Interview zur 72-Stunden-Challenge "Gebt mir keine Schuss-, Hieb- oder Stichwaffen!"

Die ultimative Challenge für Ari und Meini: Sie wollen den Rekord im Dauermoderieren knacken. 3 Tage müssen sie wach bleiben und dabei mit vielen spannenden Gästen sprechen. Aber wie bereiten sich die beiden auf diesen schlaflosen Marathon vor?

Von: Julia Hanigk

Stand: 12.11.2019 | Archiv

Der 72h Talkshow-Weltrekord – Das schaffst du nie! | Bild: BR/Lisa Hinder

Drei volle Tage durchsenden, ohne aufzugeben oder einzuschlafen: Ari und Meini wollen einen neuen Rekord für die längste Fernsehsendung der Welt aufstellen. Bisher halten den Weltrekord zwei Moderatorinnen des syrischen Staatsfernsehens. Sie waren 2014 stolze 70 Stunden und fünf Minuten live auf Sendung – ohne Pausen oder Schlaf. Jetzt wollen unsere beiden DSDN-Hosts den Rekord mit ihrer "XXXXL Challenge" knacken.

Julia Hanigk: Was geht einem durch den Kopf, wenn man das erste Mal hört: Wir machen eine 72 Stunden-Challenge?

Ari: So ein leichter Anflug von Panik…und schon mal Formulierungen für Entschuldigungen. Weil ich weiß: durch extremen Schlafmangel ist das erste, was flöten geht, die Empathie. Das könnte im Ton schon ein bisschen zackiger werden, je weiter die Tage nun voranschreiten (lacht). Da denke ich mir jetzt schon mal so schöne, kleine Präsente aus, die man dann so vielleicht als Bestechung…

Meini: Ich habe tatsächlich am meisten Angst vor dieser langen, langen Strecke, weil ich sowas nicht ansatzweise schon mal gemacht habe. Wie reagiere ich darauf? Wie körperlich, wie mental? Das ist einfach eine riesige Herausforderung und das wäre richtig, richtig doof, wenn ich nach „nur“ 34 Stunden oder so merke: Boah, ich kann nicht mehr. Du denkst dir: Hä, du hast ja nicht mal die Hälfte der Zeit geschafft, wie lame. Aber das sind dann 34 Stunden!

Ari: Gearbeitet! Wir reden ja nicht von ‚mach 34 Stunden irgendwas‘, sondern denke, spreche, interviewe. Schwierig!

Was ist denn eure Taktik, die ihr euch bisher überlegt habt? Arbeitet ihr als Team?

Ari: Nee, möchte ich nicht! Möchte ich nicht! (lacht) Nee, also: Wir machen das zusammen und versuchen, uns da zu unterstützen. Versuchen uns die Interviews so aufzuteilen, dass wir nicht beide die ganze Zeit on fire sein müssen. Am Ende des Tages sind wir aber beide im Studio, was natürlich auch kognitiv Einiges abverlangt. Deswegen halten wir uns einfach an der Hand und halten durch.

Meini: Ich glaube, man muss echt schauen, wie das läuft, wie es dem anderen geht und dann reagieren. Wenn jetzt Ari mal zwischendrin fitter ist, dann müsste sie die Talkführung übernehmen und ich stelle zwei halbwegs kluge Zwischenfragen und umgekehrt. Aber letztendlich können wir erst sagen wie wir‘s machen, wenn wir‘s machen, weil das ist ja der Punkt: Du kannst dir tausend Strategien überlegen, aber was du nicht kannst, ist wirklich zu wissen, wie du reagierst. Weil sonst müsste man das Ganze ja einmal durchproben und …

Ari: Auf keinen Fall!

Meini: Wenn man das einmal durchgeprobt hat, dann macht man es nicht mehr.

Ihr habt nur fünf Minuten Pause pro Stunde. Wie wollt ihr die einsetzen?

