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ARD-alpha Gespräche gegen das Vergessen

Die jährlichen "Gespräche gegen das Vergessen", veranstaltet vom Bayerischen Rundfunk und dem Münchner Volkstheater, rücken in diesem Jahr das Thema "Ausgrenzung: Der gefährliche Mechanismus" in den Mittelpunkt. Am Mittwoch, 24. April 2019, um 21.00 Uhr in ARD-alpha.

Stand: 16.04.2019

Was steckt hinter dem Phänomen "Ausgrenzung" und was kann dagegen getan werden? Andreas Bönte (links) spricht darüber mit dem Zeitzeugen und Rabbiner Dr. Henry G. Brandt, der Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Simone Fleischmann, dem Historiker und Antisemitismusexperten Dr. Götz Aly sowie dem Kabarettisten Fatih Çevikkollu (von links). | Bild: BR/Philipp Kimmelzwinger

Zu Gast bei Moderator Andreas Bönte sind der Zeitzeuge und Rabbiner Dr. Henry G. Brandt, der Historiker und Antisemitismus-Experte Dr. Götz Aly, die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Simone Fleischmann sowie der Kabarettist und Schauspieler Fatih Çevikkollu. Thematisch ergänzend dazu zeigt der Bildungskanal des Bayerischen Rundfunks am Donnerstag, 25. April, um 21.00 Uhr den Dokumentarfilm "Dachauer Dialoge: Max Mannheimer und Sr. Elija Boßler im Gespräch".

An einem Tag im September 1935 änderte sich das Leben vieler deutscher Bürger schlagartig: Die Nationalsozialisten führten die "Nürnberger Rassengesetze" ein. Juden sowie Sinti und Roma wurden vom gesellschaftlichen Leben nicht mehr nur ausgegrenzt, sondern ihre Verfolgung wurde aufgrund der NS-Rasseneinteilung in "arisch" und "nicht arisch" staatlich angeordnet. Mit diesem Tag begann das, was später als Shoa oder Holocaust in die Geschichtsbücher eingehen sollte: der maximale Zivilisationsbruch.

Wie konnte es dazu kommen? Welche Muster lassen sich erkennen? "Der Antisemitismus war über die Nationalsozialistische Partei hinaus verbreitet in der deutschen Bevölkerung – das war ein integrierendes Moment“, sagt der Historiker Dr. Götz Aly. Dabei hätten die Menschen damals "nicht an Auschwitz gedacht". Rabbiner Dr. h. c. Henry G. Brandt benennt das Emotionale, das Wir-Gefühl, und den vermeintlichen sozialen Gewinn durch Ausgrenzung: "Die Uniformen, die klingende Musik, die Bewaffnung, die Kraft, die da strotzte. Das hat den Leuten imponiert. Und die durften auch selber die Uniformen tragen. Da war der Herr Niemand plötzlich ein Obersturmbannführer. Und das haben viele genossen."

Wie steht es in der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft um das Phänomen Ausgrenzung? "Alle, die am Rand der Gesellschaft stehen, kriegen immer mehr Platz in der Gesellschaft, immer mehr Rechte, immer mehr Raum“, meint der Kabarettist und Schauspieler Fatih Çevikkollu. Mit einer Metapher des Soziologen Aladin El-Mafaalani verweist er aber zugleich auf dadurch zunehmende Konflikte: "Wenn immer mehr Leute am Tisch sitzen, dürfen wir nicht davon ausgehen, dass wir jetzt alle hier Friede, Freude, Eierkuchen haben. Je mehr Menschen mitdiskutieren, desto mehr Konflikte haben wir. Aber lasst uns nicht eine Leit-, sondern eine Streitkultur haben, wo wir Positionen austauschen können."

Musikalisch umrahmt wird der Abend von Maya Saban, Sängerin der jiddischen Elektroswing-Band Jewdyssee, begleitet von der Pianistin Jessica Neumann.

Dem Abend im Münchner Volkstheater ging wieder der "Tag der Quellen“ voraus. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Zeitgeschichte lasen und inszenierten Schülerinnen und Schüler persönliche Berichte und Texte aus dem Holocaust. Ein Beispiel ihrer Auseinandersetzung mit diesen Zeitdokumenten stellen einige von ihnen im Rahmen der "Gespräche gegen das Vergessen" vor. "Das ist ein Kernstück der Erinnerungsarbeit, die wir anbieten, um Schülerinnen und Schüler an diese Zeit heranzuführen", sagt die Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, Simone Fleischmann. "Wir müssen vor allem die Verbindung herstellen zum aktuellen Erleben von Schülerinnen und Schülern in der Jetztzeit. Dann ist auch leichter zu verstehen, was in der Geschichte war."

Zwei exemplarische Perspektiven auf die Shoah, auf Schuld, Religiosität, Versöhnung und Verantwortung zeigt ergänzend der berührende Dokumentarfilm "Dachauer Dialoge: Max Mannheimer und Sr. Elija Boßler im Gespräch" am Donnerstag, 25. April 2019, um 21.00 Uhr. Max Mannheimer (1920 - 2016), einer der bekanntesten Zeitzeugen des Holocaust, und Sr. Elija Boßler, Karmelitin im Kloster Karmel Heilig Blut neben der KZ-Gedenkstätte Dachau, begegnen sich im Kloster und in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Der Film dokumentiert einen einmaligen jüdisch-christlichen Dialog, porträtiert eine wegweisende Freundschaft zwischen zwei außergewöhnlichen Menschen und nimmt die Zuschauer mit in eine intensive Auseinandersetzung mit aktuellen, universellen, aber auch ganz persönlichen Fragen.

 

Sendetermine:

Mittwoch, 24. April 2019, 21.00 Uhr:
Gespräche gegen das Vergessen
Im Münchner Volkstheater
Gespräch, 2019
BR Mediathek: nach Ausstrahlung 12 Monate verfügbar

Donnerstag, 25. April 2019, 21.00 Uhr: Dachauer Dialoge
Max Mannheimer und Sr. Elija Boßler im Gespräch
Dokumentarfilm, 2018
BR Mediathek: nach Ausstrahlung bis 1. Mai 2019 verfügbar


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