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Interview Fragen an Devid Striesow

Devid Striesow, Darsteller des Ralf Remberg in "Der Prediger", im Interview:

Stand: 16.01.2014

Devid Striesow in "Der Prediger" | Bild: BR/Marco Nagel

Sie spielen einen karriereorientierten Bischofsreferenten, der durch die Begegnung mit einem inhaftierten Frauenmörder in eine Glaubenskrise gerät. Wie haben Sie diese Rolle vorbereitet und erlebt?
Wenn wir von Erleben sprechen, dann sind es wohl eher die Drehtage als die Rolle selbst, die ich erlebe. Ich lese vorher das Buch und habe das auch diesmal getan, zusammen mit Thomas Berger. Wir haben uns zweimal vorab getroffen und gelesen und er hat mir erklärt, wie er bestimmte Szenen inhaltlich sieht. Thomas Berger ist sehr begnadet darin, mehrere Ebenen zu erkennen, und das war für mich das eigentliche Erleben der Rolle. Dieses Erleben hat also für mich ganz viel mit der Zusammenarbeit mit Thomas Berger zu tun. Die zweite Drehbuchfassung hatte für mich schon so eine Tiefe und so eine Filmbarkeit, dass ich mich von Beginn an sehr auf die Arbeit gefreut habe und sehr glücklich war, dass diese Zusammenarbeit zustande kam.

Die Kirche predigt Barmherzigkeit und Vergebung und ist auch ein Hort für verlorene Seelen, nicht nur für Gläubige. Worin besteht der Konflikt Ihrer Figur Ralf Remberg bei der Auseinandersetzung mit der Figur des Jan-Josef Geissler?
Vielleicht ist das genau der Punkt, der es für mich so spannend gemacht hat, dabei zu sein, genau diese Frage nach Vergebung, nach dem Glauben zu stellen. Ich glaube, ab Ende 30 fängt man langsam an, sich Gedanken über solche Fragen zu machen. Die Reise, die diese Figur macht, die Veränderung, die Metamorphose, das fand ich das Spannende daran, weil Remberg genau diese Themen parallel auch privat unheimlich umtreiben.

Wie kommt es, dass sich der selbstsichere Referent so durch Jan-Josef Geissler verunsichern lässt und an dessen Unschuld glaubt?
Verunsichern lässt sich Ralf Remberg auf jeden Fall dadurch, dass Geissler Fragen stellt, die Remberg sich vielleicht auch so schon gestellt hat, als er damals dieses Studium aufgenommen hat, also die grundlegenden Fragen des Glaubens. Fragen, die man vielleicht auch wieder vergisst, sobald man sich in den Apparat der Verwaltung stürzt, den eine Kirche natürlich im Hintergrund hat, und wo es dann vielleicht nur noch verhältnismäßig wenig um die Glaubensfrage geht. Diese Fragen treten in den Hintergrund, werden nur noch selten gestellt, und darin besteht der Konflikt.

Im Film sagt Remberg einmal "Ich weiß nicht, wann ich mir das letzte Mal Gedanken über Gott gemacht habe." Eine erstaunliche Aussage für den Referenten eines Bischofs.
Für mich war das gar nicht so außergewöhnlich, dass er diesen Satz äußert, da er ja in seinem täglichen Leben als Referent in ganz andere Aufgaben eingebunden ist. Und das war ja auch der Ausgangspunkt dafür, dass er sich für den Geissler interessiert, eben weil der sich die grundsätzlichen Fragen ja ganz klar stellt.

Muss die Kirche heute solche Leute engagieren, um in der Gesellschaft zu bestehen?
Ich kenne leider die Strukturen der Kirche so genau nicht, natürlich braucht jeder Bischof einen Referenten, aber die Frage ist ja vielmehr, was das Spezielle an genau dieser Figur ist. Remberg hat die Möglichkeiten erkannt, im Zuge der Religiosität eine Entwicklung durchzumachen. Am Ende ist er zwar nicht unbedingt geläutert, aber er hat sich positiv verändert.

Sie und Lars Eidinger kennen sich schon seit vielen Jahren, seit der gemeinsamen Zeit an der Schauspielschule "Ernst Busch" in Berlin. Dennoch gab es bisher noch nicht viele gemeinsame Produktionen mit Ihnen beiden (zuletzt im ARD-Fernsehfilm "Verhältnisse" in 2010). Wie war es, wieder gemeinsam mit Lars Eidinger vor der Kamera zu stehen?
Vor dem Hintergrund, dass wir zusammen im gleichen Jahrgang studiert haben, ist es natürlich immer spannend zu sehen, wie der Weg des anderen verläuft und wünscht sich natürlich, dass es gut läuft. Und man wünscht sich auf der anderen Seite natürlich auch gute Kollegen, mit denen man spielt. Das war in diesem Fall alles gegeben, Lars und ich verstehen uns prima und insofern war ich sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit ihm.

Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Thomas Berger? Kannten Sie sich schon vorher oder entstand der Kontakt erst im Zuge der Drehvorbereitungen?
Ich bekam die Anfrage für diese Rolle, allerdings hatten wir leider zeitliche Probleme, noch vor der eigentlichen Entscheidungsfindung persönlich zusammenzukommen. Wir haben dann telefoniert und ich habe ihm meine Intention zu diesem Stoff auch ziemlich temperamentvoll dargelegt, so wie ich es empfunden habe. Ja, und dann bekam ich eben irgendwann die Nachricht, dass die Entscheidung gefallen ist und wir zusammenarbeiten werden, da war ich natürlich sehr glücklich. Und dann erst haben wir uns wirklich persönlich kennengelernt, haben uns mehrere Male getroffen und uns gemeinsam vorbereitet. Die Zusammenarbeit am Set war dann ebenso intensiv und gut wie sie in der Vorbereitung war. Das war wirklich ein großer Glücksfall.


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