PULS Lesereihe 2019 Ohne Punkt und Komma durch Würzburg

“A Ruah is!” - wer immer nur aufs Handy schaut, fällt irgendwann nämlich auf die Schnauze. Mit dieser Message liest Nadine Keßler sich zum Tagessieg in der Kellerperle in Würzburg.

Von: Dominic Holzer, Nina Lenz

Stand: 09.02.2019 | Archiv

Tag fünf! Das PULS Lesereihe-Team sammelt nochmal alle Kräfte und wird aufs Neue herzlich empfangen vom Würzburger Publikum in der Kellerperle, die bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Wir haben euch ja auch drei sensationell gute Autorinnen mitgebracht, die mit ihre Texten zum Motto "Habt ihr keine anderen Probleme?" noch das Ticket ins Lesereihe-Finale lösen wollten. Und natürlich war da ja auch noch der Michl aus Amberg alias BBOU.

"Digger, ich bin fett!"

Sie spricht das "oh no, my dear" wie eine Londonerin, aber Franziska Dunz hat ja auch Anglophone Studies studiert. Unsere erste Autorin des Abends hat erst unsere Lesereihe-Jury mit einem Text über sich selbst überzeugt - "Digger, ich bin fett!", schreibt sie darin - und auch das Publikum in der Kellerperle hat sich zwei, dreimal an die eigene Nase gefasst, weil: Nein, es ist nicht cool, dicke Menschen auf der Straße genau daraufhin anzusprechen und zu shamen. Fast hatte Franziska noch gehofft, dass ihr Text erst gar nicht ausgewählt wird, hat sie uns verraten: Ist ja auch geradeheraus persönlich und entwaffnend. Großer Applaus für Franzi!

Wirklich nur ein Hobby?

Sie studiert Gartenbau. Da legt man keine Parks an, das sind die Landschaftsarchitekten. Bringt Nadine Keßler, unsere zweite Autorin des Abends, öfter in Erklärungsnot, weil sie ja auch gerne schreibt und bei der Frage, ob das dann wirklich das richtige Studium ist, kurz ins Überlegen kommt: Das Schreiben soll eigentlich nur ein Hobby bleiben, sagt sie. Ob der Plan aufgeht, ist seit heute gar nicht mehr so klar, denn Nadines atemloser Vortrag von "A Ruah is?" - weitgehend ohne Punkt und Komma - macht einen ziemlich wichtigen Punkt: Wir müssten ja nur öfter vom Handy aufschauen und dem Menschen direkt neben uns ein Lächeln schenken.

Mensch, ärgere dich nicht?

Da mussten alle, alle schlucken. Pia Lindens Geschichte "Weil das einfach nicht gerecht ist" bringt Menschen zusammen, die unterschiedlicher nicht sein können: Auf der einen Seite die behütete Würzburger Vorstadtkindheit, auf der anderen Abdi aus Äthiopien. Und beide waren schon mal auf Sizilien am Strand - einer im Urlaub, der andere auf dem Weg in ein hoffentlich besseres Leben. Wer davon jetzt ein Problem hat? Das Publikum in Würzburg hatte auf jeden Fall ein paar Tränen zu verdrücken - und ganz vorne im Publikum saßen sogar die zwei Protagonisten, über die Pia ihre Geschichte geschrieben hat. Schön, euch dabei zu haben!

"Ich hab ja noch gar keinen Witz gemacht?"

Bayern ist groß und hat viele Dialekte. War unserem Lesereihe-Musiker an diesem Abend namens Michl natürlich sehr bewusst: Der BBOU hat sich noch mal rückversichert, ob wir ihn in seinem herzlichen Oberpfälzerisch auch wirklich verstehen - und am Ende waren alle Sprachbarrieren eingerissen, sowohl beim Mundart-Rap als auch bei der Lesung seines Texts zum Motto "Habt ihr keine anderen Probleme?". Wir dürfen aus dem kuscheligen Lesereihe-Backstage folgendes Zitat ausrichten: "Wenn man sich die Leut im Publikum anschaut, das könnten alles Kumpels sein - man kennt sie halt bloß nicht."

Sendung: Plus1 am 09.02.2019 - ab 14:00 Uhr