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Polizeiruf 110 "Das Gespenst der Freiheit" Interview mit Regisseur Jan Bonny

Stand: 16.08.2018

Regisseur Jan Bonny  | Bild: Jakob Beurle

Wie beschreiben Sie ihre Arbeit mit Schauspielern?

Zunächst einmal geht es um Vertrauen. Ich möchte den Schauspielern helfen, in der Rolle aufzugehen und loslassen zu können. Meine Aufgabe als Regisseur dabei ist, die Bedingungen dafür herzustellen. Ich trage ja die Verantwortung für das was am Ende entsteht. Wenn ich es schaffe, die Spielfreude bei den Schauspielern zu wecken, dann entsteht auf beiden Seiten ein vertrauensvoller Freiraum.

Ergibt sich die Bildsprache beim Drehen oder haben Sie die Bilder vorher im Kopf?

Beides. Zum einen verfolge ich natürlich Ideen, auf deren Basis bestimmte Entscheidungen getroffen werden: wo wird gedreht, mit wem wird gedreht usw.

Auf der anderen Seite ist Filmemachen kein hermetischer Prozess. Jeder Mensch, jeder Ort bringt etwas mit, das den Prozess beeinflusst. Und mehr als Geschichten zu erzählen, interessiert es mich, Orte zu erzählen. Regie führen ist für mich auch die Moderation von diesen Möglichkeiten und Kräfteverhältnissen im Raum.

Warum ein solcher Polizeiruf mit dieser Thematik gerade jetzt?

Ich bin der Auffassung, dass man keinen Film über Themen, sondern über Figuren macht. Es sind gegenwärtige Figuren und die spezielle Art und Weise, wie sich diese Figuren erzählen lassen hat mich fasziniert. Besonders die Figur des persisch-stämmigen jungen Mannes, der nach einem Platz an der ganz falschen Stelle sucht, ist sehr interessant. So werden Fragen ausgelöst, die jeder Zuschauer für sich selbst beantworten muss.

Das Timing des Films ist sehr speziell: Szenen werden gedehnt, um dann wieder zu beschleunigen.

Der Film lebt sehr von seinem Rhythmus und funktioniert als erzählerisches Element. Er führt den Zuschauer durch den Film: erzeugt Leerstellen, Fragzeichen, Aufladungen. Das erlaubt inhaltliche Auslassungen, die  - im besten Falle – wir alle beim Zusehen mit uns selbst und unserem spezifischen Verständnis ausfüllen müssen.


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