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Tatort München: Game Over Interview mit Phi-Long Pham von Munich eSports e.V.

Stand: 05.05.2023

Von links nach rechts: Linda Weiß, Maja Schuknecht, Leander Einhellig, Marco Plewnia, Philip Hofmann, Felix Roesner, Nicolas Teofilovic, Phi-Long Pham, Timo Dordowsky, Miroslav Nemec | Bild: Felix Roesner / Munich eSports e.V.

Welchen Bezug, bzw. welche Rolle hast Du beim E-Sport?
Als junger Student war ich mit Schulfreunden in einem League-of-Legends-Team und wir haben bei unterschiedlichsten Amateurturnieren teilgenommen und sogar ein kleines Turnier hier in München gewonnen. Ansonsten habe ich seither mit großer Leidenschaft den E-Sport in mehreren Videospiele-Titeln verfolgt. Seit 2018 war ich dann aktiv in der Organisation von Gaming und E-Sport Events und auch 2019 bei der Gründung von Munich eSports e.V. beteiligt. Mittlerweile befinde ich mich im 3. Amtsjahr als 1. Vorstandsvorsitzender.

Wie lange betreibst Du schon E-Sport und wie bist Du dazu gekommen?
Videospiele habe ich gespielt, seit ich denken kann. Angefangen von der NES über Playstation bis hin zum Computerspielen. E-Sport habe ich dann in der Oberstufe begonnen, da ich mit meinen Schulfreunden gemerkt habe, dass wir sehr oft unsere Spiele gewonnen haben. Seither bin ich beim E-Sport dabei, ob als Spieler oder leidenschaftlicher Fan oder beim Organisieren.

Wie wart Ihr an "Game Over" beteiligt?

Ich agierte persönlich als die Kommunikationsstelle zwischen Munich eSports e.V. und der Filmcrew von "Game Over". Wir haben in Zusammenarbeit die Spielaufnahmen von Counter-Strike geliefert, durften einige Komparsen und mehrere Schauspieler mit Sprechrollen stellen und durften sogar unseren Verein “Munich eSports e.V.” mit unseren echten Jerseys mit Spielernamen vorführen. Generell haben wir auch immer Fragen zum Thema “E-Sport” mit unserer Expertise beantwortet

Wie realistisch ist das dargestellte Szenario Ihrer Meinung nach im Tatort?
 Normalerweise ermitteln E-Sportler nicht zeitgleich in einem Kriminalfall ;)
Abgesehen davon wurde die Thematik um den E-Sport gut im Film gezeigt. E-Sport ist nicht nur ein „sinnloses Hobby“, sondern für manche ein Beruf, in den man viel Energie und Zeit vor allem in Trainings steckt, ähnlich wie Profifußballer. Klar versuchen dann einige Spieler mit „Cheats" besser zu sein als andere, aber durch Anti-Cheat-Software im Spiel sperrt man im Vorhinein diese Spieler lebenslänglich. In der Arena fiebert man mit, man ist angespannt, es wird gejubelt. Vor allem im Finalmatch in der großen Arena wird gezeigt, dass so ein Match genauso spannend sein kann wie eine Verfolgungsjagd.
 
Welche sind die beliebtesten und wichtigsten Spiele für E-Sport-Turniere?
E-Sport, oder auch sportlicher Wettkampf mit Computerspielen genannt, ist in den letzten Jahren immens gewachsen. Die beliebtesten E-Sport-Titel mit den höchstenTurnier-Preisgeldern von mehreren Millionen Dollar sind Dota 2, Fortnite, League of Legends, Counter-Strike, Overwatch und Call of Duty.

Welche wichtigsten Fachbegriffe (im Film kommen z. B. "Cheat Code", "Lobby" oder "Cube" vor) gibt es und was bedeuten sie?
Generell sind die Spiele alle teambasiert und daher spricht man meistens Englisch miteinander. Somit werden viele Begriffe auf Englisch gesagt, weil die jeder kennt. Jedes Spiel ist auch anders aufgebaut, daher benutzt man in League of Legends ganz andere Begriffe als in Counter-Strike zum Beispiel.
 