Meini: Hunger, Pippi, kalt. Es ist glaube ich wichtig, diese Probleme in den fünf Minuten in den Griff zu kriegen. Toilettengänge müssen da erledigt werden und ich versuche, viel Wasser zu trinken, damit ich kreislaufmäßig fit bleibe.
Den anderen Teil können wir uns ja auch ansparen, sodass man sich dann mal 20 Minuten zurückziehen kann. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es wirklich clever ist, zwischendrin 20 Minuten zu schlafen. Vielleicht stelle ich mich auch nur unter ne kalte Dusche oder so.

Ari: Das Witzige ist, dass meine Taktik ganz andersherum läuft. Ich versuche, so wenig wie möglich auf die Toilette zu gehen, dabei aber so viel wie möglich zu trinken und am meisten Zeit fürs Schlafen zu safen, um alle 24 Stunden vielleicht mal so ne Stunde hinzukriegen.

Meini: Ich habe nur wirklich Angst, dass ich in ein so tiefes Koma falle, dass mich niemand mehr wachkriegt. Außer mit nem Defibrillator vielleicht.

Ari: Kein Problem, Sebastian. Immer wieder gerne!

Beschreibt euch mal gegenseitig, wie ihr drauf seid, wenn ihr so richtig müde werdet.

Ari: Da ist der Sebastian eher ruhig und ein bisschen dünnhäutig. Aber wenn dann der Motor an ist, dann ist das auch alles weg. Da bin ich mal sehr gespannt, wie es andersherum wird, wenn quasi überhaupt kein Morgen da ist, sondern nur noch gefühlt späte, späte Nacht.

Meini: Ich bin ein ausgeprägter Morgenmuffel, muss ich tatsächlich zugeben.
Ari schläft ständig und überall. Die kann im Auto, im Zug, im Flugzeug schlafen. Das ist jetzt die Frage, wie das wird, weil das kann sie in der Sendung ja nicht. Was dann passiert, das kann ich gar nicht einschätzen.

Ari: Ich kann es euch verraten. Ich werde richtig zickig. Richtig hart zickig.

Meini: Wenn es auf die Zielgerade geht, hat das bei Ari vor allem einen mentalen Effekt. Körperlich zieht sie immer noch durch, sie ist halt einfach eine krasse Maschine, aber psychisch muss man ein bisschen aufpassen. Da wird quasi alles und jeder niedergemacht.

Ari: Also mir keine Schuss-, Hieb- oder Stichwaffen geben! Das könnte wirklich ins Auge gehen.

Wir haben jetzt viel über das geredet, was schiefgehen könnte. Auf was habt ihr denn richtig Bock? Auf was freut ihr euch?

Ari: 72 Stunden und 30 Minuten!

Meini: Ich glaube Ari, du übertreibst. Ich glaube, nach 72 Stunden ist das Ding auf jeden Fall vorbei.

Ari: Nee, diese halbe Stunde danach. Dieses: Ja okay, wir haben es geschafft. Ich glaube, das ist so ein tolles Gefühl, wenn du allen den Mittelfinger zeigen kannst und sagst: „Ich gehe jetzt ins Bett! Nee, wir essen nicht mehr zusammen. Nee, hier wird nicht angestoßen, ich gehe jetzt ins Bett!“ Und dann ins Bett fallen – das muss sooo toll sein!

Meini: Ich freue mich vor allem auf dieses große TV-Experiment. Das ist keine durchgeprobte Sendung, quasi eine Operation am offenen Herzen, das ist Big Brother mit Inhalt. Man kann uns beim Leben zugucken, 72 Stunden im besten Fall, wie wir vor der Kamera das alles machen. Das ist mal wieder was Aufregendes im Fernsehen. Nicht alles durchgestylt und vorbereitet. Niemand im Team weiß, was da insgesamt alles passiert. Das wäre sogar dann spannend, wenn wir, warum auch immer, in Stunde 38 aufhören müssten.

Sendung: PULS vom 12.11.2019 ab 15 Uhr