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Preisgekrönte Doku Flucht aus dem Todeslager

„Camp 14" ist ein Lager in Nordkorea für politisch Gefangene. 1982 wurde Shin Dong-Hyuk als Kind zweier Häftlinge dort geboren und verbrachte seine gesamte Kindheit und Jugend in Gefangenschaft. Im Alter von 23 Jahren gelingt ihm das Unvorstellbare: die Flucht. In dem unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Dokumentarfilm „Flucht aus dem Todeslager - Camp 14 / Nordkorea"“ zeichnet der Filmautor Marc Wiese die Schlüsselereignisse in Shins Leben nach - zu sehen am Dienstag, 24. März 2015 um 22.45 Uhr auf dem Dokumentarfilmplatz im Bayerischen Fernsehen.

Stand: 08.04.2014

Shin Dong-Hyuk wird in "Camp 14", einem nordkoreanischen Gulag für politische Gefangene, geboren. Mit vierzehn muss er mit ansehen, wie seine Mutter und sein Bruder wegen eines Fluchtversuchs hingerichtet werden. Sieben Jahre später kann er entkommen. | Bild: Engstfeld Film Gmbh

Der Film erzählt die Geschichte von Shin Dong-Hyuk, der am 19. November 1982 in einem nordkoreanischen Gulag geboren wird. Seine gesamte Kindheit und Jugend verbringt er in dem berüchtigten „Todeslager“ Camp 14, aus dem keiner der 40.000 Insassen, anders als bei „normalen“ Straf- und Arbeitslagern, jemals entlassen wird. Shin ist im Sinne einer „Sippenhaft“ automatisch dazu "verurteilt“, ebenfalls sein ganzes Leben hier zu verbringen. Von der Welt außerhalb der Stacheldrahtzäune hat er keine Ahnung. Mit 14 muss er mit ansehen, wie seine Mutter und sein älterer Bruder nach einem erfolglosen Fluchtversuch vor den Augen Tausender von Häftlingen gehenkt werden.

Er ist 23, als er mit Hilfe eines älteren Mithäftlings flieht. Sein Fluchtgefährte stirbt in den Hochspannungszäunen. Shin ist bis heute der einzige Mensch, dem es gelungen ist, aus Camp 14 zu entkommen. In einer abenteuerlichen Flucht erreicht er China, schließlich Südkorea. Wochen lang wird seine Geschichte akribisch überprüft, dann ist er wirklich frei. Doch ist er das wirklich nach dem Erlebten? Hunger, Schläge, Zwangsarbeit und Folter bestimmten sein bisheriges Leben. Als Shin Dong-Hyuk die Flucht gelang, tauchte er ein in eine ihm bis dahin völlig unbekannte Welt.

Angekommen in der Freiheit ist Shin bis heute nicht. Seine Seele, sagt er, lebe nach wie vor in Gefangenschaft. Noch heute wünscht er sich manchmal in das feste Gefüge des Lagers zurück. Es war trotz allem sein Zuhause. Shin erzählt, dass er die Berechtigung des Lagers nie in Frage gestellt hat. Er war der Überzeugung, dass sein Alltag normal sei und alle Menschen so leben würden wie er. Geflüchtet sei er nicht aus einem Freiheitsdrang heraus, sondern aus Neugier auf das Essen, von dem ihm ein Mithäftling berichtet hatte.

Auch Täter kommen in dem Film zu Wort: Hyuk Kwon, einst Kommandant der Wärter in einem vergleichbaren Camp, und Oh Yangnam, ehemaliger Mitarbeiter des nordkoreanischen Geheimdienstes. Beide berichten von ihrer Arbeit und der alltäglichen Folter in den Lagern, in denen ein Mensch nicht mehr wert ist als ein Stück Vieh. Für eine Hinrichtung erhielten die Wärter eine Sonderration Fleisch und Alkohol. Oh lebt heute in Südkorea und hat Angst vor einer Wiedervereinigung. Denn dann könnten die einstigen Folteropfer vor ihm stehen.

Über den Autor Marc Wiese:

Marc Wiese dreht seit über 15 Jahren Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen. Er hat in vielen Krisengebieten der Welt gearbeitet und zahlreiche Preise für seine Filme erhalten, darunter die Dokumentationen „Kanun – Blut für die Ehre“ (BR/WDR) über Blutrache in Albanien sowie „Das Mädchen und das Foto“ (ARTE/WDR) über das berühmte Bild des brennenden Mädchens im Vietnam-Krieg.

Informationen zu „Camp 14“

„Camp 14“ ist ein Lager der Sicherheitsstufe „Total Control Zone“ und so groß wie eine Stadt: 40.000 Gefangene auf 500 Quadratkilometern Gelände. Das Lager liegt in Oedong-ri bei der Stadt Kaechon in der südlichen Provinz Pyeongannam, rund achtzig Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang. Innerhalb des Arbeitslagers gibt es Kohlebergwerke, Zementfabriken, eine Keramik-, Gummi und Textilfabrik sowie landwirtschaftliche Farmen. „Total Control Zone“ bedeutet höchste Sicherheitsstufe: Wer in diesem Lager lebt, wird nie entlassen, sondern bleibt bis zu seinem Tod eingesperrt.

Auszeichnungen

Die Gemeinschaftsproduktion von ARTE, WDR und BR „Camp 14 – Total Control Zone“ (Originaltitel der Kinofassung) wurde bereits auf über 30 nationalen und internationalen Festivals gezeigt und erhielt 2013 unter anderem den Jurypreis des Eurodok Filmfestivals in Oslo, den Preis für den besten Film beim Festival du Film et Forum International sur les Droits Humains in Genf, den Nestor Almendros Award des Human Rights Watch Film Festival in New York sowie 2014 den Deutsche Menschenrechts-Filmpreis und 2015 den Grimme-Preis.

Informationen zur Produktion

„Camp 14 – Total Control Zone“ (Originaltitel der Kinofassung) ist eine Produktion von Engstfeldfilm (Produzent: Axel Engstfeld) in Koproduktion mit WDR und BR in Zusammenarbeit mit ARTE, gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, FFA und Deutscher Filmförderfonds. Die Redaktion liegt bei Sabine Rollberg (WDR/ARTE), Tibet Sinah (WDR) und Christian Baudissin (BR).
Buch / Regie: Marc Wiese
Protagonist: Shin Donk Huyk
Redaktion BR: Christian Baudissin


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