updatas wollen das dunkle Geheimnis einer der größten Indierockbands unserer Zeit gelüftet haben: Arcade Fire sollen seit mehr als zwei Jahren mit dem dubiosen Industrie-Konglomerat "Everything Now Corp." zusammenarbeiten - einem Konzern neben dem Monsanto wie eine Waldorfschule dasteht.

Im Laufe dieser verhängisvollen Liason mit dem Großkapital sollen jugendgefährdende und sogar illegale Promo-Artikel im Namen der Band produziert worden sein. Nach ersten Informationen handelt es sich um ein Computerspiel, das Kinder der Gehirnwäsche unterziehen soll. Die Rede ist aber auch von Arcade-Fire-Frühstücksflocken, die die Droge Crystal Meth enthalten. Pünktlich zum Album-Release von - man ahnt es - "Everything Now" ist jetzt die Bombe geplatzt!

Die Six-Pack-Formel des Win Butler

Seit Wochen ploppen an allen Ecken des Internets weitere, eigenartige Meldungen auf: "You won’t believe how Arcade Fire’s Win Butler got a six-pack in just 6 minutes a day", "INDIE ROCK BAND LINKED TO EXTREMIST GROUPS", "Arcade Fire files multiple legal claims over ‘Millennial Whoop", "Arcade Fire’s Disastrous Video Project - The band are massively in debt because of an unfinished film." Am Rand eines Artikels prangt in sakralen Lettern:

"Make Your Own Truth"

- God

Selbstverständlich ist nämlich nichts von all dem wirklich passiert, keine der Breaking-News ist echt: Weder Six-Pack noch Crystal Meth. Arcade Fire haben diese Enthüllungsplattformen selbst nach breitbartschem Vorbild programmiert und sich ein Nonsense-Narrativ zusammengesponnen: Aus den Falschmeldungen baut sich die Band so für das neue Album ein eigenes Fake-News-Universum (Fake-Album-Review inklusive) - eine bizarre Imitation der Social-Media-Aktivitäten von Donald Trump.

Alles! Jetzt!

Wie das Menschen und soziale Beziehungen verändert, wie Clickbaiting-Mechanismen funktionieren und die digitale Echtzeit-Beballerung den "User" bearbeitet, hat die Band zum zentralen Metathema ihren neuen Platte gemacht. Der Titeltrack "Everything Now" scheint wie ein Browser mit hunderten geöffneten Tab-Fenstern, gegenläufige Inhalte und Visionen parallel und gleichzeitig nebeneinander zu präsentieren - Butlers hymnischer Gesang, schunkelnde ABBA-Harmonien und finstere Selbstbeobachtungen:

"Every song that I've ever heard
Is playing at the same time, it's absurd
And it reminds me, we've got everything now
We turn the speakers up till they break
'Cause every time you smile it's a fake!"

Everything Now

Düster spürt Butler in klugen Popsongs wie "Signs Of Life" und "Creature Comfort" den Sehnsüchten und Ängsten eines von der Digitalisierung völlig überforderten Menschen nach. Schon die vergangenen Platten setzten sich mit der totalen Vernetzung auseinander. Das kulminiert jetzt auf "Everything Now" im starken Song "Infinite Content". Der Track ist in drei verschiedenen Versionen auf dem Album gelandet, wie ein Welthit in YouTube in hunderte Cover-Versionen splittert. Die donnernde erste Version erinnert an frühere Ausbrüche von Arcade Fire. Der berühmte Buchtitel ("Infinite Jest - Unendlicher Spaß") des großen amerikanischen Autors David Foster Wallace wird in dem Song neu formuliert:

"Infinite content
Infinite content
We're Infinitely content"

Infinite Content

Fake-Blues

Nach "Reflektor" wendet sich auch das fünfte Album der Band musikalisch weiter vom Indie-Rock-Heldentum früherer Jahre ab. Wie schon auf dem Vorgänger angedeutet, entdecken Arcade Fire auch auf "Everything Now" weiter Disco und Motwon-Funk. Tracks wie "Electric Blue" oder "Chemistry" schaffen es elegant und mutig diese Entwicklung der Band voranzutreiben. Die elektronischen Extravaganzen, die Daft-Punk-Mastermind Thomas Bangalter dem Sound von Aracde Fire verpasst, funktionieren - und dennoch: Die Platte hat ihre Längen und wer sich eine Rückkehr zu meisterlichen Indie-Hymnen wie "Wake Up" oder "The Tunnel" gewünscht hat, könnte einer Fake-News aufgessesen sein.

Das neue Arcade-Fire-Album "Everything Now" erscheint am 28.07.2017

Sendung: Filter, 28.07.2017 - ab 15 Uhr