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Hörspielreihe James Joyce: „Dubliner“

Heute ist der Name Joyce gleichbedeutend mit dem literarischen Aufbruch in die Moderne. Für seine Zeitgenossen allerdings war er ein Skandalautor: Schon auf die ersten drei in einer Zeitschrift abgedruckten Erzählungen der „Dubliner“ war der Protest der Leser so heftig, dass weitere Veröffentlichungen abgelehnt wurden. Joyce schrieb trotzdem weiter und heute gilt der Zyklus der insgesamt fünfzehn Erzählungen als bester Zugang zu seinem Gesamtwerk. Die Abteilung Hörspiel und Medienkunst präsentiert den Gesamtzyklus in zwölf Folgen in einer Inszenierung von Regisseur Ulrich Lampen.

Stand: 30.11.2011

Der Stadtplan von Dublin | Bild: BR

Zwei Jungs schwänzen gemeinsam die Schule. Als Indianer streifen sie durch die städtische Prärie. Auf ihrem unerlaubten Ausflug treffen die beiden auf einen Mann, der sie in ein Gespräch verwickelt. Er fragt nach der Schule, nach Mädchen, nach Schlägen und Züchtigungen, die sie als raubeinige Jungen ja wohl häufig bekämen.

Wie dieser Plot der Erzählung „Eine Begegnung“ zeigt, sind es keine außergewöhnlichen Schicksale, die Joyce in seine Geschichten hüllt, wohl aber die Momente, die dem Leben der Protagonisten eine andere Wendung geben könnten. Ohne dass es zu einem Übergriff kommt und fast sogar ohne dass die unangenehme verbale Annäherung des Fremden greifbar würde, folgen wir dem jungen Erzähler dieser Geschichte in Unsicherheit und Abwehrhaltung.

„Dubliner“ führt in die Welt des kleinen und mittleren Bürgertums, motivisch geprägt von Versuchen des Aufbruchs. Oft passiert gar nicht viel: Es geht vielmehr um eine differenzierte psychologische Darstellung der Charaktere, um ihre Innensicht. Dabei experimentiert Joyce besonders mit dem Prinzip der Andeutung und indirekten Mitteilungen, mit denen er die Leser in einem unsicheren Schwebezustand zurück lässt.

Die Inszenierung von Regisseur Ulrich Lampen löst folgerichtig den Prosatext in mehrere Stimmen auf (u.a. Bibiana Beglau, Brigitte Hobmeier, Sylvester Groth und Thomas Thieme). Das Hörspiel kennt keine Szenen, keine Rollen und keinen Erzähler: Die Stimmen teilen sich die subjektive Erzählperspektive – und bilden damit die perspektivierte Wahrnehmung in Joyce´ Texten ab, die die eine, die wahre Perspektive in Fragestellen.

Produktionsdaten:

Produktionszeit: 19. September bis 23. Dezember 2011
Produktionsort: Studio 10, Funkhaus München

Die „Dubliner“ werden in 12 Folgen gesendet:
Teil 1: Die Schwestern / Eine Begegnung
Teil 2: Arabia / Eveline / Nach dem Rennen
Teil 3: Zwei Kavaliere / Die Pension
Teil 4: Eine kleine Wolke
Teil 5: Entsprechungen / Erde
Teil 6: Ein betrüblicher Fall
Teil 7: Efeutag im Sitzungszimmer
Teil 8: Eine Mutter
Teil 9: Gnade
Teil 10-12: Die Toten

Sendetermine: 26. Februar bis 21. Mai 2012 (außer Ostersonntag/Ostermontag 8. und 9. April 2012), immer sonntags 15.00-16.00 Uhr, in Bayern 2)
(Wdh. montags 20.03 bis 21.00 Uhr)

Außerdem
Sondersendung zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte der „Dubliner“:
„Das Zentrum der Paralyse“. James Joyce und sein Erzählzyklus Dubliner von Mira Alexandra Schnoor
Sendedatum: 19. Februar 2012, 15.00 Uhr
(Wdh. 20. Februar 2012, 20.03 Uhr)

Sprecher:
Christian Friedel,
Paul Herwig,
Nico Holonics,
Florian Fischer,
Sylvester Groth,
Thomas Thieme,
Peter Fricke,
Brigitte Hobmeier,
Bibiana Beglau,
Karin Anselm

Text: James Joyce
Übersetzung: Dieter E. Zimmer

Stab:
Bearbeitung: Ulrich Lampen
Regie: Ulrich Lampen
Regieassistenz: Stefanie Ramb
Ton und Technik: Wilfried Hauer, Susanne Herzig
Redaktion: Katarina Agathos, Herbert Kapfer / Hörspiel und Medienkunst

Kontakt für Journalisten

Pressestelle: Anna.Martin@br.de


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