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BR-KLASSIK / Studiokonzert Jeong-ak – Tönende Philosophie

Das Studiokonzert am Samstag, 24. März 2018 um 19.00 Uhr im Münchner BR-Funkhaus bietet die seltene Gelegenheit, kammermusikalische Werke der aristokratischen Hochkultur Koreas der mittleren und späten Joseon-Ära (1392-1910) live zu erleben. Ein Mitschnitt wird am 15. April 2018 um 23.05 Uhr in BR-KLASSIK/Hörfunk ausgestrahlt.

Stand: 23.02.2018

Hofmusikensemble des National Gugak Centers Seoul | Bild: BR/ National Gugak Center Seoul

Gelehrtenmusik und intime Gesänge aus dem alten Korea - Präsentiert vom Hofmusikensemble des National Gugak Centers Seoul

Die musikalischen Kronjuwelen Koreas, eine Kosmologie in Tönen: Jeong-ak heißt wörtlich übersetzt "Regelgerechte Musik" und bezeichnet die über Jahrhunderte von Musikern und Philosophen vervollkommneten Werke, in denen die Ideale des Konfuzianismus zu Klang werden. Die Einheit zwischen Mensch, Gesellschaft und Natur spiegelt sich in der sensiblen Klangwelt der koreanischen Klassik wider.

Es ist ein außergewöhnliches Abenteuer des Hörens, das das Publikum eintauchen lässt in die langsamen Klang-Verästelungen fremder Instrumente. Die Konzentration auf vier verschiedene Formen – die Instrumentalsuite Yeongsanhoesang, den Liederzyklus Gagok und die intimen Gesänge Gasa und Sijo – erlaubt eine intensive Begegnung mit der originären Klassik Koreas, einer fernen Klangwelt fremder Regeln.

Der Atem als Tempo
Während in der Minsog-ak, in der Musik der Bürger, der Rhythmus vom Herzschlag bestimmt wird, ist es in der Jeong-ak der Atem, der das Tempo vorgibt. Die Basis dieser Musik ist schriftlich fixiert, doch sind die komplexe Verzierung, Phrasierung und subtile Klanggestaltung Gegenstände mündlicher Überlieferung: Sie müssen intuitiv beherrscht werden, um meisterhaft gespielt zu werden. So wird künstlerische Erfahrung aus Jahrhunderten gegenwärtig.

"Richtigkeit" und "tiefes Gefühl"
Die Silbe "Jeong" steht gleichermaßen für "Richtigkeit" und "tiefes Gefühl". Das Konzert präsentiert zwei Aspekte der aristokratischen Musik im Korea der Joseon-Zeit: Zuerst die repräsentative philosophische Instrumentalmusik Hyeonak Yeongsanhoesang für das Pungryu-Ensemble, das aus den Wölbbrettzithern Gayageum und Geomun’go, der Oboe Piri, der Querflöte Daegeum, der Spießgeige Haegeum, der Längsflöte Danso, dem Hackbrett Yanggeum sowie der Sanduhrtrommel Janggu besteht. Sie entfalten ein durchsichtiges Geflecht von Verzierungen der zumeist langsamen Melodien.

Mit Jeong-ga, dem "tieffühlenden Gesang" wendet sich die Musik dann ins Innere. "Nur ein Pferdekutscher singt mit aufgerissenem Mund!" wurde den Gesangsschülerinnen der alten Zeit gesagt. Die Mäßigung der Emotionen war eine der wichtigsten Tugenden des Konfuzianismus, doch unter der Oberfläche des stoischen Gesangs brodeln Verlangen, Liebe und Trauer.

Die Liederzyklen Gagok für Männer- und Frauenstimme in Begleitung des größeren Pungryu-Ensembles vereinen alle diese Sensibilitäten in sich. Der Gagok-Gesang zählt zweifellos zu den anspruchsvollsten Vokalgattungen der klassischen koreanischen Musik. Die instrumentale Begleitung ist ebenso wie bei Yeongsanhoesang notiert.

Die Texte der Lieder werden simultan auf deutsch projiziert.

Programm
1. Teil: Hyeonak Yeongsanhoesang
2. Teil: Gasa und Sijo und Gagok Taoepyeongga

Das Hofmusikensemble des National Gugak Centers

Das Nationalinstitut für Traditionelle Koreanische Musik und Tanz sieht sich in der Tradition der Königlichen Musik-Institute seit der Silla-Zeit (7. Jh.). Wiedergegründet wurde es nach der japanischen Besatzungszeit und dem Korea-Krieg im April 1951. Es ist maßgeblich sein Verdienst, dass die verstreut lebenden Musiker der Traditionellen Musik wieder zusammenfanden, um der jungen Generation die gefährdeten, nur in oraler Überlieferung existierenden Werke und Musikformen zu vermitteln.

Das Hofmusikensemble ist von Beginn an mit dem National Gugak Center (NGC) verbunden und bewahrt die Geschichte, die Aufführung und Weitergabe der königlichen Hofmusik und anderer koreanischer klassischer Musikformen an neue Generationen. Nach gründlicher Erforschung historischer Aufzeichnungen hat das Hofmusikorchester Aufführungen von königlicher Hofmusik rekonstruiert und entwickelt dabei auf der Grundlage der königlichen Hofkultur der Joseon-Ära neue Theaterformen.

Das Konzert - Ort - Zeit
Am Samstag, 24. März 2018, um 19.00 Uhr, im Münchner Funkhaus, Studio 2 (Rundfunkplatz 1, 80335 München).

Einführung
Vor dem Konzert wird um 18.00 Uhr eine Einführung mit dem Musikwissenschaftler Matthias R. Entreß angeboten, er ist der Kurator des Konzerts.

Weitere Informationen
http://kulturkorea.org/de/pressematerial
Kontakt: Matthias R. Entreß, Kurator, Tel: +49 3074921139, E-Mail: entresz@gmx.de


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