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ARD-alpha / Bayern 2 40 Jahre Deutscher Herbst

Vor 40 Jahren gipfelte der Terror der RAF im Deutschen Herbst. Attentate und Geiselnahmen hielten die Öffentlichkeit in Atem. ARD-alpha blickt in der Woche ab 4. September zurück auf die schwerste Krise der Bundesrepublik und ihre Folgen. Zwei aktuelle Dokus greifen offene Fragen im Fall Buback auf und erinnern an den Stammheimer Prozess. Außerdem rekonstruiert der Themenschwerpunkt unter anderem die Ermordung Schleyers sowie die "Landshut"-Entführung anhand von alten Tagesschau-Ausschnitten. Auch Bayern 2 hat Sendungen zum Thema im Programm.

Stand: 01.09.2017

Der entführte Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer unter dem Logo der Roten Armee Fraktion (RAF) (Archivfoto vom Oktober 1977) | Bild: picture-alliance/dpa

Die tödlichen Schüsse auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine Begleiter am 7. April 1977 markieren den Beginn eines Terrorjahres, wie es die Bundesrepublik Deutschland noch nie erlebt hat. Nach einer Serie von Gewalttaten in den Monaten und Jahren zuvor eskalierten die Ereignisse schließlich im September und Oktober 1977 mit der Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, der Entführung der Lufthansa-Maschine „Landshut“ und dem Selbstmord der in Stuttgart-Stammheim einsitzenden RAF-Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe.

Die Sendungen zum Schwerpunkt "Der Deutscher Herbst" in ARD-alpha im Einzelnen:

Montag, 4. September 2017, 21.00 Uhr
Was geht mich das an? - Die RAF
Doku, WDR 2016

Der Schauspieler Christian Löber spielt in dieser Doku einen fiktiven Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF). Mit aller Macht aufrütteln, etwas verändern, sich gegen den Staat stellen – auch um den Preis, Menschenleben zu opfern: Wie wurden in den 1960er- und 70er-Jahren aus idealistischen Protestlern gewaltbereite Terroristen? Was waren ihre Motive? Das Schauspiel basiert auf historischen Quellen und wissenschaftlichen Studien.

Tatort des Buback-Attentats am 7. April 1977

Mittwoch, 6. September, 2017, 21.00 Uhr
Der Fall Buback - Die offenen Wunden des RAF-Terrors
"
betrifft", SWR 2017

40 Jahre nach den tödlichen Schüssen auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback und seine beiden Begleiter im April 1977 greifen die Autoren Egmont R. Koch und Holger Schmidt den Fall Buback noch einmal auf, denn der Mörder von Karlsruhe konnte bis heute nicht ermittelt werden. Auch ein neuer Prozess 2010 bis 2012 gegen die ehemalige RAF-Terroristin Verena Becker konnte diese Frage nicht klären. Dass es überhaupt zu einer neuen Anklage kam, ist den Recherchen von Bubacks Sohn Michael zu verdanken. Er ist bis heute überzeugt, dass Becker die Todesschützin war. Dass der Mörder nicht ermittelt wurde und Tatbeteiligte von damals bis heute schweigen, ist für die Angehörigen der Opfer schwer erträglich. Die Tochter von Georg Wurster, der mit Buback im Wagen saß und ebenfalls starb, leidet bis heute unter dem Trauma. Erstmals äußern sich in dem Film auch der frühere stellvertretende Generalbundesanwalt Rainer Griesbaum, langjähriger Chefankläger in RAF-Prozessen, und Hermann Wieland, Vorsitzender Richter im Verfahren gegen Verena Becker.

Theodor Prinzing (91)

Donnerstag, 7. September 2017, 21.00 Uhr
Stammheim - Die RAF vor Gericht
SWR 2017

Der Stammheimer Prozess gegen die RAF-Führungsmitglieder Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe ist ein Schlüsselereignis für die Geschichte und das Verständnis des Deutschen Herbstes. Statt den Terrorismus juristisch aufzuarbeiten und zu beenden, spaltet der Prozess die Gesellschaft und trägt dazu bei, dass die Gewalt im Herbst 1977 eskaliert. Wie konnte es soweit kommen? In der Dokumentation von Thomas Schuhbauer und Sonja von Behrens gibt der Vorsitzende Richter Theodor Prinzing erstmals ein ausführliches Interview. Auch seine Tochter Gabriele kommt zu Wort, die damals mit der RAF sympathisierte. Außerdem enthüllt die Doku, dass das Stammheimer Gericht aktiv daran beteiligt war, die Rechte von Angeklagten und Verteidigern zu beschneiden. Als Zeitzeugen äußern sich neben Journalisten und RAF-Sympathisanten unter anderem Richter Kurt Breucker, Verteidiger Hans-Christian Ströbele, Theatermacher Claus Peymann und Filmemacher Andres Veiel.

