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B5 aktuell / Bayern 2 Medizinische Billigstudien mit Nebenwirkungen

In Europa kommen in großer Zahl Arzneimittel auf den Markt, die unter fragwürdigen Umständen im Ausland klinisch getestet wurden. Nach Recherchen des Bayerischen Rundfunks werden in Russland – wo die Pharmaindustrie besonders viele Studien anfertigen lässt - Medikamententests verfälscht und Nebenwirkungen verschwiegen. Über dieses Risiko für Patienten in Deutschland berichtet die Autorin Christiane Hawranek am Sonntag, 19. Januar 2014 um 9.15 Uhr im "Funkstreifzug" auf B5 aktuell und am Montag, 20. Januar 2014 um 10.05 Uhr im "Notizbuch" auf Bayern 2.

Stand: 17.01.2014

Aktenlager von Patientendaten | Bild: BR

Die BR-Journalistin hat zusammen mit der "Zeit"-Autorin Nadine Ahr Patienten und Ärzte in Russland besucht. Alle räumen ein, dass Korruption, Fälschungen und Phantomstudien mit frei erfundenen Patientendaten eine große Rolle spielen. Außerdem werden offenbar Patientenrechte missachtet. Artyom Golovine, Vorsitzender der russischen MS-Gesellschaft sagt dazu: "Was glauben Sie, warum alle großen Pharmafirmen hier forschen? Es ist wesentlich billiger hier, die bürokratischen Hürden sind niedriger, und man kann Patientenrechte mit Füßen treten. Außerdem finden sich hier sehr leicht Freiwillige, die an Experimenten teilnehmen, weil unsere medizinische Versorgung so schlecht ist."

Dass die Studienergebnisse aus Russland und anderen Schwellenländern Mängel haben, ist auch deutschen Aufsichtsbehörden bekannt. Vier Insider aus dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bestätigen dem Bayerischen Rundfunk, dass viele Studiendaten aus Russland dubios sind und Inspektionen zu selten stattfinden. "Während die Studie läuft, wird in diesen Ländern gar nicht kontrolliert. Fehler und Fälschungen kommen nur durch Zufall raus. Und zwar erst viel später, wenn viele Patienten unerwünschte Nebenwirkungen erleiden. Aber dann ist das Medikament schon längst in Deutschland auf dem Markt", so einer der Zeugen.

Selbst bei Stichprobenprüfungen vor Ort werden nur die Akten kontrolliert, niemand spricht mit den Patienten. Die Pharmaunternehmen geben keine Zahlen preis, wie viele Patienten aus Schwellenländern bei ihren Studien mitmachen. In Russland, China und Indien werden jährlich rund 20.000 Medikamente getestet.


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