Presse - Pressemitteilungen


0

Dopingtests in Sotschi Sorge um Daten der deutschen Athleten

Deutsche Datenschützer machen sich Sorgen um die Daten der deutschen Olympioniken in Russland. Nach Ansicht von Stefan Brink von der Datenschutzbehörde des Landes Rheinland-Pfalz kommt es bei den Dopingkontrollen in Sotschi zu einem rechtswidrigen und kaum geschützten Datentransfer. Grund sei das im Vergleich zu Deutschland und den EU-Standards mangelhafte Datenschutzniveau in Russland, sagte Brink dem ARD-Hörfunk.

Stand: 13.02.2014

Sotschi 2014 | Bild: BR

"Das Datenschutzrecht in Russland entspricht nicht den europäischen Datenschutzregelungen und den Vorstellungen, die wir von Datenschutz haben", so der Datenschutzexperte. "Es gibt zum Beispiel keine Zweckbindung in dem Sinne, dass der einzelne darüber bestimmen kann, wofür seine Daten verwendet werden und wofür nicht. Und es gibt keine unabhängige Kontrolle des Datenschutzes durch Datenschutzbehörden."

Damit die deutschen Athleten in Sotschi rund um die Uhr getestet werden können, müssen sie ständig ihre Aufenthaltsorte angeben. Dafür geben die Sportler in das sogenannte ADAMS-System online ihre Daten ein. Brink geht davon aus, dass das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Organisatoren auf russische Server zugreifen müssen, um an diese Daten zu kommen. "Wenn man auf eine IT-Infrastruktur in Russland zurückgreifen würde, die dafür sorgt, dass Angaben aus dem ADAMS-System kopiert werden, vielleicht auch zweckentfremdet genutzt werden, wäre das ein zusätzlicher Nachteil für die Athleten, über die ohnehin schon problematische Einbindung in das ADAMS-System hinaus."

Angst vor Datenklau

Eine Gefahr sehen die Datenschützer vor allem vor dem Hintergrund der Terrorwarnungen. Potenzielle Entführer könnten etwa versuchen, sich Zugang zum ADAMS-System zu verschaffen, um zu erfahren, wo sich die Sportler wann aufhalten.

Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, teilt die Sorge der Datenschützer nicht. "Für die Art und Weise der Kontrollerhebung und auch für die Frage, wo sich die Sportler während der Olympischen Spiele aufhalten, ist das IOC zuständig. Und da ist der Datenschutz mit Sicherheit gewährleistet", sagte Vesper dem ARD-Hörfunk.

Brink fordert vom DOSB und der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA, "dass sie versuchen, bis an die Schmerzgrenze die internationalen Regeln des Anti-Doping-Kampfes an deutsches Recht anzupassen und den Sportlern so viel Datenschutz wie möglich einzuräumen. Wir glauben nicht, dass der DOSB und die NADA schon an die Grenze dessen gegangen sind, was möglich ist."

In anderen EU-Ländern haben sich die Datenschutzbehörden nach ARD-Informationen bereits für ein Verbot des ADAMS-Systems ausgesprochen. In den Niederlanden wurde ein eigenes System für die Aufenthaltsangaben eingerichtet, das den Sportlern mehr Datenschutzrechte gewährt.


0