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Veränderte Rahmenbedingungen BR entscheidet gegen Frequenztausch PULS/BR-Klassik

Der Bayerische Rundfunk hat vor dem Hintergrund jüngster Erfolge beim Ausbau von Digitalradio und der Ansprache eines jüngeren Publikums eine Neubewertung des für 2018 geplanten Frequenztauschs seiner Hörfunkwellen PULS und BR-Klassik vorgenommen. Nach eingehender Prüfung kam der BR zu dem Schluss, von dem Umstieg abzusehen.

Stand: 08.12.2017

Bayerischer Rundfunk - Funkhaus in der Innenstadt Münchens | Bild: BR/Christine Meder

BR-Intendant Ulrich Wilhelm erklärte in der heutigen Sitzung des Rundfunkrats:

"Durch große eigene Anstrengungen ist es uns gelungen, die Rahmenbedingungen im Vergleich zu 2014 nachhaltig zu verändern. Wir haben unsere Ziele – die jungen Menschen vermehrt anzusprechen und eine flächendeckende DAB+-Versorgung herzustellen – erreicht. Diese neue Situation ermöglicht uns nach sorgfältiger Abwägung aller Argumente eine Entscheidung im Sinne eines guten Miteinanders mit den privaten Radioanbietern und den Verlegern.“ 

Hintergrund der Entscheidung ist ein im Vergleich zu 2014 deutlich verändertes Umfeld: 

  • Bayern 3 Marktführer bei 20-29-Jährigen in Bayern: Als die Entscheidung 2014 getroffen wurde, statt BR-Klassik künftig PULS über UKW zu senden, drohte ein Generationenabriss über die Programmpalette des BR hinweg. Heute ist es dagegen gelungen, mit Bayern 3 in der Zielgruppe der 20- bis 29-Jährigen in Bayern Marktführer zu werden – und dies, dank der konsequenten Neuausrichtung der Wellen Bayern 1 und Bayern 3, die 2015 eingeleitet wurde und Bayern 3 in der musikalischen Ausrichtung und Ansprache wesentlich jünger gemacht hat.
  • Flächendeckende DAB+-Versorgung: Außerdem hat der Bayerische Rundfunk den Netzausbau von DAB+ in den vergangenen Jahren in Bayern stark vorangetrieben: Nirgendwo in der Bundesrepublik ist Digitalradio so stark wie im Freistaat, die Netzabdeckung von DAB+ hat die von BR-Klassik auf UKW erreicht, die Verbreitung von DAB+-Radios in Bayern ist bundesweit an der Spitze. Auch die Privatanbieter setzen zwischenzeitlich auf das digitale Antennenradio, das stabiler ist als UKW und ihnen eine bessere Abdeckung ermöglicht. Durch die Präsenz zahlreicher junger privater Sender auf DAB+ bietet Digitalradio im Vergleich zur Marktlage von vor vier Jahren daher heute ein deutlich interessanteres Umfeld für die junge Marke PULS, die digital, über DAB+, Satellit und Kabel sowie über Internet zu empfangen ist.
  • Neues Online-Angebot „funk“: Eine weitere Neuerung ist "funk", das gemeinsame Online-Angebot von ARD und ZDF für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren, das im Oktober 2016 an den Start ging. Nach nur einem Jahr zählt das Content-Netzwerk bereits rund 5 Millionen Abos. Der BR liefert über PULS viele erfolgreiche Inhalte für funk zu.
  • PULS nun stark im Netz: PULS hat sich zu einer starken Netzmarke des BR entwickelt. Der erfolgreichste Youtube Kanal des BR ist der Reportage Kanal von PULS. Im Oktober 2017 erreichte PULS auf seinen YouTube Kanälen insgesamt knapp 7 Millionen Views. Fast 70 Prozent der User sind zwischen 18 und 34 Jahre alt. Damit ist PULS auf dem richtigem Weg, junge Zielgruppen mit öffentlich-rechtlichen Inhalten zu erreichen.

Im klassischen Ausspielweg "Radio“ sowie im linearen Fernsehen dagegen bleibt das junge Programm bisher schwach und müsste, um an die Zielgruppe zu kommen, tatsächlich "popularisiert“ werden – dagegen aber wehren sich die Privatanbieter. Die Entscheidung sieht der Bayerische Rundfunk nach einer jahrelangen Auseinandersetzung um den geplanten Frequenztausch daher auch als bewussten Schritt auf die privaten Radiobetreiber und Verlage in Bayern zu.

"Der BR will in der Verantwortungsgemeinschaft der Medien in Bayern seinen Beitrag zu einem guten Klima im dualen System leisten. In der aktuell aufgeheizten Debatte möchte ich bewusst ein Signal der Kooperation setzen, für den Standort Bayern und darüber hinaus."

BR-Intendant Ulrich Wilhelm

"Wir haben uns 2014 gegen viele Widerstände für den Umstieg eingesetzt und eine große Mehrheit dafür gewinnen können. Die damaligen Voraussetzungen haben sich inzwischen grundlegend geändert. Der BR hat es in den letzten Jahren geschafft, junge Menschen durch einen geänderten Kanal-Mix mit einem attraktiven Programm zu erreichen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk darf nicht nachlassen, sein Angebot auf ein jüngeres Publikum auszurichten."

Matthias Fack, Vorsitzender des Programmausschusses im BR-Rundfunkrat und Präsident des Bayerischen Jugendrings

"Der Rundfunkrat unterstützt den Intendanten in seiner Entscheidung, den Wellentausch nicht durchzuführen. Zugleich hält er die ursprüngliche Entscheidung für richtig, die die Voraussetzung dafür bildete, die Veränderung des Programms in Richtung Jugend entscheidend voranzubringen."

 Dr. Lorenz Wolf, Vorsitzender des BR-Rundfunkrats


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