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Tatort: Allmächtig Interview mit Regisseur Jochen A. Freydank

Oscarpreisträger Jochen Alexander Freydank hat mit dem BR-Tatort "Allmächtig" den 66. Fall für die Münchner Kommissare Batic und Leitmayr inszeniert.

Stand: 09.12.2013

Jochen Alexander Freydank (Regie) und Udo Wachtveitl (Rolle: Franz Leitmayr) bei den Dreharbeiten. | Bild: hager moss film/Bernd Schuller

Dieser Tatort ist Ihre erste Zusammenarbeit mit dem Münchner Ermittler-Duo Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl. Wie war die Zusammenarbeit mit diesem seit vielen Jahren eingespieltem Team?
Es ist immer schön, mit Schauspielern zusammen zu arbeiten, die gut sind. Die beiden kennen ihre Rollen in und auswendig und sie stellen gute Fragen. Die konnte ich offenbar beantworten, denn wir hatten sehr viel Spaß beim Dreh. Ich mag es, wenn mich Schauspieler fordern und ich fordere selbst ja auch. Es war am Ende schade, dass der Dreh vorbei war. Ich habe jetzt meine Lieblingskommissare im Tatort gefunden.

Was war Ihnen wichtig bei der Umsetzung des Drehbuchs?
Das Schöne an diesem Film ist, dass es ein richtiger Ermittlungskrimi ist. Hier treffen sehr unterschiedliche Milieus und sehr unterschiedliche Verdächtige aufeinander. Bei "Allmächtig" gibt es einen echt spannenden Krimiplot. Es bleibt wirklich sehr lange unklar, woher der Täter kommt und es geht bis zum Ende Gefahr von diesem Täter aus.

Der Film spielt in der Medienbranche. Was macht das Thema so aktuell?
Dieser Tatort zeigt Exzesse der Medienbranche, die wir so oder so ähnlich immer mehr erleben. Es gibt Formate, in denen es darum geht, Menschen zu erniedrigen und bloßzustellen. Ich finde, da werden mitunter Grenzen überschritten, und wir werden an diese Grenzüberschreitungen zunehmend gewöhnt - das kann nicht gut sein.

Wollten Sie aus einem ganz bestimmten Blickwinkel heraus die Geschichte erzählen?
Zum einen wollte ich die Geschichte sehr aus der Sicht der Kommissare heraus erzählen, zum anderen den Opfern eine gewisse Würde geben. Auch, wenn einige Bilder in diesem Film vielleicht etwas drastisch sind, so steht doch hinter jedem Opfer eine Geschichte.

Der Look des Tatorts ist modern, eigenwillig. Was war Ihnen dabei wichtig?
Ich wollte für diesen Film einen ganz eigenen Look haben. Ich verstehe nicht, warum viele Krimis so "arm" aussehen. Wir haben hier ein Thema, das sich sozusagen überhitzt. Und genau das ist auch der Look des Filmes. Ich wollte einen echten Hochsommerfilm drehen. Mir wurde schon bei anderen Filmen "vorgeworfen", sie sähen aus wie Kino. Mit dieser Kritik kann ich sehr gut leben. Ich mag große Bilder und Emotionen.

Welches war die härteste Erfahrung bei diesem TATORT-Krimi im Produktionsprozess?
Ich arbeite sehr schnell. Das kann auch mal Teams überfordern. Das war hier aber zum Glück nicht der Fall, so dass wir selbst aufwendige Szenen wie zum Beispiel ein großes Feuer oder Drehtage hoch in den Bergen sehr gut gemeistert haben. So ein Dreh sollte Spaß machen, und das hat er.

Sie haben nicht nur im Jahr 2009 den Oscar sondern auch im vergangenen Jahr den Bayerischen Fernsehpreis für die beste Regie bei einem Fernsehfilm erhalten. Kam es so zum Kontakt mit dem BR?
Der Kontakt bestand schon vorher. Die Redakteurin des BR-Tatorts, Claudia Simionescu, hatte mich bereits nach meinem Saarbrücken-Tatort kontaktiert. Wir wollten schon länger etwas zusammen machen, aber es hatte vorher terminlich nicht gepasst. Um so erfreulicher war es, dass es bei "Allmächtig" dann klappte. Und es war ebenso erfreulich, dass der BR mit so einem relevanten und wichtigen Thema für diesen Tatort auf mich zukam.

Wie erleben Sie als Berliner München und die Münchner?
Ich drehe gern im "Ausland" und hatte eine gute Zeit in München.

Wie war die Zusammenarbeit mit Alexander Schubert?
Alexander Schubert taucht als Opfer überraschend viel in diesem Film auf. Auch die Art, wie wir bestimmte Szenen gedreht haben, war ungewöhnlich. Er spielt hier ja einen "Reporter", der irgendwo mit laufender Kamera reingeht, ohne zu fragen. Und so haben wir teilweise auch gedreht. Bei einem Fernsehfilm hat man oft ja nicht die Chance zu improvisieren, hier haben wir das tun können und dabei haben Alexander Schubert sicher auch seine Erfahrungen in anderen Formaten genutzt. Und er konnte zeigen, dass er wesentlich mehr kann als das.

An welchen Projekten arbeiten Sie momentan?
Ich habe in diesem Jahr meinen ersten Kinofilm gedreht: "Kafka’s Der Bau". Ein unwahrscheinlich forderndes Projekt. Mit dem Resultat bin ich extrem glücklich. Dieser Film wird derzeit gerade fertig, soll nächstes Jahr ins Kino kommen und entstand neben Unterstützung durch den SR und Arte auch mit Beteiligung des BR. Für das nächste Jahr habe ich ein paar sehr schöne Projekte auf dem Tisch. Darunter ein Fernsehfilm und ein weiteres Kinoprojekt, das ich hoffentlich im Herbst realisieren kann.


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