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Bayern 2 radioFeature Das Poesiealbum aus dem KZ

Vor 70 Jahren, im November 1941, richteten die Nazis in Theresienstadt ein Ghetto für Juden aus dem "Protektorat Böhmen und Mähren" ein, das auch als Durchgangslager nach Auschwitz diente. Die "Mädchen aus Theresienstadt" treffen sich bis heute einmal im Jahr in Spindlermühle in der Tschechischen Republik. Bayern 2-Autor Thomas Muggenthaler hat mit ihnen über ihre Erinnerungen gesprochen.

Stand: 11.10.2011

Anna Flachova, eines der "Mädchen aus Theresienstadt" | Bild: BR/Thomas Muggenthaler

11 Oktober

Dienstag, 11. Oktober 2011

Pressekontakt: Anna Martin

Anna.Martin@br.de

Handa Drori lebt heute in Israel, Helga Kinsky ist in Wien zu Hause und Anna Flachova in Brünn. Doch jeden Herbst machen sich die drei alten Damen - wenn es ihre Gesundheit erlaubt - auf den Weg in den Luftkurort Spindlermühle (Špindlerův Mlýn) in der Tschechischen Republik. Sie gehören zu einer Gruppe ehemaliger jüdischer Häftlinge, die in Theresienstadt im Mädchenheim L 410 untergebracht waren, im "Zimmer 28".

Ein Poesiealbum als zeitgeschichtliches Dokument

Die Frauen, von denen viele ihre Eltern im Holocaust verloren haben, schwärmen noch heute von den Lehrern und Betreuern, die ihnen in Theresienstadt Hoffnung und Zuversicht vermittelten. In all dem Grauen des Lagers gab es noch Reste von kulturellem Leben: Die Mädchen malten Bilder, spielten Musik, verfassten Texte. Anna Flachova, genannt Flaschka, blieb bis zu ihrer Befreiung in Theresienstadt und konnte so ihr Poesie-Album retten, das heute ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument ist. In dieses Album trugen sich auch Freundinnen von Anna Flachova ein, die "zum Transport" gingen und in Auschwitz ermordet wurden.

"Die Kultur in Theresienstadt hat uns viel gegeben", versichern die Frauen und erinnern sich an die Kinderoper "Brundibar", in der einige der Mädchen mitgespielt haben und die zum Symbol für Hoffnung und Widerstand gegen die deutschen Faschisten werden sollte.

Jahrzehntelang hatten sich die "Mädchen aus Theresienstadt" nicht getroffen. Inzwischen sind die Zusammenkünfte aber ein fester Bestandteil ihres Lebens, und sie sind bereit, ihre Geschichte zu erzählen.


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