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BR Fernsehen Bayerischer Kabarettpreis 2021

Der Bayerische Kabarettpreis ist eine Gemeinschaftsinitiative des Bayerischen Rundfunks und des Münchner Lustspielhauses und wird auch 2021 wieder in vier Kategorien vergeben. Die Preise gehen in diesem Jahr an Wilfried Schmickler (Ehrenpreis), Django Asül (Hauptpreis), das Duo Suchtpotenzial (Musikpreis) sowie Eva Karl Faltermeier (Senkrechtstarter-Preis). Die Preisverleihung findet am Montag, 8. November 2021, voraussichtlich im Münchner Lustspielhaus statt und wird am Donnerstag, 11. November, im BR Fernsehen ausgestrahlt. Luise Kinseher führt als Gastgeberin durch den Abend.

Published at: 29-9-2021

Django Asül, Eva Karl Faltermeier, Suchtpotenzial, Wilfried Schmickler | Bild: Dirk Beichert, Ingo Pertramer, Torsten Goltz; Ilona Klimek, Montage: BR

"Ob aus Niederbayern oder der Oberpfalz, ob aus dem Rheinland, dem Schwäbischen oder Berlin – die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Bayerischen Kabarettpreises eint vor allem eines: ihre Leidenschaft und ihre Virtuosität in dem, was sie tun. Ihre Kabarettprogramme sind rasant und lebendig, überraschend und mitreißend. Ihre Kunst vereint analytische Schärfe und große Komik, Esprit und Emotion. Herzlichen Glückwunsch an Wilfried Schmickler, Django Asül, Ariane Müller und Julia Gámez Martín von 'Suchtpotenzial' und Eva Karl Faltermeier."

BR-Kulturdirektor Dr. Reinhard Scolik

"Wenn uns die Zeit seit Beginn der Corona-Pandemie eines gezeigt hat, dann, dass wir den Wert von Künstlerinnen und Künstlern gar nicht hoch genug einschätzen können. Was sie für die Gesellschaft leisten, ist unverzichtbar: Unsere Preisträgerinnen und Preisträger lassen eine einzigartige Magie entstehen, die das Publikum im Saal und vor den Bildschirmen fesselt, eine Melange aus Lachen, Inspiration und (Selbst-)Erkenntnis. Ich gratuliere von ganzem Herzen!"

Annette Siebenbürger-Holtz, Leitung Programmbereich Unterhaltung und Heimat

Die Preisträgerinnen und Preisträger 2021

Senkrechtstarter-Preis: Eva Karl Faltermeier

An der etwas naiv dreinschauenden, wunderbar unprätentiösen Dunkelhaarigen aus der Oberpfalz und ihrem ersten Kabarettprogramm "Es geht dahi" kommt keiner mehr vorbei. Mit originärer Weltsicht, geprägt von der Gegend am östlichen Ende Bayerns und den Lebensweisheiten ihrer Oma, analysiert sie die Ansprüche der Gegenwart: dass Frauen immer perfekt sein sollen und das dann tatsächlich auch von sich selbst erwarten – das Ganze ins Groteske übersteigert durch Instagram und all die angeblich so sozialen Medien. Eva Karl Faltermeier, geboren in Regensburg, aufgewachsen in Eichhofen, redet sich gerne in Rage und weit darüber hinaus. Und je schneller sie spricht, im feinsten Südoberpfälzer Dialekt natürlich, umso klarer scheinen ihre Gedanken zu leuchten, umso furioser webt sie ihre Geschichten aus der Provinz, die alles sind, nur nicht provinziell. Eher universell.

"Der Senkrechtstarter-Preis des Bayerischen Kabarettpreises ist für mich von großer Bedeutung und im Hinblick auf die bisherigen Preisträger*innen eine riesige Ehre. Gerade in diesen schwierigen Zeiten für die Kultur-Branche von höchsten Weihen als Senkrechtstarterin ausgezeichnet zu werden, schenkt mir sehr viel Hoffnung."

Eva Karl Faltermeier

Laudatorin: Martina Schwarzmann

Die Liebe zur Heimatregion, zum Dialekt, zur Familie und auch ein wenig zum Granteln – das verbindet Eva Karl Faltermeier und ihre Laudatorin Martina Schwarzmann. Nach einer Ausbildung zur Köchin und acht Jahren im Lehrberuf wechselte die 42-jährige Oberbayerin ins komische Fach und hatte 2004 bei "Ottis Schlachthof" ihren ersten Fernsehauftritt. Neben Kabarettnummern, die von ihrem äußerst trockenen Humor gekennzeichnet sind, sind es vor allem ihre Lieder zur Gitarre, die das Publikum begeistern. Schwarzmann erzählt in ihren Programmen vor allem aus ihrem eigenen Leben mit vier Kindern und Ehemann. Wenn sie singt: "Ich bin mittelalt, mittelgscheit, mittelschön – wie die meisten Leut'", dann spricht sie ihrem Publikum nicht nur aus dem Herzen, sondern erobert dieses auch im Sturm.

