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Tatort München: Mord unter Misteln Regisseur Jobst Christian Oetzmann

Stand: 19.10.2022

Jobst Oetzmann. | Bild: BR/Bavaria Fiction GmbH/Lutz Pape

"'Mord unter Misteln' ist ein Spiel auf vielen Ebenen. Ein Spiel, weil das wunderbare Drehbuch von Robert Löhr buchstäblich um ein Spiel kreist, ein Spiel, weil uns allen damit ein Stück Freiheit geschenkt wurde, einmal wirklich etwas sehr Ungewöhnliches im Format Tatort zu machen. Danke BR, danke Cornelius Conrad, unserem Redakteur. Allein die Auswahl der Kostüme war ein großer Spaß. Zu sehen, wie die Schauspieler sich veränderten, wenn die alten Schnitte und Stoffe an ihrem Körper saßen und halfen, die Figuren zu formen. Das Leuchten in den Augen, wenn sich in der Maske die Köpfe veränderten, die Augen hervorgehoben wurden, die Pomade bei den Herren die Haare glänzen ließ. Sunnyi Melles, wie sie stolz aus Wien zurückkam und tatsächlich in einem Fundus ein 100 Jahre altes Kleid gefunden und regelrecht 'erbeutet' hatte. Udo Wachtveitl, der sich den feschen und nicht immer ganz seriösen Inspector Lightmyer verwandelte, und Miroslav Nemec, der der knurrende Constable Partridge wurde – so schön war es, wieder mit Euch zu arbeiten, seit 25 Jahren kennen wir uns jetzt.

Und trotzdem durfte man sich nicht verspielen. Wir hatten wenig Zeit und es hieß, sich gut einteilen. Das ging nur in einer Studio-ähnlichen Situation, die wir im Residenzschloss Oettingen gefunden haben. Historisch erhaltene und ausgestattete Räume aus dem Ende des 19. Jahrhunderts in der richtigen Anordnung – auf einer Etage. Danke an die Fürsten Oettingen-Spielberg, dass wir hier zu Gast sein durften. Danke Bavaria, dass das alles geklappt hat, danke Ronald Mühlfellner, unserem Produzenten, für das Vertrauen, sich auf ein solches Spiel einzulassen.

Und noch ein Spiel: Das Rundfunkorchester des BR hat die Musik eingespielt, was für ein Geschenk! Ein halbes Jahr dauerte die Arbeit mit dem Komponisten Sebastian Fillenberg an dem punktgenauen Score. Ein schöner Höhepunkt in meinem beruflichen Leben. Wehe, er bekommt keinen Preis dafür! Die behutsame Konzeption der Bild-Rhythmen und Ausschnitte mit Volker Tittel, dem unerschütterlichen, geduldigen und stets in seine Arbeit verliebten Kameramann, seit vielen Jahren an meiner Seite. Die ruhigen und konzentrierten Wochen im Schneideraum mit Florian Duffe, das Umdrehen eines jeden Steins, auf der Suche nach dem richtigen Take, dem richtigen Ton, das immer wieder neue Konzipieren der Wechsel von Stille, Dialog und Musik, hat uns mit Spannung und Freude erfüllt. Was für eine schöne Bestätigung, wenn sich ein Element in das andere fügt, sich einlöst.

'Mord unter Misteln' ist ein Spiel. Und die Arbeit daran war es auch. Auf jeder Ebene. Und man konnte nicht immer sicher sein, ob es auch wirklich alles klappt – ein Spiel eben, mit ungewissem Ausgang. Wie das Leben. Frohe Weihnachten."

Regisseur Jobst Christian Oetzmann


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