Freitag, 8. September 2017, 20.15 Uhr
alpha-Forum: Klaus Pflieger
Generalstaatsanwalt a.D.
Gespräch, 2007

Klaus Pflieger ist ein profunder Kenner des deutschen Terrorismus, insbesondere der RAF. Als Dezernent bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart war er zuständig für das Verfahren gegen den Rechtsanwalt Klaus Croissant 1976, der die RAF-Terroristen Ulrike Meinhof und Andreas Baader verteidigt hatte und später selbst wegen Unterstützung der RAF verurteilt wurde. Pflieger war Mitverfasser der Anklagen gegen die RAF-Mitglieder Peter-Jürgen Boock, Brigitte Mohnhaupt, Christian Klar sowie später gegen Werner Lotze, Eva Haule, Sigrid Sternebeck und Ralf Baptist Friedrich. Zudem war er bei der Bundesanwaltschaft auch Vernehmender bei den sogenannten Lebensbeichten Peter-Jürgen Boocks und des ersten RAF-Kronzeugen.

Freitag, 8. September 2017, 21.00 Uhr
Der Deutsche Herbst
Das Schleyer-Attentat und die "Landshut"-Entführung in der Tagesschau 1977

Diese authentische Chronik des Deutschen Herbstes rekapituliert die Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Schleyer sowie die Entführung der Lufthansa-Maschine "Landshut" im September/Oktober 1977 allein anhand von Ausschnitten aus der damaligen ARD-Tagesschau.

Der Deutsche Herbst in Bayern 2

Montag, 4. September 2017, 9.05 Uhr
radioWissen

Der Deutsche Herbst – Zwischen RAF und Rasterfahndung
Ulrike Meinhof – "Man muss etwas tun! Was tun wir?"

Dienstag, 5. September 2017, 6.05 Uhr, 13.05 Uhr und 17.05 Uhr
radioWelt

In den Sendungen am Morgen, Mittag und Abend je ein Beitrag oder ein Gespräch

Samstag, 30. September 2017, 19.05 Uhr
Zündfunk Playback

Deutschland, Katastrophenstaat. Der Deutsche Herbst im Pop

Der Ausnahmezustand, der im Herbst 1977 herrschte, hat eine ganze Generation von Musikern beeinflusst. Vor allem Künstler, die Ende der 70er-/Anfang der 80er-Jahre zur damals noch schlagerfreien Neuen Deutschen Welle gehörten, haben auf die Ereignisse und Zustände im Deutschen Herbst reagiert. "Abwärts" sangen von Deutschland als Katastrophenstaat, die "Einstürzenden Neubauten" von Krieg in den Städten und die "Deutsch-Amerikanische Freundschaft" (DAF) und "Der Plan" brauchten "keinen Anlass mehr für den Weltaufstand". Auch außerhalb Deutschlands setzte man sich mit der RAF und den Folgen auseinander: Brian Eno brachte Bundesanwalt Horst Herolds Satz "Wir kriegen sie alle" in Endlosrille heraus und Cabaret Voltaire nannten einen ihrer Tracks "Baader Meinhof". Genauso hieß auch die Band, die Luke Haines nach Auflösung der "Auteurs“ gründete. 

Dienstag, 3. Oktober 2017, 18.05 Uhr
Ein Land in kriegerischer Hysterie

40 Jahre Deutscher Herbst

In Gesprächen und Essays unternimmt die einstündige Sendung den Versuch, eine deutsche "Psychohistoire noire" zu erkunden: Wie blicken Autoren wie Rainald Goetz (1988 in seinem RAF-Roman "Kontrolliert") und Peter Schneider (1978 im Kursbuch- Essay "Der Sand an Baaders Schuhen") und die Filmemacher von "Deutschland im Herbst" auf die Zeit vor 40 Jahren? Warum gaben sich die Terroristen Tarnnamen aus "Moby Dick" und warum reiste Jean-Paul Sartre damals nach Stammheim? Was sagen die 2016 publizierten Akten der Studienstiftung des deutschen Volkes über ihre einstigen Stipendiaten Horst Mahler, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin? Und worin bestehen "Die blinden Flecken der RAF" mit denen sich RAF-Forscher Wolfgang Kraushaar 40 Jahre nach dem Deutschen Herbst beschäftigt?

Samstag, 14. Oktober 2017, 13:05 Uhr
Ein heilsamer Schock
Der Deutsche Herbst 1977 aus der Sicht nach 40 Jahren

Als am 18.Oktober 1977 die entführte Lufthansa-Maschine in Mogadischu befreit war und die RAF-Mitglieder Baader, Ensslin und Raspe in Stammheim tot aufgefunden wurden, war dem Autor dieses Features Roderich Fabian, Jahrgang 1957, klar, dass es nur Mord sein konnte. Später sah er das anders. Doch er ist überzeugt: Der Deutsche Herbst war mit diesem Tag eigentlich vorbei und damit die größte innenpolitische Krise. Es folgte eine allmähliche ideologische Abrüstung, Deutschland ist kein Polizeistaat geworden. Doch der Rechtsstaat hatte sich verändert und fast keine der neuen Grundrechtsbeschränkungen wurde wieder aufgehoben. Was bleibt von der biografischen Prägung dieser Zeit, die fast alle heute 60- bis 70-Jährigen gemeinsam haben? Beim Autor war es das kritische Bewusstsein, das permanente Hinterfragen bestehender Macht- und Autoritätsverhältnisse. Auch heute stellen sich vergleichbare kritische Fragen: Im Zeichen einer neuen terroristischen Bedrohung wird wieder aufgerüstet, werden neue Überwachungsgesetze auf den Weg gebracht und der Staat ist erneut dabei, sich zu wandeln. 


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