Musikpreis: Suchtpotenzial

Pianistin Ariane Müller, gebürtige Ulmerin, und Julia Gámez Martín, aus Berlin stammend, lernten sich 2011 am Theater Ulm kennen und machen seit 2013 als Duo Suchtpotenzial die Bühnen der Republik unsicher. Stimmgewaltig fegt Julia Gámez Martín durch die Programme, von ihrer Partnerin Ariane Müller immer souverän und pointiert am Klavier begleitet. Gerne spielen die beiden einerseits mit allen musikalischen Genres von Country über Folk und Rock bis Chanson, andererseits gegen Klischees und Erwartungen an – gerade solche, die man Frauen im Allgemeinen und hübschen Frauen im Besonderen entgegenbringt. Trotz ihrer prächtigen Haarmähnen ist nichts an ihnen mädchenhaft, nichts lieblich. Ihr Bekenntnis zu Alkohol, Zigaretten, Sex und Rock 'n' Roll ist echt und authentisch, genau wie ihre klaren, politischen Botschaften: gegen Sexismus, Diskriminierung, Rassismus und all die anderen Gefahren, die eine Demokratie schnell zersetzen können.

"Wir lieben Bayern schon lange. Endlich wird diese Liebe in Form des Bayerischen Kabarettpreises auch erwidert."

Suchtpotenzial

Laudatorin: Gerburg Jahnke

Den meisten Menschen fällt beim Namen Gerburg Jahnke als allererstes das geniale Kabarettistinnen-Duo "Missfits" ein. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Stephanie Überall feierte sie 20 Jahre lang – bis 2005 – Triumphe. Dabei ist die 66-jährige Künstlerin weitaus mehr: Sie arbeitet als Schauspielerin auf Theaterbühnen und in Filmen, ist ebenso Regisseurin und moderierte über zehn Jahre lang die Fernseh-Kabarettsendung "Ladies Night". Auch mit ihrem Programm "Frau Jahnke hat eingeladen" ist sie schon seit zwölf Jahren erfolgreich. Das Besondere an diesem Format: Wenn Frau Jahnke einlädt, betreten ausschließlich Kabarettistinnen und Comediennes die Bühne. Dass die diesjährigen Musikpreisträgerinnen von Suchtpotenzial auch schon ihrer Einladung folgen durften, versteht sich von selbst.

Hauptpreis: Django Asül

Django Asül bereichert die bayerische Kabarett-Landschaft seit über 20 Jahren mit seinen oftmals provokanten Pointen. Er fungiert als humoristischer Seismograph für die politischen Erschütterungen in Bayern. So mancher Politiker, dessen undurchsichtigen Beweggründe für sein Handeln Django Asül beim alljährlichen Maibockanstich derbleckt, kann ein Lied davon singen. In seinen bisher neun Soloprogrammen und seiner Sendung "Asül für alle" deckt Asül auf seine ureigene Art den Irrsinn der Welt und vor allem den des Polit-Alltags auf. Mit minimaler, aber dennoch eindrucksvoller Mimik referiert er ungezwungen über ein breites Themenspektrum. Django Asül geht keinem Thema aus dem Weg, er setzt seinen ihm eigenen Rhythmus virtuos ein und versteht es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen: mal provokant, mal philosophisch und immer pointiert. Mit bissigem Humor und meisterhaftem Timing trifft er dabei zuverlässig ins Schwarze.

"Erst der Bayerische Verdienstorden, dann der Bayerische Kulturpreis, jetzt der Bayerische Kabarettpreis – ich werte das als Beleg, dass es zwischen Bayern und mir einfach passt. Und der Bayerische Kabarettpreis ist natürlich nicht nur eine große Ehre und Anerkennung, sondern auch der Auftrag, weiter ein Teil der bayerischen Humorlandschaft zu bleiben. Ich nehme diesen Auftrag nur zu gerne an."

Django Asül

Laudator: Hannes Ringlstetter

Multitalent Hannes Ringlstetter verbindet mit Preisträger Django Asül nicht nur die niederbayerische Herkunft, sondern auch die Leidenschaft für Bühnenauftritte. Ob als Musiker, Moderator, Schauspieler oder Kabarettist – wo ein Scheinwerfer aufgestellt wird, trifft man Hannes Ringlstetter sehr häufig davor an. Bei seiner seit 2016 wöchentlichen BR-Personality-Show "Ringlstetter" kann man ihn als Gastgeber erleben, ebenso in "Club 1" im Ersten (seit 2020). Den Imbissbuden-Betreiber Yazid spielt er in der TV-Serie "Hubert ohne Staller" bereits seit 2011. Und seine Fans lieben seine Auftritte als Frontmann, zunächst von der Band "Schinderhannes" oder mittlerweile von "Ringl on Fire" sowie auch die Lesungen aus seinen Büchern.

