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Vorgestellt // Fenster Wolkenschloss aus Musik

Fenster liefern den Soundtrack für's Kopfkino, mit abstrusen Neo-Fabeln à la Wes Anderson oder Michel Gondry. Ihre Musik verwandelt dein Zimmer in eine Märchenlandschaft und das on3-Festival 2012 in eine melodiöse Festung.

Von: Florian Kreier

Stand: 22.10.2012 | Archiv

Fenster | Bild: Maxime Ballesteros

Du legst das Album von Fenster auf, dimmst das Licht, drückst auf Play. Dann geschehen außergewöhnliche Dinge: Musik zieht wie ein Vogelschwarm aus den Boxen in dein Zimmer, die Decke öffnet sich und legt einen graublauen Herbsthimmel frei. Vor dir: weites Traumland mit Delayschwaden behangen. Plötzlich reißen die Soundwolken auf und euphorische Chöre funkeln dich an – ein kurzer Blitz aus Geräuschen – dann ergießen sich neue Schauer aus verhallten Gitarren und herrlich vernebelten Melodien über dich.

Man kann JJ Weihl, Jonathan Jarzyna und Rémi Letournelle a.k.a. Fenster fast nicht genug loben. Ihr Gespür für Stimmungen ist magisch, traumwandlerisch halten sie die Balance zwischen Freak und Folk, Ohrwurm und Effektwolke, Traum und Wirklichkeit.

Die Songs der Berliner Band wickeln dich in einen Kokon aus flauschig verhallten Folkhymnen mit verträumten Songtexten, die auch düsteren Themen immer noch ein Augenzwinkern hinterherschicken. Ihr Debütalbum "Bones" ist zwar reduziert, hat aber doch alles, was es braucht. Mit leisen und introvertierten Songs, die man so laut aufdrehen will, dass sie unsere alltägliche Welt vollständig überdröhnen.

Klar: Man könnte über die drei Bandmitglieder auch andere Dinge erzählen: Dass sie aus den USA, Frankreich und Deutschland kommen, sich in New York City kennengelernt haben, ihr Album "Bones" auf dem grandiosen Berliner Label Morr Music rauskam – das mit dieser Band wieder einmal zielsicher eine Besonderheit aus dem Bandschwarm gefischt hat – und auch, dass Fenster gerade in den USA auf Tournee waren. Aber was wirklich hängen bleibt von der Band, ist dieser fabelhaft-vernebelte Dream-Folk, diese düster-funkelnde Traumlandschaft aus Musik.

Und wenn sie die am on3-Festival auf die Bühne zaubern, bist du lieber dabei.


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