Musik-Supervisorin Alexandra Patsavas Diese Frau prägt den Musikgeschmack von Generationen

Alexandra Patsavas ist dafür verantwortlich, dass Bands wie Rooney oder The Subways groß – und Serien wie "O.C., California" oder "Mad Men" so richtig gut wurden. Denn sie sucht die Songs für bekannte Serien aus.

Von: Verena Fücker

Stand: 16.02.2017 | Archiv

Alexandra Patsavas | Bild: picture-alliance/dpa

Eine Serie kann noch so gute Geschichten erzählen und noch so tolle Schauspieler haben – wenn die Musikauswahl schlecht ist, dann wird sie garantiert kein Hit. Denn erst Musik bindet den Zuschauer emotional an eine Serie.

Eine Expertin dafür ist Alexandra Patsavas. Die 49-jährige Amerikanerin ist für die Musikauswahl von zahlreichen und vor allem erfolgreichen Serien verantwortlich, die in den letzten zehn Jahren über die Fernseher flimmerten. Sie suchte den ikonischen Soundtrack für die Teenie-Serie "O.C., California" aus, machte "Mad Men" zum Hit und sorgt aktuell für zusätzliche Spannung in "How To Get Away With Murder."

Patsavas ist eine der wichtigsten und anerkanntesten Musik-Supervisorinnen überhaupt, nicht nur bei Filmschaffenden, sondern auch bei Fans. Sogar die kritische "Twilight"-Gemeinde feiert sie für ihren Soundtrack zur Filmreihe, auf dem zum Beispiel "Supermassive Blackhole" von Muse zu hören ist.

Sie selbst ist allerdings keine begnadete Musikerin:

"Ich war immer ein musikalisches Kind, aber ich war immer eine 2+, keine Einserkandidatin. Also konnte ich keine Karriere als Musikerin machen. Mich hat aber schon früh, so vielleicht mit 13 oder 14 Jahren, Popkultur sehr fasziniert. Auch die Rockkultur – und nicht nur die Songs, von denen ich natürlich besessen war. Ich habe auch die Mode drum herum geliebt."

Alexandra Patsavas

Es war der Musiksender MTV, der bei ihr die Leidenschaft weckte und dafür sorgte, dass sie sich eine große Plattensammlung zulegte. In der stehen Indie-Perlen wie The Shins oder Musik-Legenden wie Neil Young, Elvis Costello und David Bowie. Ihre Einflüsse sind also vielfältig – Patsavas lässt sich auch schon mal von Opern inspirieren. Peinlich sei ihr musikalisch ohnehin nichts.

Ein Lebenslauf in der zweiten Reihe der Musiklandschaft

Die Karriere von Patsavas begann bereits, als sie noch in der Uni war. Damals arbeitete sie als Bookerin für einen kleinen Club in ihrer Heimatstadt Chicago. Auf die Uni hatte sie eh nicht so wirklich Lust und so zog sie stattdessen lieber weiter nach Los Angeles. Dort lief es erst mal nicht so gut – wie bei so vielen, die nach Hollywood gehen. Doch der Wendepunkt kam, als sie mit Roger Corman zusammenarbeiten durfte. Der macht zwar vor allem B-Movies, doch durch ihre Mitarbeit bei seinen Filmen wurde Patsavas bekannter. Von da an sollte es für sie steil bergauf gehen. Heute will halb Hollywood, dass sie Filme und Serien mit ihrer Musikauswahl veredelt.

Der endgültige Durchbruch gelang ihr 2003 durch ihre Arbeit für "O.C., California", deren Soundtrack geprägt war von Indie-, Alternative- und Surf-Rock. Patsavas und Serienerfinder Josh Schwartz haben Musik quasi als einen eigenen Charakter in der Serie auserkoren. Das ging so weit, dass Schwartz teilweise erst dann Szenen schrieb, wenn Patsavas einen passenden Song dafür ausgewählt hatte.

Die Serie wurde zum Sprungbett für Musiker wie Imogen Heap oder Rooney. Letztere hatten zum Beispiel einen Live-Auftritt in der Serie, im eigens gegründeten Serienclub "Bait Shop", in dem die Clique um Seth Cohen und Summer Roberts regelmäßig auf Konzerte geht. Auch Bands wie Death Cab for Cutie, The Killers, Modest Mouse oder The Subways kamen in der Serie vor. Damit machte Patsavas die Musikvermarktung durch Serien erst so richtig populär. Rooney haben zum Beispiel davon berichtet, dass sie wirklich viel, viel mehr Platten mehr verkauft haben, nachdem sie in der Show aufgetreten sind.

Musiker lieben sie

Kein Wunder, dass Patsavas mittlerweile 500 Demo-Tapes pro Woche zugeschickt bekommt. Das Internet tut sein Übriges, wie sie erzählt: "Das Internet hat jede Band zu einer lokalen Band gemacht. Es ist genauso einfach, Bands aus Island oder Berlin zu finden, wie aus Pasadena, wo ich wohne."

Um Musiker noch darüber hinaus zu unterstützen, hat Patsavas ihr eigenes Musiklabel gegründet. Bei Chop Shop Records stehen Indie-Alternative- und Elektropop-Künstler unter Vertrag.

Selbst die Gallagher-Brüder und Leonard Cohen waren begeistert, als Alexandra Patsavas mit ihren Songs gearbeitet hat. "Champagne Supernova" von Oasis durfte die amerikanische Indie-Band Matt Pond PA exklusiv neu einspielen. Und auch Leonard Cohen stellte Patsavas einen Song zur Verfügung: "Hallelujah" wurde extra für "O.C., California" von Imogen Heap gecovert.

Das war der endgültige Ritterschlag für eine Frau, ohne die Hollywood nicht so gut klingen würde.