Ehrenpreis: Wilfried Schmickler

Der Mann redet einen schwindelig – und das seit über 30 Jahren. Der gebürtige Rheinländer macht Kabarett in Reinform. Er nimmt sich des Lebens, der Gesellschaft, der Politik in all ihren Facetten an und fokussiert das Menschsein an sich, um dessen künstlerisch habhaft zu werden. Der 66-Jährige ist ein Mahner, wütend und mitfühlend zugleich, hochemotional und dabei doch immer sezierend genau. Neben all dem Furor spürt man auch immer seine Liebe zum Komödiantischen, zum Spiel und auch zur Sprache. Politisches und Alltägliches bringt er geschmeidig zusammen, über den korrupten Politiker wettert er genauso wie über den bigotten Kleinbürger. Wilfried Schmickler zeigt Können auf allerhöchstem Niveau und so, dass es noch lange in den Zuschauerinnen und Zuschauern nachhallt.

"Der bayerische Kabarettpreis! Was für eine Ehre! Ein Leverkusener im Münchner Himmel. Zweimal geimpft und einmal derart ausgezeichnet –  mehr bedarf es kaum, um wahrlich froh zu sein. Dank von ganzem Herzen!"

Wilfried Schmickler

Laudator: Urban Priol

Wenn es um die Redegeschwindigkeit geht, steht sein Laudator, der gebürtige Aschaffenburger Urban Priol, dem Ehrenpreisträger Wilfried Schmickler in nichts nach. Seit bald 40 Jahren babbelt Urban Priol in seiner "untermainländischen" Mundart auf den Kabarettbühnen des Landes – seine wild abstehenden Haare und die bunten Hemden sind dabei unverkennbare Markenzeichen. Neben seinen zahlreichen Auftritten – bekannt ist vor allem seine jährliche Tournee mit dem Jahresrückblick-Programm "TILT!" – leitet der 60-Jährige in seiner Heimatstadt das "Kabarett im Hofgarten", wo er vielen Kolleginnen und Kollegen eine Bühne bietet.

Musikalisches Rahmenprogramm: Oimara
Oimara – hochdeutsch: der von der Alm – hat sich seinen Namen nicht umsonst gewählt: Denn der Hafner Beni, wie es in seinem Pass steht, stammt von der Hafner Alm am Tegernsee. Wenn der gelernte Koch ins Tal absteigt, dann, um Musik zu machen – lässig, bluesig, funky und vor allem überraschend. Neben relaxten Gitarrensounds bietet er seinem Publikum mit schrägem Charme eine vogelwilde Impro-Show. Auf die Bühne des Bayerischen Kabarettpreises bringt er seine beiden Kollegen mit, die Mambas, die ihn mit Tuba und Schlagzeug unterstützen und für einen harmonisch-kraftvollen Groove sorgen.

Moderation: Luise Kinseher
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Mama Bavaria"-Darstellerin Luise Kinseher führt als Moderatorin des Bayerischen Kabarettpreises durch den Abend. Die Kabarettistin hauchte dieser Figur acht Jahre lang auf dem Nockherberg beim Politiker-Derblecken Leben ein. Nach ersten Erfolgen auf der Iberl-Bühne trat Kinseher 1998 mit ihrem ersten Soloprogramm als Kabarettistin ins Rampenlicht – und verließ es seitdem nicht wieder. Nebenher machte sie sich als bayerische Volksschauspielerin in Fernsehserien wie "München 7" oder in diesem Jahr im Kino-Krimi "Weißbier im Blut" einen Namen. Sie wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. steht sie als deutsche Preisträgerin beim "Salzburger Stier" 2022 fest, dem einzigen internationalen Radio-Preis für Satire. Am 9. Dezember startet ihre neue Kabarettsendung "dreizueins" im BR Fernsehen.

Der Bayerische Kabarettpreis
Der Bayerische Rundfunk fördert Kabarett und bietet mit der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises namhaften Künstlerinnen und Künstlern eine Bühne und neuen Talenten ein Sprungbrett. Der Bayerische Kabarettpreis ist eine Gemeinschaftsinitiative des Bayerischen Rundfunks und des Münchner Lustspielhauses. Seit 1999 wird der Preis jährlich in vier Kategorien an Künstlerinnen und Künstler aus dem deutschsprachigen Raum verliehen. Er würdigt scharfsinniges Kabarett, das auf unverzichtbare Weise die Gesellschaft und das Zeitgeschehen künstlerisch ergründet.


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