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Interview Genija Rykova als "Mel"

Stand: 30.07.2020

Genija Rykova (Schauspielerin, "Servus Baby").  | Bild: BR/Max Hofstetter

Was ist das Besondere an „Servus Baby“?

"Servus Baby" thematisiert schonungslos Tabuthemen, aber erzählt sie mit viel Liebe und noch mehr Humor. Die Protagonistinnen geraten in die absurdesten Situationen, die zunächst vielleicht etwas realitätsfern scheinen, aber fast alle so oder zumindest sehr ähnlich passiert sind. Ich nenne jetzt aber keine Namen… Bei allem Schalk, der der Serie eigen ist, geht sie, gerade in der zweiten Staffel sehr in die Tiefe. Und was mich immer wieder freut: ja, auch Männer haben großen Spaß an der Serie!

Mel ist in der Folge "Sombrero" schwer gebeutelt und ringt mit sich, ob sie Jakob gegenüber ihre Gefühle eingestehen soll. Was macht es ihr so schwer?

Mels Leben war bisher durch schwere Verluste geprägt. Einer der größten Verluste war der Unfalltod ihrer ersten Liebe, weswegen sie sich immer noch große Vorwürfe macht und Schwierigkeiten hat, jemanden noch einmal so nahe an sich heran zu lassen.

Jakob ist Arzt und ein Kollege von Mel aus dem Krankhaus. Bislang kam es noch nicht zum One-Night-Stand mit ihm – für die toughe Mel ungewöhnlich... Was ist anders mit Jakob und wofür steht er letztlich?

Jakob ist ausschließlich an etwas Ernstem interessiert und das erfordert – sich öffnen, loslassen, Kontrolle abgeben, sich verletzlich machen. Das kostet Mel viel.
Das Spiel, welches sie mit den anderen Männern betreibt, um sich abzulenken und Bestätigung zu holen, funktioniert bei Jakob nicht. Das ist für Mel Neuland.

Welche Bedeutung haben die Freundinnen für Mel, gerade vor dem Hintergrund der  fehlenden Familie? 

Mel hat nie erfahren, was "Familie" bedeutet. Sie kennt ihren Vater nicht und ihre Mutter hat sich während Mels Pubertät für einen neuen Partner entschieden und ist mit diesem ins Ausland gegangen. Sie hat also nur ihre Oma, die aber auch in absehbarer Zeit aus Mels Leben treten wird. Somit ist die einzige Konstante die bleibt, die Freundschaft zu Lou, Tati und Eve. Für mich ist das Rührende an dieser Freundschaft, dass Mels sperrige, unnahbare Art mit Humor und absoluter Akzeptanz aufgefangen wird - ohne Vorwurf, ohne Bewertung. Die Clique ist ihr Halt.

Wie fühlt es sich an, in die Rolle der Mel zu schlüpfen? Können Sie sich leicht in sie hineinversetzen und was ist das Spannende daran?

Am Anfang war ich eher überrascht und skeptisch, dass Natalie Spinell mich auf diese Rolle besetzen wollte. Die Figur Mel war mir sehr fremd. Sie ist so verkopft und karriereorientiert. Aber das ist ja nachvollziehbar, wenn man ihren Lebenslauf betrachtet. Trotzdem habe ich versucht es als Herausforderung zu sehen und mittlerweile ist sie mir echt ans Herz gewachsen, weil ich immer mehr verstanden habe, warum sie so handelt, wie sie eben handelt. Das ist ja auch das Spannende und Schöne an unserem Beruf: Charaktere und ihre oft nicht nachvollziehbaren Handlungen nicht zu bewerten, sondern versuchen sie doch nachzuvollziehen, auch wenn man eigentlich anderer Meinung ist. Es gibt eben nicht nur die eine Realität oder die eine einzige Wahrheit die "richtig" ist.

Ach ja, und dann gibt es ja noch die Anglizismen, die Mel ostentativ verwendet. Damit kam ich am Anfang ja gar nicht klar! Natalie hat es mir bei den Dreharbeiten immer vorsprechen müssen, weil es bei mir alles andere als "cool" klang. Mittlerweile haben sich  aber diese kleinen "Scheißerchen" in meiner Sprache eingenistet und ich bekomme sie gar nicht mehr raus. Das nervt manchmal sehr, you know.

Wie ist es für Sie, zusammen mit Ihren Kolleginnen dieses Vierer-Gespann zu spielen?

Also: den sogenannten "Zickenkrieg" gibt es bei uns schon mal nicht. Und ich glaube, das ist sowieso ein plattes Klischee! Ich kenne wesentlich mehr Männer, die sich (untereinander) "divenhaft" aufführen. Wir haben eine sehr angenehme Gruppenenergie und bei den Filmarbeiten immer eine gute Zeit miteinander. Manchmal so gut, dass Natalie Spinell ein bisschen streng werden muss, wenn wir anfangen zu viel Quatsch am Set zu machen, auch wenn sie selbst lieber mitmachen würde! Beim Drehen hat man nur leider nie genug Zeit und einer muss dann eben der "bad Cop" sein…

Für mich persönlich fühlt es sich beim Drehen darüber hinaus immer ein bisschen an wie die Mädchenclique, die ich privat nie hatte. Ich kenne aus meinem Umfeld nur Jungs-Cliquen, die über Jahre so fest zusammenhalten. Die Figuren aus "Servus Baby" sind ein bunter Haufen, der durch Höhen und Tiefen geht, egal, welche Marotten jede einzelne mit sich bringt – die Freundschaft, der Zusammenhalt, das Verständnis und die Liebe füreinander bleiben.

 Wie war die Zusammenarbeit am Set mit Regisseurin Natalie Spinell?

Natalie hat eine klare Vision, weiß was sie will und macht klare, produktive Ansagen. Da fällt es mir als Schaupielerin leicht mich fallen zu lassen und ihr zu vertrauen. Ich weiß ja auch nicht immer, wohin die Reise der Figur oder der Geschichte hingeht. Selbst während der Dreharbeiten noch nicht – und da kann man ganz schön ins Schwitzen geraten! Wenn ich also mal nicht weiter weiß, kann ich mich absolut auf sie verlassen. Das ist ein sehr beruhigendes Gefühl.


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