Einige Exemplare, die spielunabhängig sind:
            • flamen: bedeutet sowas wie "beleidigen". Ein Spieler "flamt", wenn dieser sich exzessiv aufregt, Teammitglieder runterzieht und nur schwer zu beruhigen ist
            • GG: "Good Game", was man meist nach einem guten Spiel am Ende schreibt.
            • K/D: Steht für die "Kill-Death-Ratio", also ein Verhältnis von getöteten Feinden zu eigenen Toden
            • Lag: Entweder die Verzögerung zwischen der Interaktion am PC und dem Bildschirm oder einer schlechten Internetverbindung
            • NPC: Abkürzung von "Non-Player Character". Dies sind Charaktere in einem Spiel, die nicht von menschlichen Spielern gesteuert werden.
            • XP: Auch "Experience" genannt, dies sind Erfahrungspunkte einer Spielfigur
            • Frag: einen Abschuss erzielen
            • Wallhack: eine Betrugsmethode, bei der Modifikationen ins Spiel eingebaut werden, die es erlauben durch Wände zu sehen
            • Aimhack/Aimbot/Aimassist:  eine Betrugsmethode, bei der Modifikationen ins Spiel eingebaut werden, die es erleichtern, Gegner abzuschießen
            • Throw: durch fahrlässige Spielweise einen sicher geglaubten Sieg herschenken
            • Cheat Code: Jeder Cheat wird normalerweise in einer ausführbaren Datei oder mit einem Skript gestartet. Die meisten Cheat Codes werden in C++, einer Programmiersprache, geschrieben.
            • Lobby: Virtueller Vorraum, in dem sich die Spieler vor Beginn eines Spiels zusammenfinden. Dort werden auch die Einstellungen für das Match festgelegt
            • Cube: Ist in diesem Fall einfach nur der Teamname von Oskar, wie z. B. MUC die Abkürzung für Munich eSports ist
 
Es gibt noch Tausende solcher Abkürzungen, dies ist wirklich nur ein Bruchteil davon!

Ist Betrug im E-Sport wirklich ein Thema, gibt es das? 
Wie im traditionellen Sport ist das Thema "Cheating" auch sehr groß in E-Sport. Man kann sich unterschiedlich einen Vorteil verschaffen, also bei First-Person-Shootern wie Counter-Strike gibt es "Aimbots" und "Wallhacks", also dass man automatisch zielt und schießt oder die Gegner durch die Wand sehen kann. Bei anderen Spielen wie League of Legends kann man Skripte ausführen, die für dich dann automatisch spielen. Oder man nutzt Fehler im Spielcode aus, die sogenannten "Glitches" oder "Bugs". 
 
Der hohe Druck und das hohe Preisgeld verleitet Spieler, mit allen Mitteln zu gewinnen. Deswegen implementiert man Anti-Cheat-Software und beobachtet das Verhalten der Spieler. Bei E-Sport Turnieren wird sogar die Hardware wie Tastaturen und Mäuse der Spieler gecheckt.

Um welche Preisgelder geht es in solchen Wettbewerben? 
Je nach Spiel unterscheiden sich die Preisgelder natürlich. In Dota 2 lag das Preisgeld für die Weltmeisterschaft 2022 (The International) bei knapp 19 Millionen Dollar, bei League of Legends (Worlds) bei 2 Millionen Dollar und beim Counter-Strike Major (IEM Katowice) bei 1.5 Million Dollar.

Was unterscheidet E-Sport von anderen Sportarten? 
E-Sport unterscheidet sich vom traditionellen Sport dadurch, dass er in Videospielen gespielt wird. Dieser Unterschied wirkt sich auf die Regeln, die Ausrüstung und die Spielmechanik aus. E-Sportarten erfordern von den Spielerinnen und Spielern auch andere Fähigkeiten, wie Hand-Augen-Koordination, Reaktionszeit und strategisches Denken.
 
E-Sport hat auch eine andere Kultur und Gemeinschaft als traditionelle Sportarten. E-Sport-Spieler/innen und -Fans kommen aus verschiedenen Ländern und Regionen und interagieren oft online miteinander. Traditionelle Sportarten hingegen werden oft mit bestimmten geografischen Regionen in Verbindung gebracht und haben eine lange Geschichte der Fankultur (Fußball in Brasilien, Baseball in Japan etc.)
 
Erst vor kurzem hat der E-Sport größere Anerkennung und Legitimität erlangt, während traditionelle Sportarten schon seit Jahrhunderten etabliert sind. Dadurch sind Organisationen und Regelungen für E-Sports anders und führen so zu einer unterschiedlichen Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit.
 
Gibt es Doping auch im E-Sport?
Im Vergleich zum Sport beinhaltet der E-Sport kaum körperliche Anstrengung. Generell könnte man Mittel wie Koffein oder Amphetamine zu sich nehmen, um den Fokus und die Reaktionsgeschwindigkeit zu verbessern. Somit können diese Spieler auf längere Zeit konzentrierter sein und sich so einen Vorteil verschaffen. 

Es gibt z.B. einen Fall von einem Counter-Strike Profi-Team, dessen Spieler während eines Turniers das Amphetamin "Adderall" zu sich nahmen, um Konzentrationsvermögen und mechanische Fähigkeiten zu erhöhen. Im Allgemeinen sind jedoch nur wenige Dopingfälle im E-Sport bekannt.
E-Sport-Organisationen haben bereits erste Schritte eingeleitet, um Doping zu verhindern, wie Drogentests oder Regeln diesbezüglich aufzusetzen. Nur ist die Abgrenzung zwischen leistungssteigernden Substanzen und alltäglichen Nahrungsergänzungsmitteln wie Koffein oder Energydrinks sehr verschwommen. 

Phi-Long Pham ist Erster Vorstandsvorsitzender von Munich eSports e.V.


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